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Porträt: Anja Piel und Annalena Baerbock wetteifern um Grünen-Parteivorsitz

Porträt

Anja Piel und Annalena Baerbock wetteifern um Grünen-Parteivorsitz

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    Die Kandidaten für den Parteivorsitz der Grünen (von links): Anja Piel, Annalena Baerbock und Robert Habeck.
    Die Kandidaten für den Parteivorsitz der Grünen (von links): Anja Piel, Annalena Baerbock und Robert Habeck. Foto: Daniel Reinhardt, dpa (Archiv)

    Wenn die Grünen heute eine neue Doppelspitze wählen, scheint auf den ersten Blick alles klar: Robert Habeck, der große Hoffnungsträger, ist praktisch gesetzt. Und um den zweiten Spitzenplatz konkurrieren zwei Frauen: Anja Piel und Annalena Baerbock. Auf den zweiten Blick ist es komplizierter, was an der grünen Quoten-Tradition liegt. Mann, Frau, Realo und Fundi – so sieht die idealtypische Grünen-Doppelspitze aus. Bisher war das so, Ober-Realo Cem Özdemir teilte sich das Amt mit Simone Peter vom Fundi-Flügel.

    Annalena Baerbock hat bei den Grünen viele Freunde

    Weil Robert Habeck eher als Realo gilt, hätte die Fundi-Frau Anja Piel aus Niedersachsen eigentlich die besseren Karten. Doch Annalena Baerbock, die als Realo-Grüne gilt, hat in der Partei viele Freunde – quer durch die Lager wird die 37-jährige Potsdamerin als smarte Nachwuchshoffnung gehandelt.

    Auf den ersten Blick wirkt Baerbock weniger wie eine Öko-Politikerin, sonder eher wie eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Doch schon in ihrer Kindheit in einem niedersächsischen Dorf spielten alternative Ideen eine wichtige Rolle: Ihre Eltern nahmen sie mit zu Anti-Atom-Demos, später schwärmte sie für Greenpeace. Zur Parteipolitik fand sie nach ihrem Studium der Rechts- und Politikwissenschaften in Hamburg und London. Seit 2005 ist sie Grünen-Mitglied, 2013 wurde sie in den Bundestag gewählt. Die Mutter zweier Töchter (zwei und sechs Jahre alt) war im Dezember selbstbewusst mit ihrer Bewerbung vorgeprescht.

    Anja Piel pflegt ein linkes Profil

    Anja Piel dagegen warf erst ihren Hut in den Ring, als mit Simone Peter eine andere Fundi-Grüne ihren Rückzug verkündete. Piel, die gelernte Industriekauffrau, setzt auf Umverteilungsthemen und pflegt ein deutlich linkes Profil. Die 52-jährige Mutter von zwei Kindern ist seit 2013 Fraktionschefin der Grünen im niedersächsischen Landtag, gilt als krisenerfahren und ausgleichend.

    Über ihre langjährige landespolitische Tätigkeit verfügt sie über ein Netzwerk in der Bundespartei – vor allem im linken Flügel. Das Prozedere des Parteitags sieht vor, dass im ersten Wahlgang Baerbock und Piel gegeneinander antreten. Zwar wird Anja Piel ein durchaus starkes Ergebnis zugetraut, doch in der Partei wird eher damit gerechnet, dass Baerbock im Zweikampf die Nase vorn hat.

    Sollte es so kommen, will Anja Piel auch nicht im zweiten Durchgang gegen Robert Habeck antreten. Dies wäre zwar möglich, weil die Grünen-Tradition zwei Frauen in einer Doppelspitze durchaus zulässt. Doch eine Chance bleibt: Habeck wünscht sich eine Übergangszeit, in der er gleichzeitig Parteichef und schleswig-holsteinischer Umweltminister sein kann. Verweigert ihm die Partei das, würde er seine Kandidatur wohl zurückziehen. Dann würde es nicht heißen Baerbock oder Piel – sondern Baerbock und Piel.

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