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Nikotin: Ärzte wollen Tabak weltweit aus dem Alltag verbannen

Nikotin

Ärzte wollen Tabak weltweit aus dem Alltag verbannen

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    Ist bald die ganze Welt rauchfrei? Wenn es nach der Weltgesundheitsorganisation ginge, sollen bis 2040 Zigaretten aus dem Alltag verschwunden sein.
    Ist bald die ganze Welt rauchfrei? Wenn es nach der Weltgesundheitsorganisation ginge, sollen bis 2040 Zigaretten aus dem Alltag verschwunden sein. Foto: Tim Brakemeier, dpa (Symbolbild)

    Internationale Gesundheitsexperten haben einen Aktionsplan vorgelegt, mit dem das Rauchen bis zum Jahr 2040 aus der Welt verschwunden sein soll. Im Vorfeld der Konferenz „Tabak oder Gesundheit“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der gestern in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) begann, legten sie ein Maßnahmenpaket vor, mit dem innerhalb von 25 Jahren der Anteil der rauchenden Bevölkerung weltweit auf fünf Prozent zusammenschrumpfen soll. Das wären dann die ganz harten Fälle von Nikotinsucht. In Abu Dhabi soll nicht weniger als die „Endphase“ des Tabakkonsums eingeläutet werden.

    Augsburger Arzt: "Geißel der Menschheit wäre beseitigt"

    Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Lungenfachärzte, Andreas Hellmann (Augsburg), begrüßte den Vorstoß. „Damit wäre eine Geißel der Menschheit beseitigt“, sagte er. Keine Gesundheitsmaßnahme wäre so sinnvoll wie die Verbannung des Rauchens. Nikotin sei der Einzelschadstoff, der die meisten Todesopfer fordert.

    Die Gruppe der Raucher hätte eine durchschnittlich acht Jahre höhere Lebenserwartung, wenn sie auf den Tabakkonsum verzichten würde. Die Lungenfachärzte wollen auf ihrer Jahrestagung in dieser Woche in Berlin fordern, dass Rauchentwöhnung wieder von den Krankenkassen bezahlt wird.

    Bundesregierung plant Präventionsgesetz gegen das Rauchen

    Das entspräche auch den Plänen der Bundesregierung für ein Präventionsgesetz, das am Freitag in erster Lesung im Bundestag behandelt wird. Darin werden die Versicherungen aufgefordert, geeignete Maßnahmen auch gegen die Gesundheitsgefahr Rauchen zu ergreifen. Der CSU-Gesundheitspolitiker Georg Nüsslein (Münsterhausen, Kreis Günzburg) sprach sich in dem Zusammenhang gegen konkrete gesetzliche Vorgaben aus. Er setze hier auf das Mittel der Überzeugung.

    Sechs Millionen Menschen sterben jährlich an den Folgen von Tabakkonsum

    Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass jährlich sechs Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums sterben, unter ihnen auch viele, die nur den Rauch von anderen einatmen.

    Die Experten fordern ein vollständiges Tabakverbot an allen Arbeitsplätzen, vereinbart von Arbeitgebern und Gewerkschaften. Zigaretten und andere Tabakprodukte sollten nur noch in ausgewählten Läden verkauft werden und Werbekampagnen dürfte es nicht mehr geben. Ein komplettes Verbot enthält das Maßnahmenpaket, veröffentlicht vom Medizinjournal The Lancet, nicht.

    Industrie ist empört über den "fanatischen Kampf" gegen das Rauchen

    Die Industrie spricht von einem beinahe fanatischen Kampf der WHO gegen das Rauchen. „Man will das Produkt vernichten“, sagte der Sprecher des Verbandes der deutschen Rauchtabakindustrie, Alexander Manderfeld, unserer Zeitung. Den Rauch aus der Welt schaffen zu wollen, käme einem Produktverbot gleich.

    Die Branche versperre sich nicht einer „sinnvollen Tabakregulierung“, wolle auch die Gesundheitsgefahren nicht verharmlosen und unterstütze den Jugendschutz, so Manderfeld. Aber am Ende „sollen die Leute selbst darüber entscheiden können“, ob sie rauchen wollen.

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