Fünf Wochen vor der Abgeordnetenhauswahl in Berlin mussten die Grünen in der Umfrage für die RBB-"Abendschau" und die "Berliner Morgenpost" zum vierten Mal in Folge Verluste hinnehmen. Vor allem in den westlichen Bezirken der Stadt sank demnach ihre Popularität. Die Partei mit ihrer Spitzenkandidatin Renate Künast kam auf 22 Prozent und lag damit gleichauf mit der Landes-CDU, die einen Punkt im Vergleich zum Juli einbüßte.
Die SPD konnte dagegen der Umfrage zufolge ihren Vorsprung als stärkste Kraft weiter ausbauen. Die Sozialdemokraten lagen in einer am Mittwochabend veröffentlichten Umfrage von Infratest dimap bei 31 Prozent. Sie verbesserten sich damit im Vergleich zum Vormonat um zwei Prozentpunkte. Einen solchen Wert erreichte die SPD zuletzt im Winter 2007.
Die Linke, die derzeit mit der SPD in der Bundeshauptstadt regiert, verlor zwei Punkte und kam in der so genannten Sonntagsfrage auf zwölf Prozent. Zuletzt hatte die Partei vor vier Jahren derart niedrige Zustimmungswerte erhalten. Ihre Werte sanken vor allem in den östlichen Bezirken.
SPD und Grüne hätten nunmehr zusammen eine deutliche Mehrheit von 53 Prozent. Dagegen wäre eine Neuauflage des rot-roten Bündnisses derzeit nicht möglich, beide Parteien kämen zusammen auf 43 Prozent. In Berlin wird am 18. September ein neues Abgeordnetenhaus gewählt.
Piratenpartei käme in Berlin auf drei Prozent
Kritisch blieben die Umfragewerte für die Liberalen, Zwar konnte die FDP mit ihrem Spitzenkandidaten Christoph Meyer einen Punkt zulegen. Mit derzeit vier Prozent würde die Partei aber nach wie vor an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Dafür tauchte überraschend eine neue Partei als Konkurrent um den fünften Platz im Parteienspektrum auf: Die Piratenpartei kam erstmals auf drei Prozent. Die 2006 in Berlin gegründeten "Piraten" verstehen sich als Partei in der Informationsgesellschaft. Mit drei Prozent würden sie den Einzug in das Abgeordnetenhaus zwar verfehlen, könnten aber in die Bezirksverordnetenversammlungen einziehen.
Wowereit im Direktvergleich weit vor Künast
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) lag im direkten Vergleich mit seinen politischen Konkurrenten weiter klar vorn: Könnten die Berliner ihren Regierungschef direkt wählen, würden sich 59 Prozent für Wowereit entscheiden, aber nur 23 Prozent für Künast. Ähnlich groß ist der Vorsprung Wowereits auf den CDU-Spitzenkandidaten Frank Henkel: 59 Prozent würden Wowereit direkt wählen, Henkel käme auf 21 Prozent. afp