Wo sind nur all die tollen Frauen geblieben? Jetzt sind nicht so wunderbare Schauspielerinnen wie Scarlett Johansson, Cate Blanchett oder Cameron Diaz gemeint. Sondern Frauen, die den Goldstaub des Glamour auf sich ziehen wie eine reife Banane, auf die sich die Fruchtfliege stürzt.
Un attimo, einen Augenblick, bitte. Da ist ja Sophia Loren, die heute tatsächlich 80 Jahre alt wird. Und die, wie wir uns aufgrund aktueller Fotos überzeugt haben, noch immer grandios aussieht.
Busen-Wettstreit zwischen Sophia Loren und Gina Lollobrigida
Die Loren: Das Kino als große Illusionsmaschine hätte mühelos in Technicolor die Geschichte eines Mädchens erzählen können, das wie das Aschenbrödel Cinderella aufstieg aus der Tristesse von Pozzuoli, einem Arbeitervorort von Neapel. Den traumhaft schönen Königssohn fand sie jedoch auch später nicht, ihr Ehemann wurde nach langem bürokratischem Hickhack der zunächst mit einer anderen Frau verheiratete Filmproduzent Carlo Ponti. Der war fast 22 Jahre älter als die junge Schönheit, aber ein Profi. Und – das war entscheidend – er machte das Mädchen zum Weltstar.
Was schwierig war: Denn die italienischen Klatschzeitschriften waren vorwiegend an dem angeblichen Busen-Wettstreit zwischen Gina Lollobrigida und der Loren interessiert. Erst als Hollywood rief, lag die Loren nicht nur an Brustbreite deutlich vorn.
Mühelos eroberte die Loren etwa in „Hausboot“ das Herz des alleinerziehenden Cary Grant, wobei sie locker eine gebildete blonde US-Schönheit ausstach. Freilich profitierte die Loren damals von den Italien-Klischees amerikanischer Urlauber. In „Es begann in Neapel“ verliebt sich ein von Clark Gable gespielter Geschäftsmann in eine Sophia Loren, die in einem oft gecoverten Song den Lebensstil der Amerikaner parodiert: „Tu Vuò Fà L’Americano“ („Du bist ein Möchtegern-Amerikaner“).
Sophia Loren als sexy zu bezeichnen, wäre untertrieben
Sophia Loren im Illustrierten-Jargon als sexy zu bezeichnen, wäre untertrieben. Schaut man sich ihre Filme an, fällt ihre besondere Schönheit auf: Ihre mandelförmigen Augen sind wie ein Buch, in dem man gerne von Kapitel zu Kapitel weiterblättern will. Ihr Teint schimmert wie Olivenöl. Und ihre Hüften erinnern an eine neapolitanische Pizzabäckerin, die sie 1954 auch in „Das Gold von Neapel“ gespielt hat.
Und da gibt es in „Gestern, heute und morgen“ die Szene, in der sie sich in einem raffinierten Striptease ihrer schwarzen Strümpfe entledigt. Marcello Mastroianni auf dem Bett japst dazu wie ein Hund.
Die schöne Italienerin beschäftigt sich nach vielen Filmrollen und Werbe-Auftritten auch gerne mit den Schönheitssüchtigen unserer Tage. Bereits Ende der 70er Jahre gab sie eine Warnung heraus: „Laufen Sie nicht gleich los, um ein Kleid zu kaufen, nur weil es in einem Modejournal umwerfend aussieht.“ Und ergänzte leicht ironisch: „Das Mannequin, das dieses Kleid trägt, ist einen Meter sechsundneunzig groß, hat keinen Busen und seit Monaten nur Weißkäse und Sojabohnen gegessen.“ „Shopping Queen“-König Guido Maria Kretschmer könnte da zustimmen.