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Pressestimmen: Bettina Wulff: "Sich zu wehren ist ihr gutes Recht"

Pressestimmen

Bettina Wulff: "Sich zu wehren ist ihr gutes Recht"

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    Nach Gerüchten über ihr angebliches Vorleben im Rotlicht-Milieu geht Bettina Wulff in die Offensive. Bei zahlreichen Medien erwirkte sie Unterlassungserklärungen zu entsprechenden Berichten.
    Nach Gerüchten über ihr angebliches Vorleben im Rotlicht-Milieu geht Bettina Wulff in die Offensive. Bei zahlreichen Medien erwirkte sie Unterlassungserklärungen zu entsprechenden Berichten. Foto: Wolfgang Kumm, dpa

    Die frühere First Lady Bettina Wulff  wehrt sich gegen die seit langem kursierenden Gerüchte, sie habe als Prostituierte oder Escort-Dame gearbeitet. Wer diese Behauptungen über ihr Vorleben verbreitet hatte, muss nun mit Abmahnungen oder Klagen rechnen. Zudem will Bettina Wulff erreichen, dass Google ihren Namen bei der sogenannten Autovervollständigung von Suchanfragen nicht mehr mit solchen Behauptungen in Verbindung bringt.

    Der juristische Kampf wurde am Wochenende von vielen Medien und Bloggern aufgegriffen. Bettina Wulff habe völlig Recht, wenn sie gegen Verleumdungen vorgehe, hieß es oft. Dennoch stellen sich Kommentatoren auch die Frage: Warum geht die PR-Spezialistin Wulff genau jetzt damit an die Öffentllichkeit - kurz vor Erscheinen ihres neuen Buches? Hier Reaktionen und Pressestimmen zum Fall:

    "Geschäftstüchtige und mutige Frau"

    "Die Frage, warum Bettina Wulff ausgerechnet jetzt gegen die Rotlicht-Gerüchte mit rechtlichen Mitteln kämpft und in die Öffentlichkeit geht, ist schnell beantwortet. Ein besseres und preiswerteres Instrument zum Verkauf ihrer noch im September auf den Markt kommenden Biografie gibt es auf dem Medienmarkt nicht. Bettina Wulff ist eine geschäftstüchtige und auch mutige Frau. Alle Voraussetzungen für einen Bestseller sind jetzt gegeben." Flensburger Tagblatt

    "Zur Beeinflussung von Google-Stichwörtern gibt es noch eine völlig andere Möglichkeit, die hier nicht unterschlagen werden soll, auch wenn sie das Drama der Wulffs noch einmal unterstreicht. Man kann auch über Jahre hinweg auf positive Verknüpfungen hinarbeiten. (...) Bei "Veronica Carstens" und "Mildred Scheel" zum Beispiel steht bei Google eine Verknüpfung mit dem Wort "Stiftung". Dahinter steckt kein PR-Trick und auch keine Intervention eines Anwalts, sondern eine Lebensleistung." Hannoversche Allgemeine Zeitung

    "Dass die 38-Jährige das irgendwann nicht mehr weglächelt, sondern die Tuschler zum Schweigen bringen will, ist verständlich." Der neue Tag

    "Bettina Wulffs Kampf war bisher juristisch sehr erfolgreich. Ob das beim Gegner Google so bleibt? Das US-Unternehmen präsentiert sich stereotyp als Unschuld vom Lande, egal ob es mit dem geistigen Eigentum anderer Leute Geld macht, oder ob es einer Verleumdung Öffentlichkeit verschafft. Die Google-Empfehlung reflektiere ja nur das Interesse der Nutzer, sagt der Konzern und verschweigt, dass er mehr tut. Man gebe der Suchmaschine den Buchstaben "B" ein, nicht mehr, und staune über das Ergebnis." Braunschweiger Zeitung

    "Der juristische Kampf verdient Respekt"

    "Der juristische Kampf von Bettina Wulff gegen  Rotlicht-Verleumdungen und Gerüchte über ihr angebliches Vorleben als Prostituierte verdient Respekt. Der ehemaligen First Lady unseres  Landes wurde übel mitgespielt. Sie hat die Gerüchte über ihre  Vergangenheit lange ertragen und ignoriert - aus Rücksicht auf das  hohe Amt, das ihr Ehemann inne hatte. Nun war die Schmerzgrenze  erreicht." Westfalen-Blatt

    "Die Gerüchte über das Privatleben der Bettina Wulff aus einer Zeit, in der sie noch nicht Frau Wulff war, sind hässlich. Niemand muss sich gefallen lassen, wenn solche Dinge über ihn verbreitet werden. Dennoch sind Zeitpunkt sowie Art und Weise, wie sie nun gegen Medien und Google vorgeht, zweifelhaft. Denn Bettina Wulffs Prominenz ist geschwunden. Kaum jemand interessiert sich noch für alte Gerüchte. Pünktlich zum Erscheinen ihres Buchs lässt Frau Wulff ihre Anwälte dennoch eine Abmahn-Aktion verschärfen, die Aufmerksamkeit bringt." Kölner Stadtanzeiger

    "Die Gerüchte über angebliche Verbindungen Bettina  Wulffs zum Rotlicht-Milieu sind nicht neu. Hinter vorgehaltener Hand  bekam man sie seit geraumer Zeit aufgetischt. Dass Wulff sich nun  öffentlich dagegen wehrt, ist ihr gutes Recht." Allgemeine Zeitung (Mainz)

    Chronologie der Affäre Wulff

    25. Oktober 2008: Christian Wulff, damals Ministerpräsident von Niedersachsen, bekommt von der Unternehmergattin Edith Geerkens einen Privatkredit über 500.000 Euro zum Kauf eines Hauses.

    18. Februar 2010: Wulff antwortet auf eine mündliche Anfrage im niedersächsischen Landtag, dass es zwischen ihm und dem Unternehmer Egon Geerkens in den vergangenen zehn Jahren keine geschäftlichen Beziehungen gegeben habe.

    12. Dezember 2011: Wulff versucht, Bild-Chefredakteur Kai Diekmann zu erreichen, um einen Bericht zur Finanzierung seines Privathauses zu verhindern oder zu verschieben. Auf der Mailbox droht er "Krieg" mit Springer an, falls die Geschichte erscheint.

    13. Dezember: Die "Bild"-Zeitung berichtet erstmals über Wulffs Hauskauf-Finanzierung.

    14. Dezember 2011: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht Wulff ihr Vertrauen aus.

    15. Dezember 2011: Der Bundespräsident bricht sein Schweigen: "Ich erkenne an, dass hier ein falscher Eindruck entstehen konnte. Ich bedauere das", heißt es in einer Mitteilung. In der Sache habe er nichts zu verbergen.

    19. Dezember 2011: Wulffs Anwalt legt Unterlagen zum Kredit und eine Liste mit Urlauben vor, die sein Mandant als Regierungschef bei befreundeten Unternehmern verbracht hat. Zudem wird bekannt, dass der Unternehmer Carsten Maschmeyer 2007 im niedersächsischen Landtagswahlkampf eine Anzeigenkampagne für ein Interview-Buch mit Wulff bezahlt hat.

    20. Dezember 2011: Wulffs Anwalt betont, sein Mandant habe von den Zahlungen nichts gewusst.

    22. Dezember: Der Bundespräsident entschuldigt sich öffentlich für die entstandenen Irritationen. Zugleich entlässt er seinen Sprecher Olaf Glaeseker.

    2. Januar 2012: Bei der Staatsanwaltschaft in Hannover gehen elf weitere Strafanzeigen gegen Wulff ein. Die Zahl der Strafanzeigen gegen Wulff liegt nun bei insgesamt 20.

    4. Januar 2012: Wulff gibt ARD und ZDF ein Interview, in dem er den Anruf bei Diekmann als «schweren Fehler» bezeichnet und volle Transparenz bei allen Fragen ankündigt. Am Folgetag veröffentlicht sein Anwalt aber nur eine zusammenfassende Stellungnahme.

    19. Januar 2012: Wegen Korruptionsverdachts lässt die Staatsanwaltschaft Haus und Büros von Wulffs entlassenem Sprecher Olaf Glaeseker durchsuchen. Die Fahnder verschaffen sich auch Zugang zu Räumlichkeiten des Eventmanagers Manfred Schmidt, der zu Wulffs Zeit in Niedersachsen enge Kontakte zur Staatskanzlei in Hannover gehabt haben soll.

    16. Februar 2012: Die Staatsanwaltschaft beantragt, die Immunität des Bundespräsidenten aufzuheben, um gegen ihn ermitteln zu können.

    17. Februar 2012: Christian Wulff tritt zurück.

    18. Februar 2012: Die Staatsanwaltschaft nimmt die Ermittlungen gegen Wulff wegen des Verdachts der Vorteilsnahme, bzw. Vorteilsgewährung auf.

    29. Februar 2012: Das Bundespräsidialamt teilt mit, dass Christian Wulff den Ehrensold bekomme - jährlich rund 200.000 Euro bis an sein Lebensende.

    9. März 2012: Wulff wird mit dem Großen Zapfenstreich der Bundeswehr in Berlin verabschiedet. Die Feier wird von Protest begleitet.

    9. Oktober 2012: Die Flitterwochen des damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff und dessen Frau Bettina im italienischen Haus eines Versicherungsmanagers rechtfertigen keine Ermittlungen wegen Vorteilsnahme im Amt. Das teilt die Staatsanwaltschaft Hannover mit.

    9. April 2013: Wulff lehnt ein Angebot der Staatsanwaltschaft ab, die Korruptionsermittlungen gegen Zahlung von 20 000 Euro einzustellen.

    12. April 2013: Die Staatsanwaltschaft Hannover erhebt gegen Wulff Anklage. Auch der Filmmanager David Groenewold wird angeklagt.

    14. November 2013: Der Prozess gegen Wulff wegen Vorteilsnahme beginnt. Es geht um rund 700 Euro, die Groenewold für Wulff gezahlt haben soll - angeblich, damit dieser sich im Gegenzug für ein Filmprojekt Groenewolds engagiert.

    9. Dezember: Der Prozess gegen Wulffs ehemaligen Pressesprecher, Olaf Glaeseker, beginnt ebenfalls in Hannover. Glaeseker geht auf Distanz zu seinem ehemaligen Chef.

    19. Dezember: Der Richter Frank Rosenow regt an, den Wulff-Prozess im Januar einzustellen. Der Grund: Mangelnde strafrechtliche Relevanz der Vorwürfe. Wulff selbst ist aber gegen die Einstellung des Verfahrens.

    27. Februar 2014: Christian Wulff wird in seinem Korruptionsprozess freigesprochen und damit vom Vorwurf der Vorteilsannahme entlastet. (dpa)

    "Die Konsequenz aus dem Fall Bettina Wulff kann nur sein, das Internet endlich kritischer zu sehen und nicht bei jedem Versuch, unsere Rechtsordnung auch dort durchzusetzen, reflexartig Zensur zu rufen. Es wäre ein zivilisatorischer Rückschritt, wenn es im Internet weiter erlaubt würde, die Regeln unseres Zusammenlebens außer Kraft zu setzen." Sprengsatz.de/Michael Spreng

    "Warum sollte Bettina Wulff, insbesondere wenn die kolportierten Geschichten über ihre Vergangenheit schlicht unwahr sind, entsprechende Behauptungen und Andeutungen hinnehmen müssen? Wollen wir, dass die Angst vor dem Streisand-Effekt dazu führt, dass sich Opfer von Lügen nicht gegen sie wehren?" stefan-niggemeier.de

    Google handelt opportunistisch

    "Bettina Wulff gegen Google - das ist eine Auseinandersetzung zwischen der einstigen First Lady der Republik und einem Weltkonzern, der eigene Regeln hat." süeddeutsche.de

    "Google wählt aus, was als anstößig gelten, was sich als geschäftsschädigend herausstellen könnte. Rechtlich könnte Google mit der Haltung im Fall Bettina Wulff in Deutschland durchkommen. Ethisch jedoch ist das Verhalten des Konzerns fragwürdig: Google handelt opportunistisch. Das ist angesichts der publizistischen Macht des Quasi-Monopolisten beunruhigend." Spiegel Onlinebbo

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