Einige Delfinbaby kamen tot zur Welt, andere verendeten schon nach wenigen Tagen - jetzt hat der Nürnberger Tiergarten erneut die Totgeburt eines Delfins zu beklagen. Tierschützer sehen sich damit in ihrer Kritik an der Delfinhaltung bestätigt.
Die erneute Totgeburt eines Delfins hat die Kritik an der umstrittenen Delfinhaltung im Nürnberger Tiergarten neu entfacht. Nach Angaben der Tiergartenleitung hatte das Delfinweibchen Anke während seiner vorübergehenden Unterbringung im niederländischen Delfinarium Harderwjik bereits Mitte Oktober ein totes Jungtier zur Welt gebracht. Die Ursache der Totgeburt sei unklar, heißt es in einer Mitteilung im Internet.
Todesmeldung bewusst verschwiegen?
Warum die Tiergartenleitung auf die Veröffentlichung einer sonst üblichen Pressemitteilung verzichtet hat, war am Freitag unklar. Zunächst war keine Stellungnahme zu erhalten. Delfinschützer warfen dem Tiergarten vor, die Todesnachricht bewusst verschwiegen zu haben.
Tierschützer sprachen einem "herben Rückschlag" für den Zoo. Dieser hatte erst im vergangenen Sommer ein millionenteures Delfinarium eröffnet. Seit 2004 seien bereits zehn junge Delfine entweder tot zur Welt gekommen oder innerhalb von zehn Tagen verendet. Die Tiergartenleitung hofft seit Jahren auf eine erfolgreiche Delfinnachzucht, da sie andernfalls in ein paar Jahren ihr Delfinarium mangels Tieren schließen müsste. Die Haltung von sogenannten Wildfängen lehnt der Zoo ab.
Das Delfinweibchen Anke war im Oktober 2008 zusammen mit zwei anderen Weibchen in das Delfinarium Harderwjik gebracht worden. Der Tiergarten spricht von einer "Hochzeitsreise in die Niederlande". Tierschützer des Wal- und Delfinschutzforums (WDSF) sagen, die Großen Tümmler seien zum Schutz vor dem Baulärm nach Holland gebracht worden. Das neue Delfinarium entstand direkt neben der alten Anlage.
Nur zwei Delfinarien in Deutschland
Nürnberg ist neben Duisburg die einzige Stadt in Deutschland, die noch ein Delfinarium betreibt. Die Tiergartenleitung sieht in der im Sommer eröffneten Lagune - der "ersten Freianlage für Delfine in Deutschland" - deutlich verbesserte Haltungsbedingungen. "Die Lagune ist nach Auffassung der konsultierten externen Experten der einzige richtige Weg, um für unsere Delfine ein optimiertes Management zu erreichen", hatte Zoo-Chef Dag Encke wiederholt betont.
Das Wal- und Delfinschutz-Forum hält dagegen auch das neue Delfinarium für unzureichend. Die Initiative kündigte für die nächsten Tage weitere Proteste vor dem Tiergarten an. Gegen die Tierhaltung wendet sich auch die Walschutzorganisation WDCS. Nachdem sie gerichtlich Aktenseinsicht durchgesetzt hat, überprüft sie derzeit, ob schlechte Haltungsbedingen zum Tod der Delfinbabys geführt haben. dpa/lby/AZ