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"Fuck for Forest“: Sex für den Regenwald

"Fuck for Forest“

Sex für den Regenwald

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    Die Umweltorganisation "Fuck For Forest" trifft sich regelmäßig in ihrem Hauptquartier in Berlin.
    Die Umweltorganisation "Fuck For Forest" trifft sich regelmäßig in ihrem Hauptquartier in Berlin. Foto: Fuck For Forest

    Für den Regenwald in Ländern wie Ecuador oder Costa Rica verkaufen sie ihren Körper. Um Geld für nachhaltige Forstwirtschaft zu sammeln, schlafen die Unterstützer der Naturschutzorganisation „Fuck For Forest“ miteinander - und filmen sich dabei. Mit der naturbelassenen und derben Pornografie nehmen die Initiatoren nach eigenen Angaben jährlich etwa 50 000 Euro ein.

    Kopf der Ökoporno-Aktivisten ist der Norweger Tommy Hol Ellingsen. Er und seine Freundin Leona Johansson setzen sich seit 2006 leidenschaftlich für die Umwelt ein. Der polnische Filmemacher Micha Marczak hat nun eine Dokumentation über die Mitglieder von "Fuck For Forest“ gedreht. Kinostart in Deutschland ist der 13. Juni.

    Zwischen Kunstgegenständen aus dem Amazonas und Sex-Spielzeug

    Hol Ellingsen ist ein Mann, der stundenlang über seine Lebens-Philosophie erzählen kann. Ihn in seinem Redefluss zu unterbrechen, fällt schwer. Er spricht von der freien Liebe, dem Sinn von Gemeinschaft und dem Willen, eine bessere Welt durch seine Projekte zu erschaffen. Eben durch Pornografie, die auf der Seite seiner Naturschutzorganisation für Geld verkauft wird. Hol Ellingsen, emigrierter Norweger und studierter Theaterschauspieler, ist eine Art Guru in seiner Kommune, die sich mitlerweile in Berlin angesiedelt hat.

    Dort lebt er in einer kleinen Wohnung im Bezirk Friedrichshain gemeinsam mit seiner Freundin und weiteren Naturschutz-Aktivisten. Manchmal halten sich dort bis zu 15 Personen auf. Im Umfeld von pittoresken Kunstgegenständen aus dem Amazonas-Regenwald, Sex-Spielzeug und außergewöhnlichen Pflanzen drehen sie beim Geschlechtsverkehr Videos.

    Für sexuelle Offenheit und die Natur

    Begonnen haben die Skandinavier ihr Projekt im Jahr 2004 - anfangs sogar unterstützt von der norwegischen Regierung. Doch als bekannt wurde, dass die Umweltschützer mit Sex ihr Geld verdienen, wurde die finanziellen Hilfen gestrichen. Entstanden war die Idee, weil Hol Ellingsen und seine Partnerin zum einen mit Sexualität experimentieren wollten. Außerdem lag den beiden die Situation der Umwelt im Argen. „Da kam uns der Gedanke, dass wir beide Aspekte miteinander verbinden können. Für Sexualität sensibilisieren und damit gleichzeitig auf die Situation unserer Natur hinweisen.“

    Finanzielle Beweggründe haben dabei laut Hol Ellingsen keine Rolle gespielt. „Uns war es auch wichtig, dass der Sex in der Natur freiwillig geschieht“, sagt der 32-Jährige. Leider sei es immer noch so, dass mit Pornografie Gewalt verbunden werde. Die Inszenierungen von „Fuck For Forest“ sollen als Spaß verstanden werden. Nur so lenke man viel Aufmerksamkeit auf ihr Projekt. „Wie immer gilt der Grundsatz: Sex sells“, sagt der Norweger.

    Projekte in Peru, Brasilien und der Slowakei werden unterstützt

    Diesen Grundsatz verfolgt ebenfalls die Dokumentation, die nun in die Kinos kommt - eine Mischung aus gestellten und echten Szenen. In dem wirren Handlungsgebilde spielen die Mitglieder von „Fuck For Forest“ sich selbst. In dem 90-minütigen Streifen, der größtenteils in Peru gedreht wurde, stellt der Micha Marczak die Umweltaktivisten als Menschen dar, die nicht erwachsen werden wollen.

    In der Dokumentation thematisiert der Regisseur jedoch auch das Problem, dass westliche Menschen gerade in Entwicklungsländern in die Natur eingreifen und darüber nicht groß nachdenken. „Bei den Dreharbeiten waren wir viel mit Völkern aus dem Regenwald in Kontakt“, erzählt Hol Ellingsen. Es habe sich anfangs jedoch schwierig gestaltet, mit den Stämmen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Absurd sind zum Beispiel Szenen, in denen Ureinwohner auf die zwei Norweger treffen und es im nächsten Moment beim Geschlechtsverkehr in einer Strohhütte wild her geht.

    Spannend sei für Hol Ellingsen und seine Hippie-Freunde gewesen, wie es der Filmemacher von außen das Leben der Gruppe sieht und vor allem mit den Menschen in Südamerika zu arbeiten.

    Denn diese sollen von dem Geld aus den selbst gedrehten Pornofilmen von „Fuck For Forest“ ja profitieren. Unterstützung erhalten hauptsächlich lokale Projekte in Ländern wie Peru, Brasilien oder auch der Slowakei.

    Eklat nach Rockfestival

    Damit die eingetragene Umweltorganisation weiß, wofür das Geld verwendet wird, reisen Hol Ellingsen und Freundin Leona Johansson auch selbst in den lateinamerikanischen Länder. Auch, weil der 32-Jährige gerne Sex mit seiner 28-jährigen Partnerin im Regenwald hat: „Der beste Platz, an dem ich mit ihr geschlafen habe, war in der Krone eines großen Guaven-Baums.“

    Hol Ellingsen und Leona Johansson sind seit elf Jahren ein Paar. Im Jahr 2004 schafften die beiden es auf der ganzen Welt in die Zeitungen, weil sie auf einem norwegischen Rockfestival vor tausenden Besuchern miteinander schliefen. Er sagt: „Ich liebe sie mehr als alles auf dieser Welt.“ Geschlechtsverkehr mit anderen Frauen hat er trotzdem. Auch vor der Kamera. Auch Leona schläft mit anderen Männern. Wenn sie glücklich damit sei, mache Hol Ellingsen das auch glücklich.

    Glücklich ist der Umweltaktivist auch in Berlin. 2004 verließ er Norwegen, um in der Hauptstadt mehr „künstlerische Freiheiten zu genießen“. Doch das Geschäft mit den Sex-Filmchen ist in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. „Das Angebot an Pornografie im Internet ist mittlerweile sehr groß.“ Früher waren es schon mal 100.000 Euro pro Jahr, die zusammenkamen und in Umwelt-Projekte investiert werden konnten. Heute ist es etwa die Hälfte.

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