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Kommentar zu "Wetten, dass..?": Warum die Rassismus-Vorwürfe wegen Jim Knopf daneben sind

Kommentar zu "Wetten, dass..?"

Warum die Rassismus-Vorwürfe wegen Jim Knopf daneben sind

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    Wirbel um die Stadtwette bei "Wetten, dass..?": Passend zur Puppenkiste sollten 25 Augsburger Paare in Verkleidung auf die Bühne kommen - als Jim Knopf und Lokomotivführer Lukas. 108 Paare kamen tatsächlich. Im Bild Markus Lanz mit Augsburgs OB Kurt Gribl und seiner Lebensgefährtin - beide ebenfalls verkleidet.
    Wirbel um die Stadtwette bei "Wetten, dass..?": Passend zur Puppenkiste sollten 25 Augsburger Paare in Verkleidung auf die Bühne kommen - als Jim Knopf und Lokomotivführer Lukas. 108 Paare kamen tatsächlich. Im Bild Markus Lanz mit Augsburgs OB Kurt Gribl und seiner Lebensgefährtin - beide ebenfalls verkleidet. Foto: Silvio Wyszengrad

    Irgendjemand, der irgendetwas zu kritisieren hat, findet sich immer. Vor allem bei "Wetten, dass..?". Nachdem ZDF-Moderator Markus Lanz bei der Sendung in Augsburg offenbar sonst nichts vorzuwerfen war, stürzen sich Teile der Internet-Gemeinde jetzt auf seine Stadtwette.

    Passend zur Puppenkiste sollten 25 Augsburger Paare in Verkleidung auf die Bühne kommen - als Jim Knopf und Lokomotivführer Lukas. Weil Jim Knopf, der kleine Held aus Michael Endes Kinderbüchern, bekanntlich dunkelhäutig ist, riet Lanz zur Maskerade mit "Kohle oder Schuhcreme".

    Rassismus-Debatte nach "Wetten, dass..?" in Augsburg

    Und damit begann das Drama. Unter dem Schlagwort "#blackfacing" brandet nun bei Twitter eine wilde Rassismus-Debatte. Mit angestoßen hat die Diskussion Anne Wizorek, die junge Frau, die auch schon mit "#aufschrei" eine Sexismus-Diskussion entfachte. Der Begriff "Blackface", geprägt durch US-Theatermaskerade aus dem 19. Jahrhundert, steht für rassistisches Schauspiel. Weiße mit schwarz bemaltem Gesicht amüsierten sich dabei auf Kosten der "Neger", die sie als dumm und minderwertig darstellten.

    Jim Knopf ist ein sympathischer Held

    Diese Darbietungsform, nur wegen der schwarzen Farbe, auf die Augsburger Stadtwette zu übertragen, ist aber extrem weit hergeholt. Denn die Figur Jim Knopf ist in den gleichnamigen Büchern und Marionetten-Stücken der mutige, abenteuerlustige und sympathische Held - ein Vorbild, mit der sich schon Generationen von Kindern jeder  Hautfarbe identifiziert haben.

    Blackface: Rassismus-Vorwurf gegen "Wetten, dass..?"

    Nach der Sendung "Wetten, dass..?" aus Augsburg wurden vor allem bei Twitter Rassismus-Vorwürfe gegen die Sendung laut.

    Anlass war die Stadtwette, bei der sich Augsburger als Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer maskieren sollten.

    "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" ist ein Kinderbuch von Michael Ende, das sehr erfolgreich von der Augsburger Puppenkiste adaptiert wurde.

    Um als Jim Knopf zu erscheinen, wurden die Teilnehmer der Stadtwette gebeten, ihr Gesicht schwarz zu schminken.

    Das erinnerte Zuschauer an das sogenannte Blackface, eine rassistisch geprägte Tradition in den USA, bei der sich Weiße das Gesicht schwarz anmalen, um Farbige ins Lächerliche zu ziehen.

    Unter dem Hashtag #blackface begann bei Twitter nach der Sendung aus Augsburg ein Shitstorm gegen das ZDF.

    Auch Redaktionen griffen die Debatte auf. So sprach die "Süddeutsche" gar von einer "Skandalwette".

    Allerdings gab es auch jede Menge Debatten-Teilnehmer, die die Vorwürfe als übertrieben erachteten.

    Das ZDF verteidigte sich ebenfalls: Jim Knopf und Lukas seien Figuren aus den "erfolgreichsten und beliebtesten Kinderbüchern Deutschlands". Der Aufruf an die Augsburger, sich als Ihre Stadtmaskottchen zu verkleiden, sei keineswegs mit dem in der Internetkritik immer wieder erwähnten "Blackfacing" in Verbindung zu bringen.

    In seinen Geschichten erobert er gemeinsam mit seinem Freund Lukas in einer Lokomotive die fantastische Kinderwelt. Er befreit den Scheinriesen Turtur aus der Einsamkeit, kämpft erfolgreich gegen die bösen Piraten der "Wilden 13", bezwingt den gefährlichen Drachen Frau Mahlzahn und rettet andere Kinder aus der Gefangenschaft.

    Die Hautfarbe des Buben spielt bei alldem überhaupt keine Rolle. Sie wird, irgendwann im Lauf der Geschichte, damit erklärt, dass Jim Knopf ein Nachfahre eines der "Heiligen Drei Könige" sei - von Kaspar. Dumm und minderwertig? Fehlanzeige.

    Wie ein Biene-Maya-Kostüm ohne Streifen

    Eine Jim-Knopf-Verkleidung ohne dunkle Hautfarbe aber wäre ungefähr so gut zu erkennen wie ein Biene-Maya-Kostüm ohne Streifen. Markus Lanz hat, wenigstens in diesem Fall, alles richtig gemacht.

    Sollte sich allerdings doch ein gesellschaftlicher Konsens einstellen, der eine Jim-Knopf-Verkleidung mit dunkler Haut als abwertend einstuft, soll an dieser Stelle aber auch gleich die Frage nach der Drei-Königs-Tradition gestellt werden. Denn, vor allem im süddeutschen Raum, ziehen jedes Jahr am sechsten Januar vielerorts weihrauchschwenkende Kinder von Haus zu Haus, um Gottes Segen an die Haustüren zu schreiben. "C+M+B", kritzeln sie mit Kreide, die Abkürzung von „Christus Mansionem Benedicat“ - "Christus segne dieses Haus". Und, nicht selten, haben die kleinen Kaspar-Darsteller in diesen Fällen schwarze Farbe im Gesicht.

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