Die Tierrechtsorganisation Peta hat ein heimlich erstelltes Video veröffentlicht, das zeigen soll, wie Mitarbeiter des Zoos in Hannover Elefanten misshandeln. Mehrfach traktieren sie in dem zweiminütigen Clip die jungen Elefanten mit einem Metallstab, an dessen Spitze ein Haken angebracht ist. Die Tiere müssen wie im Zirkus Kunststücke vorführen.
Einen Elefanten bringen die Pfleger dazu, sich zu drehen. Eine andere Sequenz im Video zeigt eines der Tiere, das auf dem Hintern sitzt und die Vorderbeine nach oben streckt.
Peta hat Anzeige wegen Tierquälerei erstattet
Peta wirft dem Erlebnis-Zoo Hannover jetzt vor, den Tieren zu schaden und ihnen Schmerzen zuzufügen, um sie für Vorstellungen zu trainieren. Die Tierrechtsorganisation hatte die Kameras im Trainingsbereich der Elefantenanlage versteckt und dokumentiert, wie Pfleger Jungtiere mit dem Einsatz von Elefantenhaken und Peitsche dressieren. Peta hat bei der Staatsanwaltschaft Hannover Strafanzeige wegen Tierquälerei gegen die Zoo-Verantwortlichen erstattet.
Der Zoodirektor will den Tierquälerei-Vorwurf prüfen
Der Direktor des Zoos, Andreas Casdorff, weist die Kritik zurück. Er sagt: „Wir müssen die Tiere trainieren, um eine Beziehung zwischen Mensch und Tier herzustellen.“ Das sei notwendig, für die Pflege und für medizinische Behandlungen. Auf seiner Facebook-Seite stellte der Zoo klar: „Unsere Tierpfleger üben ihren Beruf aus, weil sie Tiere lieben.“ Nach den Misshandlungs-Vorwürfen gegen die Elefantenpfleger will der Zoodirektor die von den Tierschützern angefertigten Aufnahmen jetzt aber genau analysieren. „Sollte irgendwo ein Fehlverhalten stattgefunden haben, werden wir konsequent handeln“, versprach Casdorff.
Außerdem gebe es gar keine Elefantenshows mehr im Zoo in Hannover. Sie seien vor etwa drei Jahren abgeschafft worden, sagt der Direktor. „Wir machen nur noch kommentierte Fütterungen. Diese Kunststücke finden nicht mehr statt.“ Laut Peta stammen jedoch Aufnahmen mit Kunststücken vor Besuchern aus dem Frühjahr 2016.
Elefanten im Zoo zu halten, ist generell problematisch
Im Zoo Hannover werden die Elefanten nach dem Prinzip „direkter Kontakt“ gehalten, die Pfleger sind Teil der Herde und untermauern ihre Autorität mit Hilfe des Elefantenhakens. Nach Angaben des Verbandes der Zoologischen Gärten haben viele Tierparks - zum Teil nach Angriffen auf Pfleger - inzwischen auf indirekten Kontakt umgestellt. Auch der Zoo Hannover hat dies vor. Es erfordere aber größere Umbaumaßnahmen, sagte Casdorff.
Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, kritisierte am Mittwoch die Haltung von Elefanten in Zoos generell. „Wenn dann auch noch Bilder, wie aktuell aus Hannover, dokumentieren, dass die Tiere bedroht oder ihnen Gewalt angetan wird, um den direkten Umgang zu ermöglichen oder ihnen fragwürdige Kunststückchen beizubringen, so ist dies aus Tierschutzsicht nicht mehr tragbar und auch nicht mit den Ansprüchen, die Zoos heute an sich selbst stellen, vereinbar“, sagte Schröder.
Mitarbeiter erhalten Morddrohungen
Am Donnerstag wurde bekannt, dass Zoodirektor Casdorff und einige Pfleger Morddrohungen erhalten haben. Die Polizei reagiert und fährt dort nun verstärkt Streife. "Wir stehen im engen internen Austausch mit dem Zoo", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Der Zoo kommentierte die Drohungen am Donnerstag auf seiner Facebookseite: "Bei allem Verständnis für eure Reaktionen, sind wir bestürzt über die massiven Drohungen, denen sich unsere Mitarbeiter ausgesetzt sehen." (AZ, dpa)
Das Video, das Peta auf Youtube veröffentlicht hat, soll nur von Volljährigen gesehen werden. Daher ist vorher eine Anmeldung nötig.
Zum Video "Quälerei von Babyelefanten im Erlebniszoo Hannover".