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Ölembargo: Westen berät über Vorgehen in drohender Iran-Krise

Ölembargo

Westen berät über Vorgehen in drohender Iran-Krise

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    Ansicht von oben: Der Persische Golf, die Straße von Hormus und der Golf von Oman, in einer Satellitenaufnahme. Foto: NASA dpa
    Ansicht von oben: Der Persische Golf, die Straße von Hormus und der Golf von Oman, in einer Satellitenaufnahme. Foto: NASA dpa

    Die Spannungen zwischen Teheran und dem Westen um das Ölembargo und eine mögliche Sperrung oder Verminung der Meerenge von Hormus könnten sich durch die neuerlichen Seemanöver verstärken.

    Nach den zehntägigen Manövern der iranischen Marine in der Straße von Hormus hat nun auch die Elitetruppe der Revolutionswächter dort Manöver angekündigt. Wie die Führung der sogenannten Pasdaran am Freitag mitteilte, will sie ihre Manöver vom 21. Januar bis 19. Februar abhalten. Die EU-Staaten verhandeln derweil weiter über den Zeitpunkt, zu dem das geplante Ölembargo  gegen den Iran in Kraft treten soll.

    Teheran droht mit Sperrung der Hormus-Straße bei Sanktionen des Westens

    Wie der Konflikt um Irans Atomprogramm 2011 eskalierte

    Viele Länder vermuten, dass der Iran heimlich an Atomwaffen baut. Teheran bestreitet das und pocht auf sein Recht auf Kernenergie. Im Januar 2011 scheitern die Gespräche über Irans Atomprogramm. Zum Jahresende spitzt sich der Konflikt zu:

    8. November: Der Iran hat laut einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA vermutlich an der Entwicklung der Atombombe gearbeitet. Teheran weist das zurück. Mehrere Länder fordern, die Sanktionen gegen den Iran zu verschärfen - darunter auch Deutschland.

    18. November: Der IAEA-Gouverneursrat setzt Teheran eine letzte Frist bis Ende März 2012, alle Fragen im Atomstreit zu beantworten. Der Iran antwortet mit der Ankündigung eines Luftabwehrmanövers.

    21. November: Großbritannien bricht sämtliche Verbindungen zu iranischen Banken ab. Diese spielten eine zentrale Rolle für die Finanzierung des Atomprogramms, heißt es.

    28. November: Die Bundesregierung setzt sich für einen Stopp aller Ölimporte aus dem Iran in die EU ein. Ein solches Embargo könnte nach Angaben von Diplomaten schon Anfang 2012 in Kraft treten.

    29. November: Aus Protest gegen britische Sanktionen und den Tod eines Atomwissenschaftlers stürmen iranische Studenten das Gelände der britischen Botschaft in Teheran.

    30. November: Großbritannien weist sämtliche Diplomaten und Mitarbeiter der iranischen Botschaft in London aus. Im Gegenzug verweist der Iran britische Diplomaten des Landes und warnt den Westen vor einem Militärschlag. Deutschland und die Niederlande rufen ihre Botschafter aus Teheran zurück.

    1. Dezember: Angebliche Pläne des Irans für Anschläge auf US- Streitkräfte in Deutschland sorgen für Wirbel. Sie haben aber offenbar keine Grundlage. Die 27 EU-Außenminister beschließen, ein Verbot von Öleinfuhren aus dem Iran vorzubereiten. Das Finanzsystem des Landes soll vom Westen abgeschnitten werden.

    2. Dezember: Trotz Bedenken des Weißen Hauses stimmt der US-Senat für neue Sanktionen gegen die Teheraner Zentralbank. Unternehmen oder Geldhäusern, die mit der iranischen Notenbank zusammenarbeiten, soll der Zugang zum US-Markt verwehrt werden.

    14. Dezember: Die iranische Regierung dementiert Berichte, sie wolle bei Manövern die Straße von Hormus für Öltransporte sperren. Das war zuvor von iranischen Abgeordneten angekündigt worden.

    24. Dezember: Der Iran beginnt Seemanöver im Persischen Golf. Das Außenministerium erklärt, im Kriegsfalle könne die Straße von Hormus gesperrt werden.

    27. Dezember: Vizepräsident Mohammed Reza Rahimi erweitert die Blockadedrohung auf den Fall neuer Sanktionen: «Wenn sie (der Westen) Sanktionen gegen iranisches Öl verhängen, wird kein Tropfen Öl mehr durch die Straße von Hormus gelassen.» Die USA wiederholen daraufhin ihre Drohung mit neuen Sanktionen im Atomstreit mit Teheran.

    28. Dezember: Die US-Marine betont ihre «robuste Präsenz» im Persischen Golf und erklärt die Freiheit der Meere für unerlässlich.

    30. Dezember: Der Iran kündigt den Test von «Langstreckenraketen» an. Es geht um Mittelstreckenraketen bis 2000 Kilometer Reichweite, die alle US-Militäreinrichtungen am Golf erreichen können. Die USA geben die geplante Lieferung von Abfangraketen an die Vereinigten Arabischen Emirate bekannt. Zuvor hatten die USA schon Saudi-Arabien die Lieferung von 84 Kampfflugzeugen des Typs F-15 zugesagt.

    31. Dezember: Der Iran erklärt sein Interesse an einer Wiederaufnahme der Atomgespräche. Die EU reagiert zurückhalten. US-Präsident Obama unterzeichnet unter Protest den Militärhaushalt, der Sanktionen gegen die iranische Zentralbank vorsieht, die die iranischen Ölgeschäfte lahmlegen sollen.

    Die Pasdaran wollten beweisen, dass sie über jede Schiffsbewegung in der Straße von Hormus die Kontrolle hätten, teilte ihr Marinekommandeur Ali Fadawi mit. Die Straße von Hormus ist ein Nadelöhr des weltweiten Ölhandels. Durch die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman laufen rund 35 Prozent des maritimen Ölhandels.

    Die Führung in Teheran drohte eine Sperrung der Meerenge für den Fall an, dass die  USA und die EU im Atomstreit mit dem Iran die angekündigten Sanktionen gegen den iranischen Ölhandel umsetzen sollten. Zudem warnte Teheran kürzlich den Flugzeugträger "USS John C. Stennis" vor einer Durchfahrt durch die Straße von Hormus.

    USA retteten iranische Seeleute - Iran zeigt sich dankbar

    Vergangene Woche kam ein Begleitschiff der "Stennis" im Arabischen  Meer allerdings 13 iranischen Seeleuten zur Hilfe und rettete sie aus der Gewalt von Piraten, wie das Pentagon am Freitag mitteilte. Wegen der seit Tagen anhaltenden Spannungen zwischen Teheran und Washington ist dieser Anti-Piraten-Einsatz von diplomatischer Brisanz.

    EU-Staaten beraten über Zeitpunkt des Ölembargo

    Über den geeigneten Zeitpunkt für den Beginn des Ölembargos gegen den Iran gehen die Meinungen in der EU offenbar stark auseinander.  Laut den EU-Statistiken betrug im Jahr 2010 der Anteil des  importierten Erdöls aus dem Iran für alle EU-Länder zusammen 5,8  Prozent; die von der Finanzkrise besonders betroffenen südlichen  Mitglieder Spanien, Griechenland und Italien kommen aber auf  Anteile von mehr als 13 Prozent. Derzeit wird nun vor allem nach  Ersatzlieferländern gesucht. Vor allem eine Heraufsetzung der Liefermenge Saudi-Arabiens ist im Gespräch. AFP/AZ

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