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Frauenmorde: Türkei: Tödliche Gewalt durch Ehemänner

Frauenmorde

Türkei: Tödliche Gewalt durch Ehemänner

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    Frauen leben in der Türkei gefährlich. Oftmals geht Gewalt vom eigenen Ehemann aus.
    Frauen leben in der Türkei gefährlich. Oftmals geht Gewalt vom eigenen Ehemann aus. Foto: Sedat Suna, dpa

    Frauen in der Türkei sind nirgendwo sicher. Tödliche Gewalt, meist verübt von Ehemännern oder Lebensgefährten, spielt sich in dem EU-Bewerberland nicht nur in Dörfern in der Provinz ab, sondern selbst in den modernsten Teilen der Metropole Istanbul. Erst diese Woche protestierte ein Istanbuler Frauenverband wieder einmal gegen das Versagen der Behörden beim Schutz für Frauen: Anlass war der Prozess gegen einen Mann, der vergangenes Jahr seine Frau am helllichten Tag in einem Friseursalon im Istanbuler Edelviertel Etiler niedergestochen hatte – trotz einer richterlichen Verfügung, wonach er sich von ihr fernhalten sollte.

    Die Statistik spricht eine ebenso deutliche wie niederschmetternde Sprache. Laut Regierungsangaben wurden im vergangenen Jahr 61 Türkinnen von ihren Männern ermordet – 13 von ihnen standen unter staatlichem Schutz, weil die Männer als gewaltbereit galten.

    Türkei: Über 200 Frauen kamen ums Leben

    Die tatsächliche Zahl der Opfer könnte aber noch viel höher liegen. Nach Angaben des regierungsunabhängigen Newsportals Bianet kamen im vergangenen Jahr 214 Frauen durch Gewalt ums Leben. Motive sind demnach häufig Eifersucht oder männliches Besitzdenken: In zwei von drei Fällen waren Ehemänner, Exgatten oder Lebensgefährten die Täter. In 15 Prozent der Fälle starb die Frau, weil sie sich scheiden lassen wollte.

    So auch Muhterem Göcmen. Die 31-jährige Friseurin im vornehmen Istanbuler Viertel Etiler reichte im vergangenen Jahr die Scheidung von ihrem Mann Serdar ein, weil dieser sie regelmäßig verprügelte. Ihr Mann drängte sie hartnäckig, den Scheidungsantrag zurückzunehmen. Muhterem Göcmen wandte sich an die Behörden und erwirkte vor Gericht ein Näherungsverbot: Serdar Göcmen musste demnach mindestens 200 Meter Abstand von seiner Noch-Ehefrau halten. Doch das kümmerte den Mann nicht.

    Mord in der Türkei: Ehemann ersticht Frau in Friseursalon

    Türkei - Land zwischen Europa und Asien

    Türkei ist offiziell die Republik Türkei.

    Der Staat liegt in Europa und Asien.

    Die Hauptstadt ist Ankara, die größte Stadt Istanbul (rund 5,5 Millionen Einwohner).

    Das Staatsoberhaupt ist seit August 2014 Präsident Recep Tayyip Erdogan.

    Im April 2017 stimmten die Türken mit einer knappen Mehrheit in einem Referendum für das von Staatschef Recep Tayyip Erdogan angestrebte Präsidialsystem.

    Die Währung ist die Türkische Lira.

    Die Türkei grenzt an Griechenland, Georgien, Bulgarien, Armenien, Aserbaidschan, den Iran, Irak und Syrien.

    Auf 814.578 Quadratkilometern (mehr als doppelt so groß wie Deutschland) leben mehr als 81 Millionen Türken; knapp 40 Prozent unter 25 Jahre alt (in Deutschland etwa 24 Prozent).

    Die Lebenserwartung der Jungen beträgt 75,3 Jahre (Deutschland 78,3), die der Mädchen 80,7 Jahre (Deutschland 83,2).

    Fast 100 Prozent der Türken sind Muslime, mehrheitlich Sunniten.

    Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 19 Prozent (Deutschland 6,0 Prozent).

    Der Wahlspruch der Türkei lautet „Yurtta Sulh, Cihanda Sulh.“ Auf Deutsch: „Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt.“

    Das Kfz-Kennzeichen lautet TR, die Internet-TLD .tr und die internationale Telefonvorwahl ist die +90.

    Der Nationalfeiertag ist der 29. Oktober: Feiertag der Republik. (AZ, dpa)

    Er besuchte den Friseursalon, in dem seine Frau arbeitete, und forderte erneut von ihr, auf die Scheidung zu verzichten. Sie lehnte ab. Nach einer Beschwerde seiner Frau wurde er festgenommen, bald aber wieder freigelassen. Kurz darauf ging er erneut zu dem Friseursalon und tötete seine Frau mit mehreren Messerstichen. Seit November steht er wegen Mordes vor Gericht.

    Muhterem Göcmen könnte noch leben, wenn die Behörden die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen ernster nehmen würden, sagen Frauenverbände. Die Organisation „Wir stoppen die Frauengewalt“ kritisierte bei der Demonstration anlässlich des Prozesses gegen Serdar Göcmen diese Woche, die Frauen würden vom Staat allein gelassen. Die Regierung weist das zurück und verweist auf Gesetzesverschärfungen sowie Schutzmaßnahmen, die von einem „Panik-Knopf“ zur Alarmierung der Polizei bis hin zu Operationen zur Veränderung des Aussehens von Opfern reichen.

    Frauenmorde in der Türkei: Zu viele Scheidungen?

    Trotzdem lässt sich die Gewalt nicht eindämmen. Vielleicht fühlen sich einige Täter durch die Behörden ermutigt. So erklärte der Istanbuler Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu kürzlich, es gebe viel zu viele Scheidungen; die Eheleute hätten keine Geduld mehr miteinander.

    Statt über die Scheidungsrate nachzudenken, sollten sich die Behörden lieber um gefährdete Frauen kümmern, sagen Frauenverbände. In der Türkei gibt es etwa 70  Frauenhäuser, das entspricht nicht einmal einem Zufluchtsort in jeder der 81 Provinzen. Hinzu kommen die nach Meinung von Kritikern zu milden Strafen gegen Gewalttäter. Allein diesen Januar wurden 23 Frauen von ihren Männern getötet.

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