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Mord an Heilbronner Polizistin: Spur führt ins rechtsextreme Milieu

Mord an Heilbronner Polizistin

Spur führt ins rechtsextreme Milieu

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    Polizisten führen die im Heilbronner Polizistenmord verdächtige 36-Jährige aus einem Gebäude der Staatsanwaltschaft Zwickau. Foto: Jan Woitas dpa
    Polizisten führen die im Heilbronner Polizistenmord verdächtige 36-Jährige aus einem Gebäude der Staatsanwaltschaft Zwickau. Foto: Jan Woitas dpa

    Die beiden mutmaßlichen Bankräuber, die in Eisenach tot aufgefunden wurden, und die wegen einer Hausexplosion in Zwickau verhaftete Beate Z. waren in der Neonazi-Szene aktiv, wie das Thüringer Innenministerium am Mittwoch mitteilte. Das Trio, das auch mit dem Polizistenmord in Heilbronn in Verbindung gebracht wird, war in dem rechtsextremen "Thüringer Heimatschutz" (THS) aktiv. Der Fall gilt als einer der spektakulärsten in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte und beschäftigt Polizei und Staatsanwaltschaften in drei Ländern.

    Auch wenn sich die Ermittlungen noch lange hinziehen und zwei der Tatverdächtigen nicht mehr befragt werden können, hoffen die Ermittler auf eine Aufklärung. Die am Mittwoch in Untersuchungshaft genommene Beate Z. schweigt jedoch. Sie hatte zusammen mit den beiden mutmaßlichen Bankräubern in dem explodierten Haus in Zwickau gelebt. Die Gruppe tauchte nach Angaben des thüringischen Innenministeriums 1998 unter, nachdem in Jena ihre Bombenwerkstatt ausgehoben worden war. Seitdem seien sie in Thüringen nicht mehr mit politisch motivierten Straftaten aufgefallen, sagte Landesinnenminister Jörg Geibert (CDU).

    Die Ermittlungen wegen des Baus von Sprengkörpern und Bombenattrappen seien 2003 wegen Verjährung eingestellt worden. Eine 36 Jahre alte mutmaßliche Komplizin des Duos sitzt seit Mittwoch wegen schwerer Brandstiftung in Untersuchungshaft. Sie soll am vergangenen Freitag eine Explosion in dem Zwickauer Haus ausgelöst haben, das dadurch schwer beschädigt wurde. Am selben Tag wurden kurz nach einem Banküberfall im thüringischen Eisenach die Leichen der beiden mutmaßlichen Täter in dem Wohnmobil aufgefunden. Laut Polizei haben die Männer Suizid begangen. Ihre Motivlage ist weiter unklar.

    Die in dem Wohnmobil sichergestellten Waffen seien eindeutig der ermordeten Polizistin Michelle K. und ihrem damals schwer verletzten Kollegen zugeordnet worden, teilten die Staatsanwaltschaft Heilbronn und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Mittwoch in Stuttgart mit. Außerdem seien bei der tatverdächtigen Gruppierung die Handschellen der getöteten Polizistin gefunden worden sowie ein Messer, das vermutlich ihrem Kollegen gehörte.

    Tatwaffe möglicherweise gefunden

    Nach Angaben von Staatsanwaltschaft und LKA in Baden-Württemberg wurde in dem abgebrannten Gebäude in Zwickau eine baugleiche Waffe gefunden, mit der die Polizistin erschossen wurde. Ob es sich dabei um die Tatwaffe handele, werde derzeit überprüft. Nach Angaben der Polizei in Zwickau wurden in dem Haus fünf Pistolen, ein Revolver und ein Repetiergewehr gefunden. Es lasse sich noch nicht sagen, ob darunter die bei dem Tötungsdelikt genutzten Waffen seien, sagte der Leiter der Polizeidirektion Südwestsachsen, Jürgen Georgie. Sie seien massiv durch die Explosion und den Brand beschädigt worden.

    Auf der Suche nach weiteren Beweismitteln wurde am Mittwoch der Brandschutt der Wohnung in Zwickau untersucht, dabei kamen auch Kriminaltechniker des LKA Baden-Württemberg zum Einsatz. Es gebe eine Vielzahl an unterschiedlichen Spuren, sagte Georgie. In der ausgebrannten Wohnung fand die Polizei unter anderem mehrere Kleidungsstücke, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bei drei Banküberfällen in der Region um Zwickau getragen wurden. Derzeit wird geprüft, ob die beiden Männer auch für Überfälle in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich sind. Die Auswertung der durch Feuer und Löschwasser beschädigten Spuren sowie die Untersuchung der Waffen kann Monate dauern.

    Polizei jagte das "Phantom von Heilbronn"

    Die Polizei jagt seit viereinhalb Jahren die Mörder der 22-Jährigen Polizistin der Böblinger Bereitschaftspolizei, die aus dem ostthüringischen Oberweißbach stammte. Sie war am 25. April 2007 auf einem Parkplatz in Heilbronn durch einen Kopfschuss getötet worden. Ihr Kollege erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Beiden wurden die Dienstwaffen geraubt. Die Polizei konnte DNA-Spuren am Tatort sichern, jagte aber jahrelang ein Phantom, weil die Wattestäbchen für die Probe von einer Mitarbeiterin des Herstellers verunreinigt wurden.

    Die weiteren Ermittlungen konzentrieren sich laut Behörden derzeit vor allem auch auf die Frage, welche Verbindungen die Tätergruppierung nach Heilbronn hatte, aber auch auf die am Dienstag in Jena festgenommene Frau. "Von ihr erhoffen wir uns weitere Angaben, die den konkreten Tathergang des Heilbronner Polizistenmords und die Motivlage der Tatbeteiligten", betonte der Leiter der Staatsanwaltschaft Heilbronn, Frank Rebmann. Von einem dringenden Tatverdacht gegen die Frau bei dem Mord an der Polizistin geht die Staatsanwaltschaft derzeit nicht aus. dapd

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