Als klar wurde, dass die über der Ukraine abgestürzte und womöglich abgeschossene Maschine von Malaysia Airlines über das umkämpfte Gebiet Richtung Asien geflogen war, konnten das viele Menschen nicht verstehen. Dabei war es nicht die einzige Fluggesellschaft, die diese Route in den vergangenen Monaten gewählt hatte. Die Strecke, die eine Maschine fliegt, spielt aber nur für die wenigsten Menschen eine Rolle, wenn sie ihren Urlaub buchen.
Diese Einschätzung trifft der Sprecher des Deutschen Reiseverbands, Torsten Schäfer. Dort sind namhafte Reiseveranstalter und Reisebüros organisiert. Wie viele Kunden sich inzwischen trotzdem nach der Flugroute erkundigt haben, vermag Schäfer nicht zu sagen. Auskünfte dazu könnten auch nur die Airlines geben.
Er rechnet auch nicht damit, dass die Krise in der Ukraine sich auf die Urlaubspläne der Deutschen auswirkt. Denn "die meisten haben bereits gebucht und verbringen ihre Sommerferien entweder an Nord- und Ostsee oder am Mittelmeer". Nach seiner Erfahrung gilt das für 90 Prozent der Bundesbürger. Mit Stornierungen für Reisen Richtung Asien rechnet er ebenfalls nicht, da diese ohne Versicherung und triftigen Grund wie eine Erkrankung teuer werden.
Nach dem Costa-Concordia-Unglück wurden weiter Schiffsreisen gebucht
Schäfer geht auch nicht davon aus, dass sich die Ukraine-Krise auf die Buchung des Winterurlaubs in Asien auswirkt. Ob das Flugzeug-Unglück bis dahin wieder in Vergessenheit geraten sein wird, ist jetzt noch nicht abzusehen.
Aber die Havarie des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia sorgte auch nur für einen kleinen Dämpfer bei der Auslastung der Passagierschiffe. "Die Menschen wissen eben, dass Schiffe, Flugzeuge und Züge sichere Verkehrsmittel sind", erklärt der Sprecher. Am Ende der Saison habe es sogar mehr Buchungen für Kreuzfahrten gegeben als im Vorjahreszeitraum.
Auch das Auswärtige Amt beurteilt die Lage offenbar noch nicht als kritisch. Es hat die Ukraine jedenfalls noch nicht in die Liste seiner Reisewarnungen aufgenommen. Dort findet sich nicht einmal Israel. Hingegen wird davor gewarnt, in bestimmte Teile Ägyptens und in den Gazastreifen zu reisen. Anders sieht es bei den Reise- und Sicherheitshinweisen aus.
Auswärtiges Amt empfiehlt Deutschen die Ausreise aus der Ostukraine
Dort rät das Auswärtige Amt dringend von Reisen auf die Halbinsel Krim ab. Völkerrechtlich gehöre sie aus Sicht der Bundesregierung zwar nach wie vor zur Ukraine, faktisch werde sie aber von Russland kontrolliert. Konsularischer Schutz könne deutschen Staatsangehörigen dort derzeit nicht gewährt werden. Auch rät das Amt von einem Besuch der östlichen Ukraine ab. Deutschen, die sich dort aufhalten, wird sogar die Ausreise empfohlen.
Wo aber ist der Unterschied zwischen Reisewarnung und Sicherheitshinweis? Nach Angaben des Amtes wird mit letzterem auf Risiken hingewiesen, während Reisewarnungen ausgesprochen werden, wenn jedem Reisenden eine konkrete Gefahr für Leib und Leben droht. Die Informationen werden immer dann aktualisiert, wenn neue Hinweise auf die Sicherheitslage vorliegen.
Ob das Amt wegen des Absturzes von MH17 und der Entführung von internationalen Beobachtern die Lage nun anders bewertet, ist unklar. Auf Anfrage unserer Zeitung dazu sagt eine Sprecherin der Behörde, in Abstimmung mit den deutschen Stellen am Ort würde die Situation ständig überprüft. Mehr könne sie dazu noch nicht sagen.