Darf man in diesem Fall von Siechtum sprechen? Natürlich, schließlich geht es hier um Deutschlands bekanntestes Lästermaul, und das mag’s gern ein bisschen zynisch. Harald Schmidt und Mitleid, das passt ohnehin höchstens zusammen wie Tomatenketchup zu Austern. „Dirty Harry“ ist zum Auslaufmodell geworden.
Ihm blüht wohl bald ein ähnliches Schicksal wie zuletzt Waldemar Hartmann, dessen Vertrag mit der ARD nicht mehr verlängert wurde und über den Schmidt kürzlich beim Bezahlsender Sky noch Witze riss. „Da hat Waldi noch Glück gehabt, weil der letzte Waldi, den ich kannte, der zu alt war, der wurde eingeschläfert“, grinste Schmidt in die Kamera.
Der Biss ist dem 55-jährigen gebürtigen Neu-Ulmer wenigstens noch nicht ganz ausgegangen, dafür aber die Zuschauer. Harald Schmidt floppt und tritt bei Sky fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf. Das war so nicht geplant. Neben Kaiser Franz Beckenbauer hätte der Großmeister als König der satirischen Unterhaltung dem Sender noch mehr Glanz verleihen sollen. Mittlerweile durfte man in Unterföhring (Sitz des Senders) allerdings mit Schrecken erkannt haben, dass Fußball und sagen wir mal anspruchsvolle Unterhaltung zwei Paar Stiefel sind.
Der Marktanteil liegt bei 0,00 Prozent
Während Sky bei seinen Bundesliga-Übertragungen meistens weit mehr als über eine Million Zuschauer hat, sind die Werte bei der Harald-Schmidt-Show so klein, dass sie nicht mehr messbar sind. Der Marktanteil lag bei 0,00 Prozent, wie die Marktforschungsfirma Media Control errechnete. Laut Media Control haben somit jedes Mal weniger als 5000 Zuschauer das Programm gesehen. 5000 Zuschauer klingt wie ein schlechter Witz.
Sky dementiert in einer Pressemeldung diese Zahlen. Bei diesen niedrigen Zahlen handle es sich angeblich allein um die Auswertung der Liveausstrahlung auf Sky Hits und Sky Atlantic HD durch Media Control in rund 250 willkürlich ausgewählten Testhaushalten. Unter Einbeziehung sämtlicher Ausstrahlungen und Sky-Dienste und bei einer Reichweite von drei Millionen Abonnenten kommt Schmidt laut Sky auf 175000 Zuschauern pro Show (Dienstag bis Donnerstag auf Sky Hits ab 22.15 Uhr).
Harald Schmidt präsentiert nichts Neues
Fakt ist dennoch: Schmidt ist out. Das mag auch daran liegen, dass der nach dem Senderwechsel schlicht und einfach nichts Neues präsentiert. Es fängt schon damit an, dass die Fototapete mit dem Köln-Panorama immer noch an der gleichen Stelle hängt. Auch den unsäglichen, unlustigen Bandleader Helmut Zerlett hat Schmidt mit umgezogen. Man kann den Zeiten, als Schmidt mit Herbert Feuerstein oder später Manuel Andrack noch das Publikum begeisterte, nur noch nachheulen.
Schmidt ist eine tragische Figur, für die Sky allerdings teuer bezahlen muss (angeblich bis zu 120000 Euro pro Folge). Der Sender hat reagiert. Seine Show ist die einzige Sendung bei Sky die durch Werbung unterbrochen wird. So kommen wenigstens wieder ein paar Euro zurück in die Kassen. AZ