Hardcore-Pornos auf dem Lehrplan - was wie eine provozierende Idee klingt, hat der dänische Sexualkunde-Professor Christian Graugaard mit einem ernsten Hintergrund vorgeschlagen. Seiner Meinung nach bekommen Jugendliche durch solche Filme eine falsche Vorstellung von Sex und behandeln Frauen schlechter. Daher sollen sie anhand von Pornografie im Unterricht lernen, was die Unterschiede zwischen den harten Szenen und der Realität sind.
Mittlerweile wird nicht nur in Dänemark über den Vorschlag diskutiert, sondern auch in vielen anderen Ländern. Wäre es auch vorstellbar, dass Lehrer bald in Deutschland Schülern Pornografie im Unterricht zeigen?
Der deutsche Sexualwissenschaft-Professor Heinz-Jürgen Voß sieht das sehr kritisch. In Deutschland verhinderten schließlich Gesetze, dass Jugendlichen solche Szenen einfach gezeigt werden dürfen. Voß sagt ganz deutlich: "Hardcore-Pornografie hat in der Schule nichts verloren."
Die meisten Jugendlichen haben schon Pornos gesehen
Doch er weiß auch, dass mehr als 90 Prozent der Jungen und etwa zwei Drittel der Mädchen schon einmal Pornos gesehen haben. Schließlich ist das über das Internet heute leicht möglich. Voß fordert daher, den Sexualunterricht daran anzupassen und die nötige Medienkompetenz für den Umgang mit solchen Filmen beizubringen.
"Es geht nicht darum, Pornografie zu verteufeln oder sie den Jugendlichen zu verbieten - aber sie sollten für den Umgang damit sensibilisiert werden", sagt Voß. Dass solche Szenen nicht der Realität entsprechen, ließe sich auch ohne Pornos im Unterricht verdeutlichen. Doch hier sieht der Sexualwissenschaftler noch großen Nachholbedarf. Lehrer könnten den Umgang mit Pornografie im Internet schwer vermitteln, da ihre Mediennutzung ganz anders aussehe als die der Schüler.
Voß warnt auch davor, die Auswirkungen von Pornografie auf Jugendliche zu überschätzen. Natürlich seien sie in gewissen Maße prägend dafür, welches Bild Männer in unserer Gesellschaft von Frauen haben. "Doch Studien zeigen, dass Jungen und Mädchen sehr wertschätzend miteinander umgehen - auch wenn das in den Medien immer wieder anders dargestellt wird", sagt er. Hardcore-Pornos auf dem Lehrplan seien auch aus diesem Grund unnötig. sge