Vor 100 Jahren wurde der Tierpark Hellabrunn eröffnet - der erste Geo-Zoo der Welt, in dem die Tiere nach Erdteilen angeordnet sind. Und passend zum Jubiläum hat der Zoo einen neuen Star: Elefantenbaby Ludwig zieht seit Wochen die Massen an.
"Ludwig! Ludwig!", rufen zahlreiche Kinder. Dicht gedrängt und auf Zehenspitzen stehen sie an der Absperrung vor dem Elefantengehege. Das rund zwei Monate alte Elefantenbaby lässt sich davon wenig beeindrucken. Er ist zwar noch nicht offiziell auf Ludwig getauft, der Name ist aber quasi schon gesetzt. "Aus der Nummer kommen wir nicht mehr raus", sagt sein Pfleger Andreas Friess. Der Elefantennachwuchs zählt zu den neuen Besuchermagneten im Münchner Tierpark Hellabrunn, genauso Giraffenbaby Limba oder der älteste Bewohner des Zoos, die Riesenschildkröte Eun Joe.
Auf 100 Jahre Geschichte kann Hellabrunn bereits zurückblicken - an diesem Wochenende (23./24. Juli) wird das Jubiläum mit Theatershows, Führungen hinter die Kulissen, Fotoausstellung und etlichen Kinderattraktionen groß gefeiert.
Ludwig hat eine neue Lieblingsbeschäftigung
Rund 70 Menschen blicken zu Elefantenmama Temi und ihrem Baby. Hinter den zwei bis drei Besucherreihen jonglieren Väter ihren Nachwuchs auf den Schultern und Mütter bugsieren Kinderwagen durch die Menge. Ein älteres Ehepaar diskutiert den Unterschied zwischen afrikanischen und indischen Elefanten. Unterdessen tollt der kleine Dickhäuter durch das Gehege. Ludwigs neueste Lieblingsbeschäftigung laut Tierpfleger Friess: "Er bewirft sich inzwischen wie die Großen mit Sand." Allerdings müsse er mit dem Rüssel erst noch lernen, umzugehen: "Bislang trifft er eher die Umgebung, als sich selbst."
Wer Ludwig einen Besuch abstatten möchte, muss erst quer durch Europa nach Amerika und vorbei an Australien, denn der Tiergarten war bei der Eröffnung am 1. August 1911 der erste Geo-Zoo der Welt. Die knapp 18.000 Tiere werden dabei nach ihrem Herkunftskontinent sortiert und in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander gehalten. So auch Riesenschildkröte Eun Joe: "Er ist 140 Jahre alt und unser ältester Parkbewohner. Damit passt er schon fast ideal zu unserem Jubiläum", meint Zoosprecherin Christiane Reiss.
Während um das Elefantengehege reger Betrieb herrscht, stehen vor dem Giraffen-Gelände nur eine Handvoll Besucher. Dabei steht hier das drei Monate alte Giraffenmädchen Limba. Für Zoosprecherin Reiss ist das kein Wunder: "Die Giraffe sieht schon zu Beginn recht komplett aus. Doch beim Elefanten stimmen noch überhaupt keine Proportionen." Tierpfleger Fries: "Da zieht einfach das Kindchenschema - volle Kanne." Eine Erfahrung, die auch der Vater des zweieinhalbjährigen Jonas soeben gemacht hat. Extra aus Nürnberg sind beide angereist. Mit Blick auf den Sohnemann, der Ludwig gebannt bei seinen tollpatschigen Schritten beobachtet, meint er: "Jonas geht hier, glaube ich, nicht mehr weg."
Stattdessen dreht der junge Elefant irgendwann den Besuchern den Rücken zu und trottet zusammen mit seiner Mama aus dem Blickfeld der Besucher. Erst in einigen Jahren wird Ludwig den Tierpark verlassen. Denn die Elefantenherde verträgt nur ein Männchen in seinen Reihen - und das bleibt der Dienstälteste, Ludwigs Vater Gajendra. Die 100-Jahr-Feier wird dieser aber nicht miterleben, er ist derzeit nach Leipzig ausquartiert.
Denn um den Tieren gute Bedingungen zu bieten und zahlreiche Besucher anzuziehen, wird derzeit das knapp 100 Jahre alte, denkmalgeschützte Elefantenhaus saniert. Für Herbst ist zudem der Spatenstich für ein neues Giraffengehege geplant. Dann könnten vielleicht die Giraffen den Elefanten einmal die Schau stehlen und für einen Besucherrekord sorgen. Im Jahr 2010 waren knapp 1,6 Millionen Besucher nach Hellabrunn gekommen. (dpa)