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Türkei: Wassermangel: Frauen treten in Sex-Streik

Türkei

Wassermangel: Frauen treten in Sex-Streik

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    In vielen Ländern der Welt ist Wasserholen reine Frauensache.
    In vielen Ländern der Welt ist Wasserholen reine Frauensache.

    Von Susanne Güsten Kicaköy - Die Herren der Schöpfung sind ratlos. Im südtürkischen Dorf Kicaköy stehen etliche Männer derzeit abends vor verschlossenen Schlafzimmern.

    Ihre Frauen sind in einen Sexstreik getreten, weil sie das Trinkwasser für die Ortschaft aus 13 Kilometer Entfernung anschleppen müssen - ohne dass die Männer viel dafür tun würden, um das Wasserproblem zu lösen. Selbst Bürgermeister Osman Arslan ist zu Hause vom Streik betroffen, wie er unserer Zeitung sagte.

    Seit etwa einem Monat geht das so, berichtete er. Bei allen Nachteilen für sich selbst müsse er zugeben, dass man den Frauen die Aktion nicht verübeln könne: Recht haben sie. Während sich die Männer vor dem Teehaus in Kicaköy versammelten und über ihr Schicksal nachsannen, redeten sich ihre Ehefrauen beim Besuch des Parlamentsabgeordneten Ali Riza Öztürk ihren Ärger von der Seele.

    Kicaköy, ein Dorf in der Provinz Mersin, hat zwar Anschluss ans Trinkwassernetz - eine Rohrleitung endet im Dorfbrunnen, der auf diese Weise gefüllt wird. Doch seit etwa einem Jahr kommt nur noch alle zehn Tage Wasser an, und das reicht für die Versorgung der Ortschaft mit ihren rund 450 Einwohnern nicht. "Die Frauen haben es satt", sagt die Vorzimmerdame des Bürgermeisters. Denn wie so oft in der türkischen Provinz, sind es die Frauen, die das Problem ausbaden müssen. Auf Eseln und in schweren Kanistern bringen sie das Trinkwasser ins Dorf. Von den Männern konnten sie bisher weder Hilfe beim Schleppen noch bei der Lösung des Rohrleitungsproblems erwarten.

    Dass die Frauen in Kicaköy beim Nachdenken über Strafmaßnahmen gegen ihre untätigen Männer ausgerechnet auf den Gedanken eines Sexstreiks kamen, ist kein Zufall. Sie orientieren sich an Leidensgenossinnen in einem anderen türkischen Dorf, der Ortschaft Sirtköy in der Nähe von Antalya: Dort hatten die Dorffrauen vor sieben Jahren ebenfalls mit der Taktik der ehelichen Verweigerung den Bau einer Wasserleitung durchgesetzt. In einer bekannten Filmkomödie aus dem Jahr 1983, "Salvar Davasi", ging es ebenfalls um einen Frauenaufstand. Der Berliner Regisseur Veit Helmer verfilmte das Thema in dem Streifen "Absurdistan".

    Der Sexstreik von Kicaköy erregt aber nicht nur wegen der drastischen Methoden der Frauen großes Aufsehen, sondern auch, weil er die Machtverhältnisse im türkischen Dorf auf den Kopf stellt: Der Mann ist das unangefochtene Oberhaupt der Familie, was oft genug auch mit körperlicher Gewalt durchgesetzt wird. Allerdings hat der Mann im Gegenzug auch die Pflicht, für Frau und Kinder zu sorgen. Und das schließt nach Meinung der Frauen von Kicaköy eine Trinkwasserversorgung ein.

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