Die Eliteeinheit der französischen Polizei Raid, die am Donnerstag nach einem mehr als 30 Stunden andauernden Nervenkrieg den mutmaßlichen Attentäter von Toulouse erschoss, ist vergleichbar mit der in Sankt Augustin bei Bonn stationierten deutschen GSG 9. Seit ihrer Gründung im Jahr 1985 hat die Raid zahlreiche spektakuläre Aktionen vorgenommen.
Elitepolizei Raid: Große physische Ausdauer nötig
Die 170 Männer und Frauen der Raid müssen vor ihrer Aufnahme in die Elitetruppe zwei Wochen lang sehr harte Tests bestehen und eine dreimonatige Spezialausbildung durchlaufen. Um jede freie Stelle bewerben sich einem Sprecher zufolge im Durchschnitt 200 Kandidaten. Wer die Tests bestehen wolle, müsse in ausgezeichneter körperlicher Verfassung sein und über große physische Ausdauer verfügen.
Notwendig seien aber auch eine starke Psyche, vor allen die Fähigkeit, großen Stress auszuhalten und das Verhalten von Menschen richtig einzuschätzen. Der Einsatz in der Elitegruppe bedeute allerdings kein Draufgängertum, betont ein Sprecher. "Wir brauchen alles, außer Cowboys."
Simulation von Geiselnahmen und Attentaten
Nach der Grundausbildung müssen sich die Raid-Polizisten den Angaben zufolge ständig weiterbilden. Auf dem täglichen Trainingsprogramm stehen Fallschirmabsprünge sowie die Simulation von Attentaten und Geiselnahmen. Die Raid (Recherche assistance intervention dissuasion - etwa: Fahndung, Unterstützung, Eingriff, Abschreckung) kann eine Reihe erfolgreicher Aktionen vorweisen, etwa die Festnahme des wegen Mordes an einem Präfekten gesuchten korsischen Aktivisten Yvan Colonna im Juli 2003. Im noblen Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine beendete die Raid 1993 eine spektakuläre Geiselnahme in einem Kindergarten.
Der Einsatz gegen einen wegen Doppelmordes gesuchten Franzosen ging vor drei Jahren allerdings daneben: Der mutmaßliche Mörder, der bereits seit zwei Monaten auf der Flucht war, konnte den Raid-Polizisten entkommen. Er wurde später gefasst und erhängte sich in einer Zelle.
In Toulouse hatte sich der mutmaßliche Mörder von drei jüdischen Kindern, einem Religionslehrer und drei Soldaten in seiner Wohnung verschanzt. Als die Eliteeinheit nach 32 Stunden in das Gebäude vordrang, ging sie extrem vorsichtig vor: Laut Innenminister Claude Guéant wurden Videokameras eingesetzt, um die einzelnen Räume zu überprüfen. Als nur noch das Badezimmer übrig war, kam der Täter wild um sich schießend heraus.
Das Ziel, den verdächtigten Mohammed Merah lebend zu fassen, wurde verfehlt: Der 23-jährige selbsterklärte Islamist wurde bei seiner versuchten Flucht über den Balkon erschossen. afp/AZ