Einer neuen Studie zufolge ist entlang der San-Andreas-Verwerfung nördlich von Los Angeles nach einer verhältnismäßig langen Ruhephase ein starker Erdstoß längst überfällig. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler von der Universität in Irvine (Kalifornien) und Tempe (Arizona). Ihre Studie wird in der Septemberausgabe des US-Fachblatts "Geology" veröffentlicht.
Das letzte starke Beben in der Carrizo-Ebene entlang der Verwerfungszone, rund 150 Kilometer nördlich von Los Angeles, liegt mehr als 150 Jahre zurück. 1857 hatte ein Erdstoß der Stärke 7,8 den Raum um die Siedlung Fort Tejon heftig erschüttert und den Graben mehrere Meter weit aufgerissen. Forscher waren bisher davon ausgegangen, dass sich der Boden in dieser Region etwa alle 250 bis 400 Jahre stark bewegte.
Mit Hilfe neuer Messungen und Radiocarbon-Altersdatierung wurde das Zeitintervall nun deutlich verkürzt. Seit dem Jahr 1300 traten dort nach den neuesten Berechnungen alle 45 bis 144 Jahre schwere Erdbeben auf. Die Forscher fanden Hinweise für sechs starke Erdstöße. Die Westküstenbewohner müssten nach einer längeren Ruhephase nun eher mit einer heftigen Erschütterung rechnen, warnte die Seismologin Lisa Grant Ludwig.
Die San-Andreas-Verwerfung ist eine tiefreichende Störung in der Erdkruste, die sich auf einer Länge von knapp 1300 Kilometern durch Kalifornien zieht. Hier schiebt sich die pazifische Platte mit bis zu sechs Zentimetern pro Jahr nach Nordwesten und reibt sich am nordamerikanischen Kontinent. Dabei bauen sich gewaltige Spannungen in der Erdkruste auf, die sich in Erdbeben entladen können. Nach Ansicht von Geologen ist die Verwerfung seit etwa 20 Millionen Jahren in Bewegung.