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Adria-Fähre "Norman Atlantic": Zahl der Toten beim Fähr-Unglück steigt - "Wir dachten alle, wir sterben"

Adria-Fähre "Norman Atlantic"

Zahl der Toten beim Fähr-Unglück steigt - "Wir dachten alle, wir sterben"

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    Der Brand auf der "Norman Atlantic" forderte bisher fünf Todesopfer.
    Der Brand auf der "Norman Atlantic" forderte bisher fünf Todesopfer. Foto: AFP PHOTO/GUARDIA COSTIER

    Nach anderthalb Tagen Todesangst sind die letzten verbliebenen Passagiere von der abgebrannte "Norman Atlantic" gerettet worden. Nur neun Crewmitglieder blieben nach Angaben der italienischen Marine am Montag an Bord, um das Abschleppen der Adria-Fähre vorzubereiten. Durch den Brand auf der "Norman Atlantic" sind neuen Angaben zufolge mindestens zehn Menschen getötet worden. Wie die italienische Regierung am Montag nach der Rettung der letzten Passagiere von Bord der Adria-Fähre mitteilte, wurden acht Leichen geborgen und 427 Menschen gerettet. Diesen Angaben zufolge wäre der Verbleib von 43 Menschen ungeklärt, die auf der Liste der Insassen mit insgesamt 478 Namen standen.  Der italienische Verkehrsminister Maurizio Lupi sagte jedoch, die Passagierliste sei möglicherweise nicht korrekt.

    Eine ARD-Reporterin hat auf Twitter von 40 Toten geschrieben.

    Nach Abschluss der dramatischen Rettungsaktion rückte die Frage nach der Ursache der Tragödie in den Mittelpunkt.

    Passagiere der "Norman Atlantic" schildern dramatische Szenen nach dem Ausbruch des Feuers.
    Passagiere der "Norman Atlantic" schildern dramatische Szenen nach dem Ausbruch des Feuers. Foto: Stamatis Katapodis dpa

    Das Drama begann am frühen Sonntagmorgen, als auf einem Autodeck der "Norman Atlantic" mit 478 Menschen an Bord ein Feuer ausbrach und sich rasend schnell ausbreitete. Manövrierunfähig trieb das brennende Schiff, auf dem sich auch 18 Deutsche befanden, in Richtung albanischer Küste. "Es war nur ein Rettungsboot im Wasser und niemand von der Besatzung war da, um den Menschen zu helfen", sagte einer der ersten Passagiere, die von einem Handelsschiff gerettet und im italienischen Bari an Land gebracht wurden. "Wir dachten alle, wir sterben."

    Zwar konnte das Feuer bis zum Sonntagabend unter Kontrolle gebracht werden, doch stieg weiter schwarzer Qualm aus dem schlingernden Schiff auf. Mehrere Versuche, die Fähre an einem Schlepper zu befestigen, scheiterten. Mit Hubschraubern und Löschbooten kämpften die italienische und griechische Marine auch über Nacht gegen die Zeit. Dennoch saßen am Montagmorgen, mehr als 24 Stunden nach Ausbruch des Feuers, noch immer rund 200 Menschen auf der "Norman Atlantic" fest.

    Erst, als ein Marineschiff mit Hubschrauberlandeplatz vor Ort war, konnten die völlig verängstigten Passagiere schneller in Sicherheit gebracht werden. "Jeder war von Panik ergriffen, niemand sagte uns, was wir tun sollten", sagte eine griechische Passagierin nach ihrer Rettung der Zeitung Ethnos.

    Ein 62-jähriger Grieche war am Sonntag mit seiner Frau ins Wasser gesprungen oder gestürzt und schaffte es nicht, ein Rettungsboot zu erreichen. "Wir waren vier Stunden im Wasser", sagte die Frau am Montag der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. "Ich konnte ihn nicht retten", berichtete Teodora Douli. "Er sagte: 'Wir sterben, wir sterben'." Am Montag wurden vier weitere Leichen geborgen. Ihre Identität wurde zunächst nicht mitgeteilt.

    Schiffs-Crew war offenbar völlig überfordert

    Neben den Vorwürfen der Passagiere an die offenbar völlig überforderte Crew nahm die italienische Staatsanwaltschaft strafrechtliche Ermittlungen auf. Es solle vor allem geprüft werden, ob Fahrlässigkeit zu dem Unglück in der Adria geführt habe, teilte Staatsanwalt Giuseppe Volpe in Bari mit. Zudem sei Gegenstand der Ermittlungen, wie das Feuer ausbrach und warum es sich so rasend schnell verbreiten konnte.

    Die griechische Fährlinie Anek hatte die fünf Jahre alte Fähre von der italienischen Firma Visemar gechartert. Sie hat Platz für 490 Passagiere, war also nicht überbucht. Eigentümer Carlo Visentini sagte seine Zusammenarbeit bei den Ermittlungen zu. Nach seinen Angaben gab es erst am 19. Dezember eine Inspektion, bei der auch die Brandschutztüren überprüft wurden. Dabei sei eine "leichte Fehlfunktion" aufgefallen, die aber "zur Zufriedenheit der Inspektoren" behoben worden sei. afp/AZ

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