Dass die elf Jahre alte Chantal an einer Methadon-Vergiftung gestorben ist, hat für die Leiterin des zuständigen Jugendamts Konsequenzen. Die bei Pflegeeltern untergebracht, die drogenabhängig waren und mit der Heroin-Ersatzdroge Methadon behandelt worden waren. Chantal hat unter bislang ungeklärten Umständen das Methadon zu sich genommen - in einer tödlichen Dosis. Das Jugendamt hatte von der Drogenabhängigkeit der zwei amtlich anerkannten Bezugspersonen des Mädchens, offenbar nichts mitbekommen. Der Fall hatte in Hamburg Entsetzen und eine Debatte über Versäumnisse in der Jugendarbeit ausgelöst.
Tod von Chantal: Jugendamtsleiterin von Aufgaben entbunden
Als Konsequenz aus dem Methadon-Tod der elfjährigen Chantal ist die Leiterin des zuständigen Jugendamtes Medienberichten zufolge von ihren Aufgaben entbunden worden. Der Bezirk Mitte werde die Stelle neu besetzen, sagte der Bezirksamtschef Markus Schreiber am Dienstag dem "Hamburger Abendblatt". Zunächst übernehme Wolters Stellvertreterin die Aufgaben. Wolters stehe nur noch für die Ermittlungen und die Aufarbeitung des Falls Chantal zur Verfügung. Auch der Sender NDR 90,3 und die "Hamburger Morgenpost" hatten über die Freistellung berichtet.
Überprüfung sämtlicher Pflegefamilien
Nach Angaben des zuständigen Bezirksamts Mitte waren die Pflegeeltern vom Jugendamt offiziell anerkannt. Die Betreuung der Familie lag wie in anderen Fällen auch aber in den Händen eines gemeinnützigen sozialen Trägers, der in Hamburg und anderen Bundesländern Beratungs- und Hilfsleistungen erbringt. Das Bezirksamt ist nach eigenen Angaben derzeit dabei, die Abläufe des Falls zu rekonstruieren. Auch die übergeordnete Hamburger Sozialbehörde hat sich eingeschaltet. Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) verschärfte am Montag bereits die Regeln für die Auswahl von Pflegefamilien für Kinder und kündigte eine vorsorgliche Überprüfung sämtlicher 1300 Pflegefamilien in Hamburg an.
Bewerber müssen Drogentest vorlegen
Die Bewerber müssen künftig ein Gesundheitszeugnis samt Drogentest vorlegen, damit die Behörden Suchterkrankungen erkennen können. Auch die Überprüfung des polizeilichen Führungszeugnisses wird verschärft. Bislang wurde es nur auf Einträge über einschlägige, gegen Kinder gerichtete Verbrechen wie Missbrauch durchleuchtet. Ab sofort ist jeder Eintrag ein Ausschlusskriterium. Damit zogen die Behörden die Konsequenzen aus dem Umstand, dass Chantals Pflegevater auch wegen Drogendelikten vorbestraft war.
Wegen des Todesfalls ermittelt die Staatsanwaltschaft primär gegen die beiden Pflegeeltern und deren erwachsene Tochter sowie gegen Chantals leiblichen Vaters wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Bei einer Durchsuchung der Wohnung der Pflegefamilie und am Arbeitsplatz des 51-jährigen Pflegevaters hatten die Ermittler 32 Methadon-Tabletten gefunden. Wann und wie das Mädchen mit der Ersatzdroge in Kontakt kam, ist bisher aber unklar. dpa/afp/AZ