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Mannheim: Zugunglück in Mannheim: Lokführer schweigt bei Prozessauftakt

Mannheim

Zugunglück in Mannheim: Lokführer schweigt bei Prozessauftakt

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    Beim Zusammenstoß zwischen einem Eurocity-Zug und einem Güterzug waren 2014 zwei mit rund 110 Passagieren besetzte Waggons umgekippt.
    Beim Zusammenstoß zwischen einem Eurocity-Zug und einem Güterzug waren 2014 zwei mit rund 110 Passagieren besetzte Waggons umgekippt. Foto: Uli Deck/dpa

    Ein Abend im August 2014, kurz vor dem Mannheimer Hauptbahnhof. Ein Reisezug hat auf eingleisiger Strecke freie Fahrt, ein Güterzug muss halten. Doch der Lokführer des Güterzugs fährt weiter, die Züge krachen zusammen. Der erste und zweite Waggon des Eurocitys entgleisen und kippen um. Auch die Lok und zwei Containerwagen des Güterzugs reißt es aus den Gleisen. 38 Menschen müssen laut Staatsanwaltschaft von Rettungsärzten versorgt werden. Seit Mittwoch läuft vor dem Amtsgericht in Mannheim der Prozess gegen den Lokführer des Güterzugs.

    Wie konnte es zu dem Unglück kommen? Der Staatsanwalt schildert den Ablauf so: Der Reisezug hatte das Signal "Freie Fahrt" bekommen, für den Güterzug galt "Halt". Doch der 62 Jahre alte angeklagte Lokführer habe sich an dem Signal des anderen Zuges orientiert. Sein Stoppzeichen missachtete er.

    Lokführer schweigt beim Prozessauftakt

    Danach kam es automatisch zu einer Zwangsbremsung. Der Lokführer hätte daraufhin sofort die Fahrdienstleistung kontaktieren müssen, um nach dem Grund für den Halt zu fragen - und um auf weitere Befehle zu warten, wie der Staatsanwalt sagt. Das geschah nicht: Der Lokführer löste die Zwangsbremsung auf, fuhr weiter und ignorierte noch zwei weitere Haltesignale.

    Das zeigt auch die Auswertung der Blackbox, die den Fahrtverlauf aufzeichnete. "Wir konnten an beiden Zügen keine Mängel feststellen", sagt ein Mitarbeiter des Eisenbahnbundesamtes im Zeugenstand. Es gebe klare Regeln, was Lokführer nach Zwangsbremsungen tun müssten. Es gebe aber Fälle, bei denen aus Angst vor Repressalien nicht die Fahrdienstleitung kontaktiert werde. Ein Haltesignal zu missachten, sei schließlich kein Kavaliersdelikt. So ein Vergehen könne auch zur Abmahnung führen. 

    Der Lokführer schweigt beim Prozessauftakt zunächst zu den Vorwürfen. Zuvor hatte er aber bereits Fehler eingeräumt.

    Gesamtschaden von über zwei Millionen Euro

    Als der Fahrdienstleiter in Mannheim die gefährliche Situation vor dem Zusammenstoß erkennt, kann er laut einem Bundespolizisten nur noch rufen: "Um Gottes willen, halt an!" Der Beamte des Eisenbahnbundesamtes hält es für möglich, dass der angeklagte Lokführer das Signal zur freien Fahrt, das dem entgegenkommenden Zug galt, als sein eigenes gewertet habe. Das Verhalten des Lokführers in Mannheim gebe es hin und wieder, sagt er: "Es sind wenige Fälle, aber sie kommen vor." Er wolle dessen Verhalten aber nicht entschuldigen.

    In den beiden umgekippten Waggons des Reisezugs saßen rund 110 Menschen. Am Eurocity entstand laut Staatsanwaltschaft ein Schaden von etwa 1,6 Millionen Euro, am Güterzug waren es 254 000 Euro und an den Bahnanlagen rund 530 000 Euro.

    Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) forderte anlässlich des Prozesses erneut, zügig neue Lokführer einzustellen und Arbeitszeiten zu verbessern. "Die Unternehmen haben aus Kostengründen an Personal und an der ausreichenden Ausbildung gespart". Jetzt fehlten in Deutschland bis zu 1000 Lokführer und der Nachwuchs bleibe aus. "Die Lokführer gehen, wie das gesamte Zugpersonal, bis hart an die Belastungsgrenze, um den Eisenbahnbetrieb aufrecht zu erhalten." Der Prozess soll am kommenden Mittwoch fortgesetzt werden. Christine Cornelius, dpa

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