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Costa Concordia: Trotz drohenden Untergangs suchen Retter nach Vermissten

Costa Concordia

Trotz drohenden Untergangs suchen Retter nach Vermissten

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    Der Kapitän der «Costa Concordia» hat ein technisches Problem bei der Evakuierung für sein Verlassen des havarierten Kreuzfahrtschiffs verantwortlich gemacht.
    Der Kapitän der «Costa Concordia» hat ein technisches Problem bei der Evakuierung für sein Verlassen des havarierten Kreuzfahrtschiffs verantwortlich gemacht. Foto: dpa

    Die Lage der "Costa Concordia" und vor allem der noch vermissten Passagiere wird immer dramatischer: Dennoch geht die Suche nach Vermissten am sechsten Tag nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" weiter. Das teilte ein Sprecher der Rettungsmannschaften am Donnerstag auf der Insel Giglio mit. Die Suche war am Vortag unterbrochen worden. Das Wrack war weiter abgesunken und drohte in die Tiefe zu rutschen. Die Suche ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit, weil in der Region schlechteres Wetter aufzieht. Möglicherweise wird das Kreuzfahrtschiff untergehen. Aus Sicherheitsgründen ist deshalbdie Suche nach den Vermissten der Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" am Mittwoch unterbrochen worden.

    Bisher starben elf Menschen durch das Unglück

    Das Wrack war weiter abgesunken und drohte in die Tiefe zu rutschen. Italiens Umweltminister Corrado Clini befürchtet, dass eine Sturmflut das Schiff untergehen lassen könnte. Es gebe in der Nähe des Schiffes im Meer einen Abhang, der bis zur Tiefe von 50 bis 90 Metern führe, sagte Clini am Mittwoch im Parlament.

    Nach italienischen Angaben vom Mittwochabend wurden noch 21 Menschen vermisst. Eine als vermisst geltende Deutsche hat sich nach Angaben des Zivilschutzes der Provinz Grosseto vom Mittwoch inzwischen gemeldet. Bisher hat das Unglück elf Tote gefordert. Nach einer ersten Vernehmung äußerte eine Untersuchungsrichterin harsche Kritik am Verhalten des Kapitäns Francesco Schettino.

    Massive Kritik an Kapitän Francesco Schettino

    Der 52-Jährige selbst erzählte eine neue Variante des Geschehens in der Unglücksnacht. Demnach fiel er versehentlich in ein Rettungsboot, als er bei der chaotischen Rettungsaktion an Bord strauchelte. Während Katastrophen-Kapitän Francesco Schettino am Pranger steht, weil er vorzeitig von Bord des 290-Meter-Schiffes gegangen ist, hat Italien aber auch einen neuen Helden gefunden: Fregattenkapitän Gregorio De Falco.

    Nach Darstellung der Untersuchungsrichterin führte der 52 Jahre alte Kapitän Schettino ein unbesonnenes Manöver durch, als er der Insel Giglio viel zu nah kam. Der Kapitän habe den Schaden am Schiff nach der Kollision mit einem Felsen unterschätzt, teilte das Gericht in Grosseto mit. Als Schettino den Luxusliner verlassen hatte, habe er keinen ernsthaften Versuch unternommen, wieder in die Nähe der "Costa Concordia" zu kommen. Weil keine Fluchtgefahr bestehe, wurde der Kapitän unter Hausarrest gestellt.

    Der Kapitän sah den Untergang von einem Felsen

    Kapitän Schettino hatte vor Gericht Fehler eingeräumt. "Es ist etwas schief gelaufen, denn ich habe zu spät gelenkt", zitierte ihn der "Corriere della Sera". "Ich bin auf Sicht gefahren, denn ich kannte den Meeresboden." Er sei die Route "schon drei- oder viermal abfahren, aber dieser Felsen hat mich überrascht", sagte Schettino.

    Laut italienischen Medienberichten machte Schettino ein technisches Problem dafür verantwortlich, dass er die Evakuierung an Bord nicht koordiniert hat. "Ich wollte nicht abhauen, sondern habe Passagieren geholfen, ein Rettungsboot ins Wasser zu lassen", sagte er demnach vor der Richterin. Als der Absenkmechanismus blockierte und plötzlich wieder ansprang, "bin ich gestrauchelt und lag plötzlich zusammen mit den Passagieren im Boot". Daraufhin habe er nicht mehr auf das Schiff zurückkehren können, weil dieses schon zu schräg gelegen habe. Nach Angaben der Richterin blieb der Kapitän einige Stunden auf einem Felsen nahe des Luxuskreuzers.

    Der Verteidiger des Kapitäns stellte sich hinter seinen Mandanten: Schettino habe auf ihn nicht den Eindruck gemacht, ein Feigling oder ein Krimineller zu sein, sagte Bruno Leporatti.

    Gesprächsprotokoll belastet Vorwurf der fahrlässigen Tötung

    Dem Kapitän wird mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen. Ein Gesprächsprotokoll belegt völlig chaotische Rettungsmaßnahmen. Dem 52-Jährigen drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft.

    Das 290 Meter lange Schiff mit mehr als 4200 Menschen an Bord hatte am Freitagabend nach der Kursänderung des Kapitäns einen Felsen vor der Insel Giglio gerammt und war leckgeschlagen. Das Schiff liegt derzeit in starker Schräglage vor der Insel.

    Auf Versicherer kommen Schäden in Millionenhöhe zu - die genaue Ermittlung der finanziellen Folgen des Unglücks wird sich aber noch hinziehen. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re erwartet Belastungen im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Die genaue Schadenssumme lasse sich noch nicht beziffern. Auch die Hannover Rück kann die Schadenshöhe noch nicht benennen. Neben den Kosten für das zerstörte Schiff entstehen Belastungen aus Haftpflichtansprüchen der Passagiere und der Crew sowie aus der Bergung des Wracks. Schon jetzt wird der gesamte Schaden hinter vorgehaltener Hand auf eine halbe Milliarde Euro und mehr geschätzt.

    Die "Costa Concordia" kostetet 450 Millionen Euro

    Darüber hinaus können Kosten aus möglichen Umwelthaftpflichtansprüchen entstehen - etwa für den Fall, dass Öl oder Schiffsdiesel austritt. In Versicherungskreisen wird laut "Financial Times Deutschland" davon ausgegangen, dass der Schaden insgesamt eine halbe Milliarde Euro leicht überschreiten könne. Die "Costa Concordia" war 2006 für 450 Millionen Euro gebaut worden.

    Das Abpumpen von Öl aus den Tanks des Schiffs wird voraussichtlich mehrere Wochen dauern. Nach Angaben der Reederei sollen mindestens 1900 Tonnen Treibstoff an Bord sein, darunter Schweröl, sagte eine Sprecherin des Havariekommandos in Cuxhaven. "Schweröl ist wie dicker, zähflüssiger Honig. Um es abzupumpen, muss es erst auf 45 bis 50 Grad erwärmt werden." Nach italienischen Quellen sind noch 2380 Tonnen Dieselölgemisch an Bord, über die Menge von Schweröl ist offiziell nichts bekannt.

    Eine mögliche Ölpest zwischen der Insel Giglio und der Küste der Toskana könnte dem Chaos um die Havarie eine weitere traurige Note hinzufügen. Das Unglück wird noch einige Folgen nach sich ziehen: Neben den zahlreichen Vermissten und der Rolle des Kapitäns am Unglück machen vielen Beobachtern die Folgen für die Umwelt Sorgen. Der Umweltverband Legambiente sprach schon von Schäden für die Natur vor der toskanischen Insel Giglio als Folge der Lösungsmittel, Schmieröle, Lacke und Reinigungsmittel an Bord. Die Unglücksstelle vor Giglio liegt mitten im Pelagos-Meeresschutzgebiet - das wichtigste Walschutzgebiet im Mittelmeer. dpa

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