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Moskau: Russland schafft die Zeitumstellung ab

Moskau

Russland schafft die Zeitumstellung ab

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    In Russland wird am Wochenende zum vorerst letzten Mal an der Uhr gedreht.
    In Russland wird am Wochenende zum vorerst letzten Mal an der Uhr gedreht. Foto: DPA

    Nach 30 Jahren schafft Russland als größtes Land der Erde die Zeitumstellung ab - und beendet dort damit die auch in Deutschland beliebte Debatte über Vor- und Nachteile dieser Praxis. Mit dem dauerhaften Übergang zur Sommerzeit an diesem Sonntag (27. März) ende der Stress, verspricht Kremlchef Dmitri Medwedew.

    Im Februar hat der Präsident verfügt, dass Russland im Herbst also nicht mehr zur Winterzeit übergehen wird. Der Zeitreformer Medwedew dreht damit nach einer Reduzierung der Zeitzonen von elf auf neun in dem Riesenreich erneut am Uhrzeiger.

    "Nur noch ein Mal werden wir diese Unannehmlichkeit durchmachen, weil der Übergang zur Sommerzeit immer eine Stunde weniger Schlaf bedeutet", sagt Medwedew. Das zweimalige Zeitumstellen im Jahr höre ein für alle Mal auf - nicht zuletzt "für die unglücklichen Kühe". Der Zeitenwechsel spare ohnehin kaum Energie ein, meinen russische Wissenschaftler.

    Die Zahl der "Tageslichtstunden" in einigen Regionen Russlands erhöhe sich vielmehr zwischen 7 und 17 Prozent, behauptet Medwedews Wirtschaftsberater Arkadi Dworkowitsch. Moskauer Medien zitieren Forschungen, nach denen das Hin und Her bei der Uhrzeit die Zahl der Herzinfarkte um das Anderthalbfache und die Zahl der Selbstmorde sogar um 66 Prozent erhöht habe.

    "Etwa ein Drittel der Menschen reagiert sehr sensibel auf Zeitumstellungen", sagt der Psychologe Sergej Krawtschenko der Zeitung "Iswestija". Folge seien etwa Stress oder Schlaflosigkeit - solche Beschwerden würden künftig weniger. Laut einer Umfrage unterstützen 60 Prozent der Russen die Änderung.

    Doch viele Ärzte halten es für ein Ammenmärchen, dass die Zeit tatsächlich körperliche Leiden verursacht. "Wir erleben Tausende Patienten im Jahr - es gibt keinen Einfluss", sagt der Moskauer Chirurg Sergej Nikonow. Experten warnen aber, dass die Menschen im Norden etwa noch mehr dunkle Tageszeit hätten als ohnehin - mit möglichen traurigen Folgen fürs Gemüt.

    "Von diesem Herbst an tanzen wir zwei Takte schneller als der Rhythmus der Natur", sagt der Vizepräsident des russischen Verbandes für Astronomie und Geodäsie (Vermessungskunde), Sergej Smirnow. "Natürlich wäre es, wenn es bei der Winterzeit bliebe", meint er. Die Sommerzeit im Winter führe zudem zu noch höherem Energieverbrauch, sagt der russische Chef des World Wide Fund for Nature (WWF), Igor Tschestin. Er warnt vor einem Anstieg der fürs Klima schädlichen Treibhausgas-Emission.

    Kritiker aber halten die Uhrzeiger-Politik des Kreml auch aus anderem Grund für kurzsichtig. Der Wegfall der Winterzeit erhöht den Zeitunterschied etwa zu Deutschland, dem wichtigsten Wirtschaftspartner in der EU, von zwei auf dann drei Stunden. Während etwa Georgien, eine andere Ex-Sowjetrepublik, schon lange seine Uhren so eingestellt hat, dass es näher an den Geschäftszeiten im Westen ist, geht Russland den entgegengesetzten Weg.

    Experten meinen, dass ein größerer Zeitunterschied zum Westen in den Wintermonaten die wirtschaftliche Zusammenarbeit erschwere - finanzielle Verluste inbegriffen. Auch Reiseunternehmen sehen Schwierigkeiten für den internationalen Tourismus. Andererseits frohlockt zum Beispiel die nationale Eisenbahngesellschaft RZD, dass die aufwendigen Fahrpläne beim Uhrenumstellen künftig passé sind. dpa

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