Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Drama im Kölner Zoo: Tiger tötet Pflegerin: Tierpark unter Schock

Drama im Kölner Zoo

Tiger tötet Pflegerin: Tierpark unter Schock

    • |
    Der Tiger «Altai» geht im Zoo in Köln durch ein Gewässer. Er hat am Samstag eine Tierpflegerin angefallen und tödlich verletzt.
    Der Tiger «Altai» geht im Zoo in Köln durch ein Gewässer. Er hat am Samstag eine Tierpflegerin angefallen und tödlich verletzt. Foto: dpa (Archiv)

    Es ist ein schwerer Moment für den Kölner Zoo-Direktor Theo Pagel. Nachdem am Samstag einer seiner Tiger eine 43 Jahre alte Pflegerin zu Tode gebissen hat, tritt Pagel mit versteinerter Miene vor die Mikrofone. Er hat noch die Gummistiefel an, die er auch trug, als er die Raubkatze kurz nach der schrecklichen Attacke mit einem Gewehr erschoss.

    "Das ist heute der schwärzeste Tag meines Lebens", sagt er und schildert kurz die Tragödie. Ausgelöst wird sie, als die Tierpflegerin trotz aller Erfahrung offenbar versäumt hat, den Tiger "Altai" einzusperren, bevor sie mit Reinigungsarbeiten beginnt. In diesem unvorsichtigen Moment kommt es zur Katastrophe.

    Tiger beißt Pflegerin in den Hals

    Der Raubkater fällt die Frau von hinten an und beißt ihr in den Hals. Eine Kollegin eilt herbei, sieht die Pflegerin leblos am Boden liegen und schlägt Alarm. Als kurz danach der Notarzt eintrifft, kann er für die 43-Jährige nichts mehr tun.

    Chronologie: Tödliche Zootier-Attacken auf Pfleger

    Mai 2007: Im Berliner Tierpark Friedrichsfelde wird eine erfahrene Pflegerin von einem 350 Kilogramm schweren Moschusochsen erdrückt. Der Sicherungsbalken vor der Gehegetür war nicht korrekt vorgeschoben. Der Bulle gelangte so in das Vorgehege und drückte die 41-jährige Frau gegen ein Gitter. Das Tier bleibt am Leben. «Es kann nichts dafür», urteilt der Tierpark-Chef.

    Oktober 2007: In Frankreich tötet ein Zoo-Löwe einen Tierpfleger. Er greift den Mann im Tierpark von Haute-Touche im Westen des Landes an, als er ihn ins Nachtgehege bringen will. Der Leiter des Tierparks tötet den Löwen, der bereits 2001 im Zoo von Vincennes einen Pfleger tödlich verletzt hatte.

    November 2006: Im Chemnitzer Tierpark fällt ein Leopard seine Pflegerin an und tötet sie mit einem Nackenbiss. Die Schieber zum Käfig waren nicht richtig verriegelt. Die 23-jährige Frau wollte das Gehege reinigen.

    Februar 2005: Ein deutscher Tierpfleger wird im Wiener Zoo von einem Elefanten getötet. Er spießt den 39-jährige Mann auf, als er den vier Jahre alten Jungbullen duschen will.

    März 2002: Bei der Fütterung im Jaguar-Gehege des Wiener Zoos vergisst eine 21-jährige Pflegerin, die Luke zu den Großkatzen zu schließen. Sie wird vor den Augen vieler Besucher von drei Jaguaren angefallen und durch einen Genickbiss getötet.

    Oktober 2001: Im Londoner Zoo wird ein 44-jähriger Tierpfleger vor den Augen zahlreicher Besucher von Elefanten totgetrampelt. Das Unglück geschah, als der Pfleger die tägliche Elefantenshow vorbereitete, bei der die Tiere ihre Kunststücke zeigen. Der Mann hatte die Tier 16 Jahre lang versorgt.

    Auch Pagel ist schnell zur Stelle, die Polizei rückt mit einem Sonderkommando an. Die Einsatzleitung weist den Direktor an, den Tiger unverzüglich mit einem für solche Fälle bereitstehenden großkalibrigen Gewehr zu erschießen. Rettungskräfte passieren die Hintereingänge des Zoos mit Blaulicht und Sirenen.

    Zoo-Direktor erschießt Tiger

    Die dramatischen Szenen spielen sich in dem für Besucher nicht zugänglichen Wirtschaftsgebäude des Tigerhauses ab. Die Zoobesucher bekommen nichts davon mit. Sie werden aber per Lautsprecherdurchsage aufgefordert, den Tierpark zu verlassen. Die Ballonverkäuferin am Eingang beobachtet, dass die Leute ohne Eile oder gar Panik herauskommen. Verständnislose Blicke hier und da, Achselzucken. Noch kennt ja keiner den Grund für den Alarm. Wenig später gibt es Entwarnung, als der Tiger tot ist. Die Besucher dürfen wieder in den Zoo.

    "Der Tiger war sofort tot", erklärt Direktor Pagel im Anschluss. Doch viel mehr erschüttert ihn, dass seine Mitarbeiterin nicht gerettet werden konnte. Ihrer Familie gilt nun das Mitgefühl des gesamten Zoo-Teams, das selbst unter Schock steht. Eine festliche Abendveranstaltung wird abgesagt.

    Ermittlungen zu Tiger-Attacke laufen

    Sibirischer Tiger

    Der Sibirische Tiger gilt als einer der größten Katzen der Welt.

    Er kann eine Körperlänge von 2,80 Meter und ein Gewicht von über 250 Kilogramm erreichen und hat eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren.

    Wie alle Unterarten des Tigers ist auch der Sibirische Tiger in freier Wildbahn von der Ausrottung durch den Menschen bedroht.

    Nachdem sein Bestand im Jahre 1940 auf lediglich 20 bis 30 Tiere gesunken war, wurde er unter strengen Schutz gestellt.

    Heute überleben etwa 200 Sibirische Tiger in einem einzigen Schutzreservat im Amur-Ussuri Gebiet in Sibirien.

    In Zoos sind Sibirische Tiger jedoch häufig vertreten. Durch gezielte Zuchtprogramme wird die Zoopopulation weiter aufgebaut.

    Die Zahl der in den Zoos der Welt gehaltenen Sibirischen Tiger übersteigt heute 1000 Tiere.

    Stunden später bummeln die Menschen wieder durch den Zoo. Kinder schlecken Eis, Senioren bevölkern die Bänke. Auch am Tigergehege. Zwei der Raubkatzen fläzen dösend unter schattigen Bäumen. Allein die Anwesenheit von zwei Polizisten und einigen Kameraleuten deutet daraufhin, dass etwas passiert sein muss.

    Am Sonntag dann laufen die Ermittlungen zu den Unglücksursachen auf Hochtouren. Was ging dem tödlichen Biss voraus? Wie genau war der Hergang? Polizei und Staatsanwaltschaft haben begonnen, Spuren am Ort des Geschehens zu sichern und auszuwerten. Zeugen werden befragt - sofern sie schon in der Lage sind, Antworten zu geben. Mit ersten Ergebnissen sei frühestens am Montag zu rechnen, sagt ein Polizeisprecher. dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden