Die Türkei will in den kommenden Tagen einen mutmaßlichen deutschen Islamisten nach Deutschland abschieben. Die türkische Regierung habe die Auslieferung des Berliners Thomas U., gegen den die Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung ermittelt, bewilligt, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Samstag mit. Die Überstellung nach Deutschland werde zeitnah erfolgen, bestätigte er Berichte mehrerer Nachrichtenportale.
Zum Islam konvertiert und Deutschland verlassen
Der zum Islam konvertierte 26-Jährige hatte Deutschland mit seiner ebenfalls konvertierten Ehefrau Stefanie im September 2009 verlassen. Zusammen mit weiteren mutmaßlichen Islamisten aus Berlin reiste U. über die Türkei und Iran nach Pakistan. Im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet schloss er sich der islamistischen Terrorgruppe Deutsche Taliban Mudschaheddin (DTM) an. In einem Video der Organisation soll er nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes unter dem Kampfnamen "Hamsa" aufgetreten sein.
Abschiebung nach 21 Monaten in der Türkei
Im Sommer 2010 verließen Thomas U. und seine Frau Pakistan und planten die Rückkehr nach Deutschland. Über den Iran reiste das Paar in die Türkei, die Weiterreise nach Deutschland scheiterte. Im August 2010 wurde das Paar am Flughafen von Istanbul mit gefälschten Pässen festgenommen, Stefanie U. war zu diesem Zeitpunkt schwanger. Sie brachte laut "Welt Online" in der türkischen Untersuchungshaft ihr Kind zur Welt, bevor sie im Sommer 2011 nach Deutschland abgeschoben wurde. Thomas U. wartete demnach 21 Monate auf seine Abschiebung.
Terrorgruppe verübt Anschläge in Afghanistan
Die DTM verfolgt laut Bundesanwaltschaft das Ziel, in Afghanistan eine religiös-fundamentalistische Gesellschaftsordnung zu errichten. Die Vereinigung verübt demnach Anschläge auf afghanische und pakistanische Regierungstruppen sowie auf Mitglieder der internationalen NATO-Truppe ISAF. afp/dpa/AZ