Das lässt kaum jemanden kalt: Man muss kein Haustierbesitzer sein, um bei diesen traurigen Zahlen Schaudern, Ekel und Wut zu empfinden. Zwischen sechs und acht Millionen Hunde und Katzen sind derzeit in US-amerikanischen Tierheimen untergebracht. Tausende von ihnen müssen jedes Jahr getötet werden. "Euthanasieren" nennt das die Tierschutzorganisation PETA (People for the EthicalTreatment of Animals, dt."Menschen für den ethischen Umgang mit Tieren"). Völlig paradoxe Verhältnisse in der reichsten Industrienation der Welt: Tierschützer müssen Hunde und Katzen umbringen, weil die Tiere verwahrlost sind oder schlichtweg kein Platz mehr für sie vorhanden ist.
Tierschützer müssen die Drecksarbeit machen
"Es ist eine Katastrophe, was in den USA abläuft", sagt der Zweite Vorsitzende von PETA Deutschland, Harald Ullmann im Gespräch mit der AZ. "Tierschützer, die diese furchtbare Drecksarbeit machen müssen. Wie schlimm muss es da um eine Gesellschaft stehen?" Er sieht das Problem in dem westlichen Vorzeigeland in dessen Mentalität. "Tiere kommen in den USA offenbar ganz weit hinten. Es ist eine Wegwerfgesellschaft - und darunter leiden auch die Haustiere", ärgert sich Ullmann. Geschätzte zwei Milliarden Dollar kostet die Staatskasse jährlich die Unterbringung, Versorgung, gezielte Tötung und Entsorgung von unerwünschten Hunden und Katzen.
PETA: "Tiere werden nicht vergast, sondern eingeschläfert"
Medienberichten, die behaupten, dass die Tiere in den Vereinigten Staaten teilweise von PETA vergast werden, widerspricht der Vertreter der Tierschutzorganisation. "Wir machen keinerlei Hehl daraus, dass PETA in den USA leider Tiere töten muss. Darüber wird auch regelmäßig berichtet. Aber die Tiere werden auf humanem Wege eingeschläfert wie beim Tierarzt und nicht etwa brutal erstickt", so Ullmann. Oft würden Tiere bei PETA, die abgegeben, denen nicht mehr geholfen werden kann. "Sie sind verletzt, verwahrlost, krank oder hochgradig aggressiv. Ihrem Leiden wird ein Ende bereitet, es ist die einzige Methode, der Überpopulation Herr zu werden." Im Gegensatz zum Vorgehen in so genannten "No Kill"-Tierheimen in den USA, die Euthanasie für Hunde und Katzen ablehnen. "Dort lagern die überzähligen Tiere über Monate und Jahre in Käfigen und Transportboxen in fensterlosen, garagenähnlichen Räumen. Das würden wir von PETA niemals tun", erläutert der deutsche Vertreter Ullmann.
Auch in Deutschland platzen die Tierheime aus allen Nähten
In Deutschland sei beiderlei Praxis undenkbar, sagt der Tierschützer weiter. Hierzulande dürfe ohnehin nur der Tierarzt ein Haustier einschläfern. "Bei uns gibt es auch nicht diese eklatante Überpopulation wie in den USA", sagt Ullmann. Noch nicht jedenfalls. "Auch wir müssen aufpassen. Die deutschen Tierheime platzen inzwischen aus allen Nähten. Vor allem nach Weihnachten und den Osterferien ist es schlimm", berichtet der Tierschützer.
Mit systematischer Kastration gegen uferlose Vermehrung
In den USA läuft seit längerem eine Aktion von PETA, die in mobilen Sterilisationszentren vor allem in ärmlichen Problemgegenden dem Massenaufkommen von häufig streunenden Hunden und Katzen mit Kastration begegnet. 70.000 Tiere wurden so in den vergangenen neun Jahren systematisch vor weiterer uferloser Vermehrung bewahrt. Viele ihrer Nachkommen wären nämlich dem "Euthanasie-Tod" geweiht. Solche Zustände wird es in der Industrienation Deutschland hoffentlich niemals geben.