Neue Details im Fall der gestorbenen Frühchen: Die Bremer Klinik, in der drei Babys an einem gefährlichen Keim starben, hatte schon früher als bisher bekannt Probleme mit Infektionen. Nach neuesten Erkenntnissen habe es bereits Ende April und damit schon deutlich früher als zunächst angenommen die erste Infektion eines Babys mit dem ESBL-Erreger gegeben, sagte eine Kliniksprecherin am Donnerstag. Insgesamt habe sich die Zahl der Frühchen, die auf der Station dem Krankenhauskeim ausgesetzt waren und die zum Teil daran erkrankten, aufgrund der neuen Erkenntnisse nun von zunächst 15 auf insgesamt 23 erhöht.
"Völlig unverständlich"
"Aus heutiger Sicht ist es völlig unverständlich, warum das nicht früher aufgefallen ist", sagte die Sprecherin. Die Fälle aus dem ersten Halbjahr seien erst jetzt durch die Untersuchungen des bundeseigenen Robert-Koch-Instituts (RKI) zu den Ursache der wiederholten Infektionen im Klinikum Bremen-Mitte aufgefallen.
Nach jetzigen Stand der Dinge hätte das RKI auch bereits spätestens im Juni nach dem Auftreten weiterer ESBL-Infektionen bei Frühchen eingeschaltet werden müssen. Dies passierte tatsächlich erst Anfang November, nachdem drei Kindern an dem Keim gestorben waren. Es sei allerdings völlig unklar, ob eine frühere Verständigung deren Ansteckung verhindert hätte, betonte die Sprecherin. Die Suche nach der Ursache für die ESBL-Infektionen verlief bislang ergebnislos.
Sofortiger Aufnahmestopp
Die Klinik hatte Anfang September das Gesundheitsamt eingeschaltet. Das Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) untergeordnete Amt informierte seine Chefin erst Anfang November - fünf Tage nach dem letzten Todesfall. Ratlosigkeit nach Frühchen-Sterben
Die Senatorin verhängte sofort einen Aufnahmestopp und forderte Experten vom RKI an. Ob es einen Todesfall verhindert hätte, wenn das Robert-Koch-Institut früher hinzugezogen worden wäre, sei zurzeit spekulativ, sagte Hansen.
Staatsanwaltschaft ermittelt noch
Unterdessen gab der für die Hygiene im Klinikum zuständige Arzt als Konsequenz aus der neuen Entwicklung seine Verantwortlichkeit ab. Jürgens-Pieper kündigte an, kommende Woche darüber zu entscheiden, ob sie Disziplinarverfahren gegen Beamte oder dienstliche Verfahren gegen Angestellte einleite. Solange die Staatsanwaltschaft ermittle, würden solche Verfahren aber ausgesetzt. (afp,dpa)