Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, hat anlässlich der Gedenkfeiern zum Jahrestag der Reichspogromnacht einen weiterhin in Deutschland herrschenden Antisemitismus beklagt.
Dem NDR sagte Kramer am Samstag, Juden erlebten nach wie vor Hass "in seiner gesamten Brutalität, wie wir ihn eigentlich seit Jahrhunderten erleben." Es gebe viele "Beispiele von Gewalt gegen Sachen, gegen Gräber, gegen Gemeinden wie auch gegen Menschen."
Kramer: Judenfeindlichkeit ist wieder "en vogue"
"Nicht weniger gefährlich und weniger verletztend", aber deutlich stärker als die Gewalt gegen Juden sei, so Kramer, der Antisemitismus durch Worte. Er beklagt, dass diese Form der Judenfeindlichkeiten "in der Mitte der Gesellschaft" stattfinde.
"Ich nenne ihn immer gerne den Salon-Antisemitismus, der ist mittlerweile wieder en vogue geworden." Juden in ganz Europa beobachten laut einer am Freitag veröffentlichten Studie einen steigenden Antisemitismus. Besonders häufig wurden diese Beobachtungen in Belgien, Frankreich und Ungarn geäußert.
Gedenken an die Reichspogromnacht vor 75 Jahren
Am 9. November 1938 wurden bei der Reichspogromnacht rund 1400 Synagogen, tausende jüdische Läden, Betriebe, Arztpraxen und Wohnhäuser in Deutschland und Österreich innerhalb weniger Stunden zerstört. Dutzende Menschen wurden getötet.
In den darauffolgenden Tagen wurden ungefähr 30 000 jüdische Männer in die Konzentrationslager Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau verschleppt. Am Samstag wird in ganz Deutschland mit Veranstaltungen in zahlreichen Städten des Pogroms an der jüdischen Bevölkerung gedacht. AFP