Wenn das nicht bürokratisch ist: Aus vermeintlich aktuellen Gründen hatte Das Erste gleich drei Episoden um Hauptkommissar Klaus Borowski und Kommissarin Sarah Brandt vorgezogen. Was verkehrt war. Wahrscheinlich hält man nun den jetzt endlich zur Ausstrahlung eingeplanten Tatort für einen Coup, weil die Story just vor dem Hintergrund der Kieler Woche ausgestrahlt wird, die gerade Wind aufnimmt.
Wieder einmal – und das ist nicht neu – stiehlt ein charismatischer Einzelgänger den Ermittlern die Show. Der von Misel Maticevic gespielte, aus dem gesellschaftlichen Raster ausgebrochene Roman Eggers erschlägt seine Geliebte. Borowski (Axel Milberg) sagt tatsächlich: „Sie hat ihn genervt.“ Wenig später taucht eine weitere Leiche auf. Der Zuschauer muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass Borowski und Brandt (Sibel Kekilli) sich zoffen wie in einer schon abgehakten Gender-Debatte.
Sibel Kekilli beendet ihre Rolle beim Kiel-Tatort
Die auf einer Idee von Henning Mankell fußende Geschichte fällt leider durch Drehbuchschwächen und eine holprige Szenengestaltung auf. Borowski, den womöglich der Hauptverdächtige aus der Rauchwolke eines brennenden Hauses gerettet hat, ist irgendwie neben der Spur. Der Regisseur sieht auch in den Charakteren von Eggers und Borowski Parallelen.
Ob sich das jedem erschließt? In Bayern, wo man doch angeblich Bratwürste und Bierseligkeit gepachtet hat, wird man sich ein wenig wundern über die angetrunkenen Kieler, die ja trotz einer Art Mini-Wiesn ein hochkarätiges Segelfest zu stemmen haben. Borowski säuft trotzdem Rotwein, Brandt schluckt ihre angstlösenden Tabletten. Man hätte sich einen schöneren Abschied für Sibel Kekilli gewünscht, die mit dieser Folge ihre Tatort-Karriere beendet (lesen Sie hier ein Porträt).