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Chemnitz: Terrorverdächtiger hatte die Bombe offenbar fast fertig

Chemnitz

Terrorverdächtiger hatte die Bombe offenbar fast fertig

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    Dschaber al-Bakr hatte nach aktuellen Erkenntnissen Kontakt zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS).
    Dschaber al-Bakr hatte nach aktuellen Erkenntnissen Kontakt zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    "Wir hatten Hinweise - nachrichtendienstliche Hinweise - dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte", sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen am Montagabend dem ARD-Hauptstadtstudio. "Zuletzt konkretisierte sich dies mit Blick auf Flughäfen in Berlin."

    Dem Verfassungsschutz lag laut Maaßen seit Anfang September ein Hinweis vor, dass die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland einen Anschlag gegen Infrastruktur plane. Bis zum vergangenen Donnerstag habe der Verfassungsschutz gebraucht, um herauszufinden, wer dafür in Deutschland verantwortlich sein solle. Dann sei der Verdächtige rund um die Uhr observiert worden.

    Als er am Freitag "in einem Ein-Euro-Shop Heißkleber kaufte", seien "alle Maßnahmen in Bewegung gesetzt" worden, "damit ein Zugriff erfolgte", sagte Maaßen in dem Interview. Die Sicherheitsbehörden seien nach dem Kauf des Heißklebers davon ausgegangen, dass dies "im Grunde genommen die letzte Chemikalie" sein könnte, "die für ihn notwendig war, um eine Bombe herzustellen".

    Ermittler fanden in Chemnitz 1,5 Kilogramm Sprengstoff

    Wie Generalbundesanwalt Peter Frank am Montagabend in den ARD-"tagesthemen" sagte, hatte A. bereits "eine sehr große Menge" eines "sehr hochexplosiven Sprengstoffs" hergestellt. Dafür sei "spezielles Know-how notwendig" gewesen. Deswegen habe die Bundesanwaltschaft auch die Ermittlungen übernommen.

    Vereitelte islamistische Sprengstoffanschläge in Deutschland

    In den vergangenen Jahren wurden mehrere islamistische Sprengstoffanschläge in Deutschland vereitelt oder deren Planung gestoppt. Einige aufsehenerregende Fälle:

    September 2007: Die islamistische Sauerland-Gruppe wird gefasst. Die vier Mitglieder werden wegen geplanter Terroranschläge auf Diskotheken, Flughäfen und US-Einrichtungen in Deutschland zu mehrjährige Freiheitsstrafen verurteilt. 

    April 2011: Ermittler nehmen in Düsseldorf drei mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder fest, die einen Sprengstoffanschlag in Deutschland geplant hatten. Im Dezember 2011 wird ein vierter Verdächtiger gefasst. Die Männer müssen mehrere Jahre ins Gefängnis.

    Februar 2016: Die Polizei kommt einer mutmaßlichen Terrorzelle auf die Schliche und schlägt gleichzeitig in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zu. Die vier Verdächtigen hatten womöglich einen Anschlag in Berlin geplant.

    Juni 2016: Spezialkräfte der Polizei nehmen drei mutmaßliche Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Brandenburg fest. Sie sollen einen Anschlag in der Düsseldorfer Altstadt geplant haben.

    September 2016: Ein 16-jähriger Flüchtling aus Syrien wird von der Polizei in Köln festgenommen. Laut den Ermittlern hatte er einen Sprengstoffanschlag geplant und von einem Chatpartner im Ausland Anweisungen zum Bombenbau erhalten.

    Nach einem missglückten Zugriff der Polizei am Samstag in Chemnitz war der 22-jährige Dschaber al-Bakr am Montag in Leipzig festgenommen worden. In der Chemnitzer Wohnung, in der er sich aufgehalten haben soll, fanden die Ermittler 1,5 Kilogramm Sprengstoff.

    CSU fordert: Lückenlose Überprüfung aller Flüchtlinge

    Die CSU bekräftigte die Forderung nach einer lückenlosen Überprüfung aller Flüchtlinge. Auch all diejenigen, die bereits im Land seien, müssten "auch unter Beiziehung unserer Nachrichtendienste" überprüft werden, sagte CSU-Chef Horst Seehofer vor einer CSU-Vorstandssitzung in München.

    Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erstattet künftig bei jedem gefälschten Pass, den Asylbewerber vorlegen, Anzeige bei der Polizei. Dies teilte die Behörde in Nürnberg mit. Bislang wurden lediglich die jeweils zuständigen Ausländerbehörden in den Ländern informiert. dpa/afp

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