Der Götz von Berlichingen ist ein Klassiker der deutschen Literatur. Goethe beschreibt ihn als ein "Muster eines Ritters - tapfer und edel". Nun wagt sich RTL an das legendäre Schauspiel - und präsentiert eine Art deutschen Robin Hood. Der Sender verspricht "die filmgewordene Heldenreise des fränkischen Reichsritters, der nicht nur ein unverbesserlicher Frauenheld, sondern auch über die Grenzen des Landes für seine Wegelagerei und Plünderungen berühmt und berüchtigt war."
Doch wer war Götz von Berlichingen wirklich? Was an seiner Person ist Fakt - und was Fiktion? Vor der TV-Premiere am 4. Dezember (20.15 Uhr) haben wir den Fakten-Check gemacht.
Gab es Götz von Berlichingen wirklich?
Ja. Es existiert sogar eine Autobiografie von ihm. Gottfried „Götz“ von Berlichingen (um 1480 bis 1562) war ein Reichsritter im Heiligen Römischen Reich des späten Mittelalters. Die Herren von Berlichingen hatten ihren Sitz im schwäbisch-fränkischen Raum zwischen Heilbronn und Würzburg. Bereits in jungen Jahren verschrieb sich Götz von Berlichingen dem Kriegshandwerk, kämpfte als Knappe für Kaiser Maximilian I. gegen Frankreich und im Schweizerkrieg. Später schloss er sich dem berüchtigten Raubritter Talacker von Massenbach und beteiligte sich in zahlreichen Adelskriegen und Fehden. Etwas verworren ist die Rolle des Götz von Berlichingen im Bauernkrieg (1525), in dem er - nach eigenen Angaben gezwungen - als Hauptmann eine Horde anführte, wofür er später mehrere Jahre im Kerker verbrachte. Im bereits hohen Alter wurde er von seiner Reichsacht freigesprochen und zog nochmal mit dem Kaiser gegen Türken und Franzosen.
Was hat es mit dem berühmten "Götz-Zitat" auf sich?
"Er kann mich im Arsch lecken" lautet das berühmte wie derbe Zitat, das von Götz von Berlichingen stammen soll. Tatsächlich ist der Satz aus Goethes Drama "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" (1773).
War Götz von Berlichingen ein Held?
Götz von Berlichingen war vermutlich tatsächlich ein recht tapferer Haudegen, aber wohl kein edelmütiger Held. Zu dem machte ihn erst Goethe in seinem Drama. Die historische Person ist vielmehr typisch für das späte Mittelalter, das vom Niedergang des Rittertums gekennzeichnet ist. Der Ritterstand verlor an Bedeutung, viele Ritter verarmten. Auch Götz von Berlichingen verdingte sich als Raubritter, überfiel Adelige und Kaufleute. Und auch der grausame Bauernkrieg dürfte aus heutiger Sicht eher wenig Platz für Heldentaten gelassen haben.
Hatte der Götz von Berlichingen wirklich eine "Eiserne Hand"?
Die "Eiserne Hand" von Götz von Berlichingen gilt als historisch belegt. Demnach verlor der Ritter 1504 bei der Belagerung von Landshut durch einen Kanonenschuss seine rechte Hand. Er trug von da an eiserne Prothesen, die für die damalige Zeit wohl sehr komplex und beispielhaft waren. Durch ein System von Federn und Zahnrädern konnte die Hand bewegt werden; die Finger ließen sich einzeln krümmen. drs