Die Affäre um den Teppich-Transport für Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) von der afghanischen Hauptstadt Kabul nach Berlin hat eine neue Facette. Nach einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" (Samstagsausgabe) räumt der Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, in einer dienstlichen Erklärung ein, auch einen eigenen Teppich am 17. Mai an Bord des BND-eigenen Jets mitgenommen zu haben.
BND-Chef erhielt Teppich in Afghanistan als Gastgeschenk
Schindler schreibt in der Erklärung laut "LVZ" weiter, er habe seinen Teppich in Afghanistan als Gastgeschenk erhalten und nach der Rückkehr in Berlin beim BND abgegeben. Aus dem Text gehe auch hervor, dass die Idee zur Mitnahme des von Niebel gekauften Teppichs von einer BND-Mitarbeiterin aus der Delegation Schindlers stamme. Hintergrund sei offenbar ein Bekanntschaftsverhältnis der Frau zu einem Referenten in Niebels Ministerium.
Schindler bekräftigte in der Erklärung laut "LVZ" auch, dass er damals davon ausgegangen sei, dass Niebels Teppich ebenfalls ein Gastgeschenk sei. Allerdings hätten Mitarbeiter der BND-Residentur in Kabul offenbar von dem privaten Einkauf Niebels gewusst.
Regierungssprecher äußerst sich nicht zu Teppich-Affäre
Regierungssprecher Steffen Seibert wollte den Bericht über den zweiten Teppich auf Anfrage am Freitag vor Journalisten in Berlin zunächst nicht kommentieren. Auch eine Sprecherin des Entwicklungshilfeministeriums machte dazu keine Angaben.
Grünen-Politiker beantragt Sondersitzung wegen Teppich-Affäre
Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele teilte mit, er habe wegen der Teppich-Affäre eine Sondersitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Geheimdienste beantragt. Dort wolle er eine Gegenüberstellung Niebels und Schindlers verlangen, um Widersprüche zwischen deren Angaben zu klären. Auch wolle er wissen, "was in der Vergangenheit im BND-Präsidentenjet noch so alles befördert wurde". Bei den Widersprüchen geht es darum, dass laut BND vor dem Transport klare Absprachen zu Niebels Teppich gegeben habe, was der Minister bestreitet. afp/AZ