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Neuer Tatort-Kommissar: Til Schweiger: Ein Kerl wie Schimanski

Neuer Tatort-Kommissar

Til Schweiger: Ein Kerl wie Schimanski

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    Til Schweiger ermittelt als neuer «Tatort»-Kommissar in Hamburg.
    Til Schweiger ermittelt als neuer «Tatort»-Kommissar in Hamburg. Foto: Britta Pedersen

    Es ist nicht einfach irgendein neuer „Tatort“. Es ist die zum Fernsehereignis erster Güte hochgejazzte und spektakulärste „Tatort“-Personalie des Jahres: Til Schweiger, der Macher von Kinoerfolgen wie „Keinohrhasen“ oder „Kokowääh“, geht unter die Fernsehkommissare.

    Am Sonntag gibt der 49-Jährige mit der Folge „Willkommen in Hamburg“ um 20.15 Uhr sein Debüt, und sowohl bei Fans wie bei Skeptikern dürfte sich die Aufregung nach dieser Premiere rasch legen: Der rund zwei Millionen Euro teure Film ist zwar ein waschechter Polizeithriller mit viel Action, als regelrechter Popcorn-“Tatort“ bringt er neue Farben ins Spiel – aber er erschüttert die Reihe nicht in ihren Grundfesten.

    Schweigers Kommissar aus Hamburg heißt Nikolas Tschiller, irgendwann im Lauf des Films wird der Haudrauf-Ermittler gefragt: „Schiller wie der Dichter?“ – Antwort: „Welcher Dichter?“ Es ist nicht die einzige Stelle, an der die Macher ihren Kritikern mit ironischen Schlenkern den Wind aus den Segeln nehmen. Tschiller ist ein hartgesottener Actionheld, der kurz nach einer tödlichen Szene mit seiner Tochter (gespielt von Schweigers echter Tochter Luna) telefoniert, mit der er sich über die Frage streitet, warum schon wieder keine Cola im Haus ist.

    Action und Testosteron  wie in Hollywood-Filmen

    Running Gag des Films: Der geschiedene Papa schafft es nicht, dem Töchterchen ein weiches Frühstücksei zu kochen – er ist halt kein Weichei, sondern ein knallharter Typ wie Mel Gibson in den „Lethal Weapon“-Filmen. Auf den Spuren des amerikanischen Actiongenres wandelt der neue „Tatort“ ganz bewusst: Dienstweg? Nein danke. Statt Verhöre gibt es Adrenalin, es knallt viel, die Kamera wackelt, die Dialoge sind männlich-markig und hie und da wurde ein wenig Emotion eingestreut.

    Das erste Wort von Nick Tschiller lautet „Fuck“, eine Hommage an das große „Tatort“-Raubein Schimanski mit seinem legendären Fluch „Scheiße“. Tschiller kommt neu nach Hamburg, hält sich nicht an den Kiezfrieden zwischen Obrigkeit und Unterwelt, er will die Mädchenhändler-Mafia sprengen und muss seine Zeugin, die Zwangsprostituierte Tereza (Nicole Mercedes Müller) beschützen.

    Mit Action und einer Ladung Testosteron, Schießereien und Schlägereien will er nun den TV-Sonntagabend aufmischen: „Willkommen in Hamburg“ läuft nur wenige Sekunden, einige Minuten später gibt es drei Tote – erschossen von Hauptkommissar Tschiller mit der Dienstwaffe am ersten Arbeitstag beim LKA. „So arbeiten wir nicht! Bei uns werden Verdächtige festgenommen und dann verhört“, macht ihm sein Chef klar. „Das wollten die aber nicht“, kontert Tschiller.

    Schweiger-Tatort: Der heimliche Star ist der Co-Kommissar

    Sein härtester Gegner ist sein früherer Partner Max Brenner (Mark Waschke), der die Seiten gewechselt hat. Drehbuchautor Christoph Darnstädt erzählt eine rasante Cop-jagt-Gangster-Geschichte, Regisseur Christian Alvart setzt dazu lokale Sehenswürdigkeiten wie den Rohbau der Elbphilharmonie in Szene – das Ganze wirkt definitiv weniger piefig als so manche andere Folgen der ARD-Reihe. Schweigers mit Spannung erwartetes Debüt als Hamburger Kiezbulle dürfte ein Quotenrekord mit Ansage werden, die ARD setzt auf die Zugkraft des gut aussehenden Hauptdarstellers. Viele Zuschauer werden vor allem den heimlichen Star des Films lieben: Fahri Yardim als Tschillers Co-Kommissar Yalcin Gümer.

    Der lässige Bulle erleidet am Anfang eine Schussverletzung, die meiste Zeit des Films liegt er im Krankenbett und hackt sich mit dem Laptop in alle denkbaren Netzwerke ein, um Tschiller zu unterstützen – der Deutschtürke bringt Witz und Leichtigkeit ins Spiel.

    Was wurde im Vorfeld dieses Krimis nicht alles geschrieben. Über Til Schweigers schwieriges Verhältnis zur Presse, über seine Mäkelei am Vorspann (der unverändert blieb) oder über seine zuletzt geäußerte Kritik am seiner Ansicht nach zu knapp bemessenen Budget für die ARD-Krimis.

    Tatort: Der erste Fall für Nick Tschiller alias Til Schweiger

    Es ist der erste Einsatz für den Neuen beim LKA Hamburg - und gleich sticht Nick Tschiller (Til Schweiger) in ein Wespennest:

    Bei einer routinemäßigen Wohnungsüberprüfung durch Tschiller und seinen Kollegen Yalcin Gümer (Fahri Yardim) entpuppt diese sich als Versteck für minderjährige Prostituierte, deren Zuhälter plötzlich vor der Tür stehen.

    s kommt zu einer Schießerei, bei der drei Mitglieder des gefürchteten Astan-Clans getötet werden, mit dem die Hamburger Polizei offenbar eine Art Kiezfrieden geschlossen hat. Die Macht des Clans, den die Hamburger Behörden gewähren lassen, ist ungebrochen.

    Der LKA-Neue muss sich einer internen Untersuchung stellen: Hat er in Notwehr getötet? Was hatte Max Brenner (Mark Waschke) am Tatort zu suchen - sein Ex-Partner als verdeckter Ermittler in Frankfurt?

    Sein Chef Holger Petretti (Tim Wilde) und Kollegin Ines Kallwey (Britta Hammelstein) beobachten Tschiller misstrauisch, der angeschossene Co-Ermittler Gümer unterstützt ihn vom Krankenhausbett aus.

    Eine der jugendlichen Zwangsprostituierten versteckt Tschiller eigenmächtig in Gümers Wohnung, um sie vor korrupten Kollegen zu schützen - und um auf die Spur der Menschenhändler zu kommen.

    Was am Ende bleibt, ist ein Film, der keine „Tatort“-Revolution ist, und den Freunde tiefschürfender Themenkrimis nicht mögen werden. Aber auch sie werden es verkraften, wenn der Star, der mehr als 20 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte, einmal im Jahr Nick Tschiller spielt. (mit dpa)

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