Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Kreuzfahrtunglück: Wie geht es nach dem "Costa Concordia"-Unglück weiter?

Kreuzfahrtunglück

Wie geht es nach dem "Costa Concordia"-Unglück weiter?

    • |
    Am 13. Februar ist das Kreuzfahrtschiff «Costa Concordia» mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der Küste der Toskana havariert.
    Am 13. Februar ist das Kreuzfahrtschiff «Costa Concordia» mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der Küste der Toskana havariert. Foto: dpa

    Am 13. Februar ist das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der Küste der Toskana havariert. Mittlerweile wurden 16. Tote in dem Schiffswrack geborgen. Während es einen Plan für die Bergungsarbeiten auf der Insel Giglio gibt, ist Der Schettino in uns allenCosta Concordiain der Schuldfrage noch einiges offen.

    Besteht noch Hoffnung auf Überlebende?

    Niemand sagt dies gern offen, aber so lange nach der Havarie gibt es praktisch keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Nach Vermissten soll aber in den nächsten Wochen weiter gesucht werden. Doch um diese schwierige Aufgabe der Taucher abschließen zu können, muss das auf der Seite liegende Schiff erst voll inspiziert werden können. Warum, erläuterte Einsatzleiter Gabrielli so: Möglicherweise zwischen Rumpf und Felsengrund eingeklemmte Opfer könnten erst dann geborgen werden, wenn das 290 Meter lange Schiff wieder aufgerichtet worden sei. Dafür soll die Reederei nun einen Bergungsplan vorlegen.

    Wie läuft die Suche nach den Vermissten konkret ab?

    Die "Costa Concordia" wird systematisch abgesucht: unter Wasser bei Tageslicht von Tauchern der Feuerwehr, Küstenwache und Polizei, im trockenen Teil rund um die Uhr von Spezialkletterern der Feuerwehr. Marine-Taucher sprengen zudem Hindernisse unter Wasser aus dem Weg. Für jedes der 1500 Zimmer, in dem Menschen vermutet werden, müssen die Einsatzkräfte 40 bis 45 Minuten Zeit einrechnen. Unter Wasser sei die Sicht so schlecht, berichten Taucher, dass man die Hand vor Augen nicht sehe. Wegen der Eisenwände gibt es keinen Funkkontakt.

    Wie viele Opfer wurden bereits gefunden und werden noch vermutet?

    Bis Montag wurden 15 Tote aus dem Schiff geborgen und 9 von ihnen bereits identifiziert. Eine Tote wurde dann am Dienstag gefunden. Nach offiziellen Listen galten davor noch 23 Menschen als vermisst. Abzüglich der sieben noch nicht identifizierten Toten ergaben sich rein mathematisch daraus 17 noch zu suchende Leichen an Bord des Schiffes und am Meeresgrund um die "Concordia". Gabrielli kann jedoch nicht ausschließen, dass im Schiff noch Opfer sind, die nicht auf den Listen standen. Das muss auch bei dem am Dienstag geborgenen 16. Opfer erst geklärt werden.

    Ist wegen des Treibstoffs an Bord die Umwelt bedroht?

    Eine Bergungsfirma will am Wochenende mit dem Abpumpen der rund 2300 Tonnen Treibstoff beginnen. Die Tanks der "Concordia" sind unbeschädigt. Wenn bei der Entleerung - die rund vier Wochen dauern dürfte - Öl austritt, sollen eine doppelte schwimmende Barriere und ein Spezialschiff dieses wieder einsammeln. Der Schaden durch einen dünnen Ölfilm - entstanden bei der Suche nach Vermissten - soll sich in Grenzen halten und die Natur um die Insel nicht gefährden.

    Droht das Schiff unterzugehen oder liegt es stabil?

    Die "Costa Concordia" hat sich in den Tagen nach der Havarie am 13. Januar immer wieder leicht bewegt. Diese Bewegungen werden von den Experten unter anderem per Satellit genau registriert. Zunächst wurde befürchtet, das gekenterte Schiff könnte bei einem schweren Sturm bis auf eine Tiefe von etwa 90 Metern absinken. Der Leiter des Krisenstabes, Franco Gabrielli, gab am Montag aber Entwarnung. Das Schiff sei stabil, das hätten umfangreiche Messungen erwiesen: "Die Gefahr besteht nicht mehr, dass es absinkt", beruhigte er.

    Wie geht es mit dem Kapitän weiter?

    Schifffahrt: Wie ein Ozeanriese gesteuert wird

    Für die Führung eines Ozeanriesen in der Größe der «Costa Concordia» sind in der Regel mindestens fünf Nautiker verantwortlich.

    Zu diesen erfahrenen Seemännern gehören: Kapitän, Staffkapitän (auch für die Verwaltung der Besatzung zuständig) und drei Wachoffiziere.

    Nach Angaben des Präsidenten des Verbandes Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere, Christoph Wand, muss rund um die Uhr mindestens einer von ihnen die Fahrt überwachen.

    Das letzte Wort hat stets der Kapitän.

    Das Schiff kann auf dem offenen Meer per Autopilot gesteuert werden.

    Dazu stellt der Schiffsführer einen bestimmten Kurs ein, der Ozeanriese fährt dann automatisch in die vorgegebene Himmelsrichtung.

    Soll das Schiff selbstständig eine vorgegebene Route fahren, kommt Wand zufolge der sogenannte Trackpilot zum Einsatz.

    Hilfe bei der Überwachung der Position gibt das Satelliten-Navigationssystem GPS. Das Radar zeigt aus dem Wasser ragende Felsen und bewegliche Hindernisse wie Schiffe oder Eisberge an.

    Daneben sind elektronische Seekarten sowie Geräte zur Messung der Wassertiefe, Geschwindigkeit und des Windes wichtig.

    Die Messinstrumente müssen ständig beobachtet werden. Auch der Blick in die Umgebung ist immer wieder notwendig.

    Die Technik hilft lediglich zu erkennen, ob sich etwa ein anderes Fahrzeug nähert.

    Um die Route zu ändern, sind Menschen nötig. Im Hafen werden Schiffe in der Regel manuell gesteuert.

    In der Woche nach der Havarie stand der schwer beschuldigte Kapitän Francesco Schettino im Fokus. Der 52-Jährige steht unter Hausarrest, die Ergebnisse eines Drogentests müssen erst noch bekannt werden. Ihm werden mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und das Verlassen des Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen. Aber auch gegen den Vizekommandanten Ciro Ambrosio wird ermittelt. Und der Generalstaatsanwalt der Toskana, Beniamino Deidda, zeigt mit dem Finger auf die Reederei Costa Crociere und deren Entscheidungen: Der Arbeitgeber sei verantwortlich, er wähle auch den Kapitän aus. dpa/AZ 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden