Eine Notärztin hatte die junge Frau nach einem Verdacht auf Vergewaltigung in eine benachbarte katholische Klinik geschickt. Diese lehnte eine Untersuchung ab - wie auch eine zweite Klinik der Stiftung der Cellitinnen. Die Kirche spricht von einem Missverständnis.
Frau wurde vermutlich mit K.o.-Tropfen betäubt und vergewaltigt
An einem Freitagabend vor einem Monat geht die 25 Jahre alte Kölnerin mit Freunden in der Stadt aus. Als sie auf dem Nachhauseweg alleine auf eine S-Bahn wartet, verliert die junge Frau das Bewusstsein. Am Samstagnachmittag kommt sie dann auf einer Parkbank in Köln-Kalk zu sich - einem ganz anderen Stadtteil.
Das berichtet die Notärztin Irmgard Maiworm, die die 25-Jährige am selben Tag untersucht. Sie vermutet, dass jemand die junge Frau mit K.o.-Tropfen betäubt und dann vergewaltigt hat. Sie stellt ihr ein Rezept für die "Pille danach" aus und schickt sie zu einer gynäkologischen Untersuchung ins benachbarte Vinzenz-Krankenhaus der Stiftung der Cellitinnen.
"Kirche wie im Mittelalter"
Dort soll eine Ärztin dem mutmaßlichen Vergewaltigungs-Opfer die Untersuchung verweigert haben. Zu einer Untersuchung gehöre ein Gespräch über die "Pille danach" und die Ausstellung eines Rezeptes. Nach einem neuen Erlass dürfte sie dies nicht mehr. In einem anderen Cellitinnen-Klinik, dem Heilig-Geist-Krankenhaus, wird das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer mit derselben Begründung abgelehnt. "Kirche wie im Mittelalter" sei das, sagt die Notärztin Maiworm.
In einem evangelisches Krankenhaus wird die junge Frau schließlich untersucht.
Erzbistum Köln: "Wir bedauern sehr"
Nachdem der Skandal Wogen geschlagen hatte, reagierten die Krankenhausträger und das Erzbistum Köln mit Pressemitteilungen, dann mit einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz.
Das Erzbistum Köln bestritt, dass seine Kliniken Untersuchungen zur Spurensicherung bei einem Vergewaltigungsverdacht verweigern sollen. Falls zwei Krankenhäuser dies doch getan hätten, widerspreche dies der offiziellen Linie, stellte Christoph Heckeley, Sprecher des Erzbistums, klar.
"Wir bedauern sehr, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden ist, dass Opfer einer Vergewaltigung in katholischen Krankenhäusern nicht mehr behandelt werden dürfen", heißt es in einer Stellungnahme auf der Internetseite des Erzbistums. Man vertraue darauf, dass die Kliniken den Vorfall vollständig aufklären werden.
Träger der katholischen Kliniken vermutet "Missverständnis"
Die Stiftung der Cellitinnen teilte in einer Stellungnahme mit, in dem Fall sei es "vermutlich zu einem Missverständnis" gekommen. Der Sprecher des Erzbistums erklärte, das einzige, was katholische Kliniken nicht dürften, sei die Verschreibung der "Pille danach".
Außerdem nähmen katholische Ärzte unter keinen Umständen Abtreibungen vor, da sie werdendes Leben zerstörten. AZ, dpa