Darf die "MS Schwaben" am 30. August als Swingerschiff in Friedrichshafen ablegen? Heute soll darüber entschieden werden. Denn der Beirat der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB) wird tagen. Eingeladen ist auch der Veranstalter des so umstrittenen Sex-Events, Thomas Weiss. „Ich gehe davon aus, dass die Verantwortlichen bisher ihre Einschätzungen aufgrund von Fehlinformationen getätigt haben“, sagt er. Zudem verweist er darauf, dass er einen rechtsgültigen Vertrag mit der BSB habe und weiter davon ausgehe, dass die von ihm gecharterte MS Schwaben auch in See stechen kann.
OB Burchardt will den Vertrag prüfen lassen
Konstanz Oberbürgermeister Uli Burchardt hatte dagegen am Montag in einer Presserklärung mitgeteilt, dass der Vertrag geprüft werden solle. „Es geht hier nicht um sexuelle Intoleranz oder Prüderie. Gegen reine Party-Veranstaltungen gleich welcher sexueller Gesinnung oder Orientierung habe ich weder jetzt noch künftig in irgendeiner Weise etwas einzuwenden. Es geht einzig um die Frage, ob die BSB Schiffe für kommerzielle Sex-Veranstaltungen verchartert und ob man dieses tatsächlich zum Geschäftsmodell eines der größten Touristikanbieterin Baden-Württemberg erklären will. Das lehne ich als Vorsitzender des Beirats der BSB klar ab“. Zuvor hatte sich die Konstanzer CDU an den OB gewandt und ihn dazu aufgefordert, die Vermietung des Schiffes rückgängig zu machen.
Das Thema hat in der vergangenen Woche hohe Wellen geschlagen. Auch in der Sexgemeinde, die auf verschiedenen Foren im Netz scharf auf die Debatte reagiert. Unter dem Stichwort „Der Bodensee wird prüde“, meldet sich in einem Forum der „Latexzentrale“ etwa Lovely Julia zu Wort: „Manchmal wundert man sich schon. Geht wieder alles rückwärts? Werden wir zum fundamentalistisch-christlichen Gottes-Staat?“ Auch ein Mann, der sich Rubberrocker nennt, schreibt: „Doppelmoral und schlimmste Heuchelei überall. Sobald man sein Leben anders führt, als es in der Öffentlichkeit gerne gesehen wird, ist man gleich höchst verdächtig. Es lebe die Heuchel- und Spießerrepublik!“
Online-Community „Joy-Club“ ist schockiert
Der Pressesprecher der Online-Community „Joy-Club“ meldete sich ebenfalls zu Wort: „Wir sind schockiert über die Ansichten, die der Oberbürgermeister von Konstanz in der Debatte um das SM- und Swingerschiff vertritt“, erklärt Christian Schumann. „Viele der Besucher des Swingerschiffs sind Mitglieder in unserer Community, die Resonanz ist jedes Mal durchweg positiv. Eine Haltung, wie der Bürgermeister sie einnimmt, ist in unseren Augen in der heutigen Zeit nicht mehr angemessen.“
In Friedrichshafen erregt das Swingerschiff ebenfalls die Gemüter, auch wenn die politischen Entscheidungen in Konstanz getroffen werden, da die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) ein städtischer Betrieb sind. CDU-Fraktionschef Achim Brotzer sagte vergangene Woche, er sehe in der erotischen Dampferfahrt wenig „Vereinbarkeit mit dem klassischen Familien- und Wertebild der Christdemokraten“ erkennen könne.
Das „Lack- und Lederschiff“ ist nicht betroffen
Dieter Stauber, SPD-Vorsitzender im Bodenseekreis, ist ähnlicher Meinung, wenn er auch als Privatmann und nicht als Vertreter seiner Partei spricht: „Meiner Meinung nach sollte ein öffentliches Verkehrsunternehmen solche Dinge nicht auf einem Schiff stattfinden lassen.“
Ganz anderer Meinung ist dagegen die Grünen-Politikerin Monika Blank: „Das ist doch alles nur Wahlkampfgetöse. Vor einem Jahr hat das Swingerschiff noch niemanden interessiert“ und fügt hinzu: „Die ganze Diskussion ist in weiten Teilen von einer unsäglichen Doppelmoral geprägt. Wenn wir uns über ein Swingerschiff aufregen, gleichzeitig aber Prostitution zulassen und sogar besteuern wollen, dann ist die Frage, wo eigentlich die Grenze sein soll.“ Das Vermietungsverbot der BSB-Schiffe soll nur für „Sex-Veranstaltungen“ gelten. Das „Lack- und Lederschiff“, das alljährlich für großen Zuschauerandrang sorgt, ist nicht betroffen, da es ein reines Partyschiff ist. Am Donnerstagnachmittag ist klar, ob das Swingerschiff je wieder über den Bodensee schippern wird.