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Porträt: Was bewegt Til Schweiger?

Porträt

Was bewegt Til Schweiger?

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    Til Schweiger lässt sich von Kritikern nicht aus der Fassung bringen.
    Til Schweiger lässt sich von Kritikern nicht aus der Fassung bringen. Foto: Hannibal Hanschke (dpa)

    Wundert sich wirklich noch jemand? Im Konkreten, klar, da schon. Denn wer hätte gedacht, dass Til Schweiger zum Bauherrn eines Flüchtlingsheims werden würde? Eigentlich nicht mal er selbst. „Zufällig“ nennt er die Entwicklung ja nun auch.

    Til Schweiger geht Probleme an

    Aber nachdem er sich über einen fordernden Facebook-Kommentar in die deutsche Flüchtlingsdebatte eingemischt hatte und dafür beschimpft worden war, gab es natürlich nur noch eine Richtung für ihn: forsch voran! Hatte er sich nicht erst kürzlich mit Schauspielkollege Elyas M’Barek geprügelt, weil der seine Filme als Kitsch für die Massen verhöhnte? Drum auch jetzt: an die Front! Zurückmotzen, sich zeigen und selber zeigen, wie’s besser geht, breite Brust, also: Es soll als ein Vorzeigeheim werden. Es ist eben doch: typisch Til Schweiger.

    Und eben nicht einfach, weil er ist, was eine Biografie in kalauerigem Spiel mit seinem Kinodurchbruch („Der bewegte Mann“, 1994) vom ihm im Titel behauptete: „Der Mann, der bewegt.“ Sondern: Weil er sich selbst gerne als genau ein solcher sieht. Und, um noch einen Kalauer draufzusetzen, nicht als einer, nach dem sein hessischer Geburtsort klingt, der da heißt: Heuchelheim.

    Darum kann sich Til Schweiger auch so unendlich aufregen, wenn er sein filmisches Schaffen nicht respektiert sieht. Denn ist es nicht genau er, der von „Keinohrhasen“ über „Kokowähh“ bis „Honig im Kopf“ Millionen Deutsche bewegt – während die anderen sich ihre Kunstansprüche in der Sparte finanzieren lassen? Und hat er sich dafür nicht auch immer ganz persönlich in den Filmen gezeigt? Nein, nicht nur den blanken Po – sondern sein Patchworkleben und seine echten Kinder?

    Muss man, wo Schweiger doch inzwischen 51 ist, immer noch betonen, dass der Doppel-Lehrer-Sohn einst Einser-Abiturient war, nur weil seine Stimme etwas naiv wirkt und nicht jedes Fotoshooting clever war, wie einst jenes, halb nackt mit reinweißen Lämmchen? Aber bei ihm, der doch auch schon prominent international besetzt war, von „King Arthur“ bis „Inglorious Basterds“, regt sich halb Deutschland ja schon auf, wenn er mal wieder „Tatort“ spielt, besonders leichenreich.

    Schweiger kennt nur eine Richtung: Nach vorne

    Beflügelt von all den Erfolgen und herausgefordert von der Häme und Dresche, die er immer wieder kassiert hat (bis hin zum Farbbeutelanschlag auf sein Privathaus nach dem Soldatenfilm „Schutzengel“) – Til Schweiger hat sich prinzipiell für die frontale Vorwärtsverteidigung entschieden. Und das gilt eben auch für sein Bauchgefühlsbürgertum. Vor vier Jahren forderte er da einen härteren Umgang mit Sexualstraftätern („Deutsches Gutmenschentum kotzt mich an!“). Und jetzt ist er „Sprachrohr der Flüchtlinge“ („Da mache ich jetzt Stimmung“). Als Maximal-Verstärker des Bauchgefühlsbürgertums weiß er jedenfalls immer die Bild-Zeitung an seiner Seite.

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