Keine Mailflut im Urlaub, nie wieder Anrufe vom Chef nach Feierabend: Mit der diskutierten Anti-Stress-Verordnung sollen die Arbeitgeber verpflichtet werden, Schutzmaßnahmen gegen körperliche und psychische Erkrankungen zu treffen.
Stress am Arbeitsplatz gehört tatsächlich für viele Berufstätige zum Alltag: Mehr als jeder Vierte kommt im Job immer oder oft an die Grenzen seiner körperlichen und seelischen Belastbarkeit. Das ergab Anfang des Jahres eine Umfrage im Auftrag der IG Metall. 42 Prozent der Befragten gaben an, hin und wieder unter Stress zu leiden. Nur 30 Prozent kennen das Problem überhaupt nicht.
Die Gewerkschaft erhob bereits im vergangenen Jahr die Forderung nach einer Anti-Stress-Verordnung im Arbeitsschutzgesetz - und Arbeitsministerin Andrea Nahles hörte. Sie will im nächsten Jahr erste Kriterien für eine solche Verordnung vorlegen. Es gebe unbestritten einen Zusammenhang zwischen Dauererreichbarkeit und der Zunahme von psychischen Erkrankungen, das haben mittlerweile auch die Arbeitgeber anerkannt, sagte Nahles.
Eine aktuelle Umfrage ergab jetzt, dass Nahles Pläne auf Zustimmung stoßen - wenn auch nur auf knappe. 52 Prozent der Deutschen wünschen sich von der Politik eine klare Anti-Stress-Verordnung, wie sie zurzeit von Regierung und Gewerkschaften diskutiert wird. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die die Krankenkasse DAK in Auftrag gegeben hat. Vier von zehn Deutschen lehnen jedoch eine derartige Regelung ab.
Viele Arbeitnehmer wollen sich lieber selbst gegen Stress wehren
Von den Befürwortern könnten sich 78 Prozent aus Angst um ihren Job nur eingeschränkt gegen zu viel Stress und Arbeitspensum wehren. Von den Gegnern einer gesetzlichen Lösung will der Großteil (81 Prozent) jedoch laut Umfrage die Stressbewältigung an seinem Arbeitsplatz nicht in die Hände der Politik geben, sondern lieber selbst regeln.
Zustimmung findet die geplante Verordnung besonders unter Arbeitern (81 Prozent), skeptischer sind hingegen Angestellte (41 Prozent). Ebenso finden sich in Ostdeutschland mehr Anhänger (59 Prozent) als im Westen. In Baden-Württemberg ist die Ablehnung am größten (44 Prozent). AZ, dpa, afp