Es gibt doch noch neben den ständig wachsenden „Tatort“-Quoten Erfolgsgeschichten im deutschen Fernsehen. Wo alle jammern, dass der Quotenkuchen durch die ständig wachsende Zahl der Sender immer kleiner werde, reibt man sich beim Bayerischen Rundfunk (BR) die Hände. Denn die montags bis donnerstags ausgestrahlte Serie „Dahoam is Dahoam“, senderintern kurz „DiD“ genannt, hat sich seit ihrer Etablierung 2007 durch den damaligen Fernsehdirektor Gerhard Fuchs zur Erfolgsstory entwickelt.
„Dahoam is Dahoam“ ist die erfolgreichste Serie im Bayerischen Fernsehen. Nach 1300 ausgestrahlten Folgen hat der Marktanteil von 12,4 Prozent in 2007 stetig zugelegt und lockte im vergangenen Jahr 16,2 Prozent der Zuschauer um 19.45 Uhr vor den Fernseher.
Überdurchschnittlich erfolgreich: "Dahoam is Dahoam"
Selbst bei den im BR so raren jüngeren Zuschauern (14–29 Jahre) bescherte DiD dem Sender überdurchschnittliche Marktanteile in diesem Jahr. Auch im Netz sei das Angebot von „Dahoam is Dahoam“ mit bis zu 1,6 Millionen Klicks pro Monat eine der erfolgreichsten Seiten des BR, berichtet BR-Ufa-Fiction-Chefin Bettina Ricklefs stolz. „Bei DiD findet noch generationenübergreifendes Fernsehen statt, von Großmutter bis Enkelkind ist die ganze Familie vor dem Fernseher versammelt.“ Deshalb denkt man über die vormittägliche Wiederholung ab der ersten Folge nach.
Die Erklärung, die Ricklefs für das Geheimnis des Erfolgs liefert, klingt zunächst überraschend: „DiD ist nicht nur mit viel Herzenswärme gemacht, die Serie vermittelt auch ein großes Stück Authentizität. Für alle Probleme, sei es privat oder beruflich, wird ein liebevoller Lösungsansatz gefunden, was einen gerne mit den Figuren mitleben lässt.“ Dazu komme, dass auch immer namhaftere Schauspieler mitspielen wollen. Zudem setze man vermehrt auf jugendliche Themen.
Lauterbach und Ochsenknecht gemeinsam vor der Kamera
Außerdem dominiert Kuschelkonsens statt Krawalldramaturgie – das hat man lange nicht mehr gehört als Rezept für den Erfolg einer Serie, die nicht nur 2010 den Bayerischen Fernsehpreis gewonnen hat, sondern gerade auch mit dem Publikumspreis des Deutschen Hörfilmpreises geehrt wurde. Wer eine derart gleichsam fernseh-alchimistische Erfolgsformel sein Eigen nennt, darf für die ARD eine neue Vorabendserie aus der Taufe heben. Nach „München 7“ und „Huber & Staller“, deren Quoten ebenfalls nach oben zeigen, arbeitet ein Team um Ricklefs unter Hochdruck an der Entwicklung einer Serie für das Schauspielerpaar Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht, die seit „Männer“ 1985 (fünf Millionen Kinobesucher) zwar zusammen auf der Bühne, nicht aber vor der Kamera standen.
„Beste Feinde“ ist der Arbeitstitel der neuen Vorabendserie. „Lauterbach und Ochsenknecht spielen ehemalige Schulfreunde, die sich bei einem Klassentreffen wiederfinden. Die beiden prallen aufeinander, wie man unterschiedlicher nicht sein kann“, verrät Bettina Ricklefs. Natürlich gehe es um „die Fragen des Lebens“.
Dass damit eine weitere Serie in Bayern angesiedelt ist, hat Sinn, wenn man, wie nicht nur Ricklefs, weiß: „Bayerische Zuschauer sind treue Zuschauer. Das ist auch der Grund, warum das ZDF bei seinen Vorabendkrimis auf starke bayerische Farben setzt. Die Quote wird sehr stark,auch deutschlandweit, über die bayerischen Zuschauer getragen.“ Umso schmerzhafter für die BR-Programmchefin für Spiel-Film-Serie, dass sie 2014 auf die Produktion eines BR-Heimatkrimis verzichten muss, weil es nicht genügend Finanzmittel gebe.
Erster Franken-Tatort soll heuer noch gedreht werden
Zwar zeige man mit Dominik Grafs „Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi“ dieses Jahr einen Heimatkrimi im Bayerischen Fernsehen, der aber schon 2013 entstand. „Aber dafür haben wir die Kluftinger- und die Rita-Falk-Reihe in Das Erste gebracht.“
Der mit Degeto-Gemeinschaftsgeldern der ARD produzierte Rita- Falk-Krimi „Dampfnudelblues“, der auch erfolgreich im Kino lief, wird heuer mit „Winterkartoffelknödel“ eine Fortsetzung erfahren und nach der Kinoauswertung 2015 ausgestrahlt werden. „Dann geht es „hoffentlich – die Gespräche finden jetzt im Mai statt" – auch mit den Heimatkrimis weiter“.
Außerdem finden die Vorbereitungen zum ersten Franken-„Tatort“ (Buch und Regie: Max Färberböck) mit den von Dagmar Manzel, Fabian Hinrichs, Eli Wasserscheid und Frank-Markus Barwasser gespielten Ermittlern statt. Noch in diesem Jahr soll er fertig werden.