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Spanien: Schwester des Königs: Prinzessin Christina muss vor Gericht

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Schwester des Königs: Prinzessin Christina muss vor Gericht

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    2010 war die Welt für Cristina und ihren Mann Iñaki Urdangarin noch in Ordnung. Nun stehen beide vor Gericht, die Vorwürfe sind massiv.
    2010 war die Welt für Cristina und ihren Mann Iñaki Urdangarin noch in Ordnung. Nun stehen beide vor Gericht, die Vorwürfe sind massiv. Foto: Attila Kisbenedek, afp

    Es ist der Tag, den Spaniens Königshaus seit langem fürchtet: der 11. Januar 2016. Heute muss Prinzessin Cristina, die Schwester von König Felipe, auf der Anklagebank in Palma de Mallorca Platz nehmen. Ein Bild, das um die Welt gehen wird. Und das dafür stehen wird, dass die in Spanien verbreitete Korruption und Selbstbereicherung von Amtsträgern offenbar auch vor dem Königshof nicht haltmacht. Zumindest meinen das die Ermittler, die der 50-jährigen Prinzessin vorwerfen, mit ihrem Ehemann Iñaki Urdangarin öffentliche Gelder ergaunert und Steuern hinterzogen zu haben.

    Das Interesse an diesem „Jahrhundertprozess“, wie ihn spanische Medien tauften, ist so groß, dass sogar die Strafkammer des Landgerichts von Palma de Mallorca umziehen wird: In einen Veranstaltungssaal im Industriegebiet der Inselhauptstadt – gegenüber dem Gefängnis. Mehr als 600 Journalisten aus aller Welt wollen über den Prozess berichten.

    Spanien: Prinzessin Christina vor Gericht

    Es ist das erste Mal, dass sich ein Mitglied der spanischen Königsfamilie vor Gericht verantworten muss. Und es ist der Höhepunkt von fünfjährigen Ermittlungen, die den Ruf des Königshauses schwer beschädigten. Als Konsequenz räumte Felipe, der im Sommer 2014 seinem Vater Juan Carlos auf den Thron folgte, am Hof auf und versprach eine „erneuerte Monarchie“: Er distanzierte sich von seiner Schwester, entzog ihr den Titel „Herzogin von Palma de Mallorca“ und verbot ihr, das Königshaus bei öffentlichen Anlässen zu repräsentieren.

    Der Ermittlungsrichter José Castro füllte mit seinen Untersuchungen gut 25000 Aktenseiten. Im Zentrum steht eine angeblich gemeinnützige Stiftung namens Nóos, die von Cristinas Ehemann Urdangarin und seinem Geschäftspartner Diego Torres gegründet wurde. Im Nóos-Vorstand saß Cristina als Beirat. Doch die Stiftung diente nach Erkenntnissen der Ermittler nicht dem Gemeinwohl, sondern der persönlichen Bereicherung. Sie war vermutlich eine Lobbyorganisation, die königlichen Einfluss gegen Bezahlung anbot. Cristina sei dabei das Aushängeschild gewesen, um an Gelder zu gelangen. Allein von den Regionalregierungen der spanischen Baleareninseln, Valencias und Madrids sollen mehr als sechs Millionen Euro an öffentlichen Mitteln an die Stiftung gezahlt worden sein.

    Auch private Unternehmen sollen auf sie gesetzt haben. Im Prozess geht es jedoch nur um die angeblich erschlichenen Steuergelder. Unter den insgesamt 18 Angeklagten befindet sich der frühere regionale Regierungschef der Balearen, Jaume Matas. Ex-Handball-Nationalspieler Urdangarin und sein Geschäftspartner Torres müssen sich wegen Unterschlagung, Betrugs, Dokumentenfälschung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung verantworten. Sie gelten als die Strippenzieher eines Unternehmensnetzes, mit dem öffentliche Gelder kassiert, über ausländische Konten gewaschen und Betriebsgewinne am Fiskus vorbeigeschleust worden sein sollen. Ihnen drohen bis zu 19 Jahre Haft.

    Prinzessin Cristina wurde von Ermittlungsrichter Castro als „Komplizin“ bezeichnet. Ihr gehörte mit Urdangarin eine Scheinfirma namens Aizoon, die die Familieneinnahmen verwaltete. Castro wirft ihr vor, beim Betrug „zu ihrem eigenen Vorteil“ mitgemacht zu haben. In der Tarnfirma Aizoon seien systematisch Rechnungen gefälscht worden, um möglichst keine Steuern zu bezahlen. Privatausgaben des Paares für Partys, Reisen oder die Nobelvilla in Barcelona seien als Geschäftsausgaben abgerechnet worden. Die Prinzessin sei dabei jahrelang als „Schutzschild“ gegenüber dem Finanzamt eingesetzt worden, um Nachfragen zu verhindern.

    Trotz dieser Vorwürfe fordert die Staatsanwaltschaft, die Anklage gegen Cristina fallen zu lassen. Was vielleicht damit zusammenhängt, dass Spaniens konservative Regierung und das Königshaus hinter den Kulissen alles getan haben sollen, um eine Verurteilung abzuwenden. Cristina selbst beteuert, unschuldig zu sein. Vor einem Jahr erklärte sie, ihrem „Ehemann blind vertraut“ und „aus Liebe zu ihrem Gatten“ gehandelt zu haben.

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