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Zum Tod von Robin Williams: Robin Williams: Sein Wahn, sein Witz

Zum Tod von Robin Williams

Robin Williams: Sein Wahn, sein Witz

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    Der Hollywood-Schauspieler Robin Williams ist tot.
    Der Hollywood-Schauspieler Robin Williams ist tot. Foto: EPA/DANIEL DEME, dpa

    Typfrage, woran man als Erstes denkt. Entweder: Robin Williams – dieses Idealbild des ermutigenden und mitfühlenden Lehrers im so erhebenden wie niederschmetternden „Der Club der toten Dichter“. Oder: Robin Williams – dieser Typ Normalnachbar, der plötzlich von hirnloser Albernheit besessen scheint und in Frauenkleidern auf Kindermädchen macht wie in „Mrs. Doubtfire“.

    Robin Williams war im Komisch und im Ernsten ein Meister

    Für beide Gesichter gibt es reichlich Beispiele aus der über 30-jährigen Karriere dieses Schauspielers. Das Drama in „Good Morning, Vietnam“, „Zeit des Erwachens“, „König der Fischer“, „Good Will Hunting“; die Komödie in „Hook“, „Jumanji“, „Flubber“, „Nachts im Museum“. Und bräuchte es noch einen Nachweis, dass die alte Regel, wonach man nur im Komischen oder im Ernsten ein Meister werden könne, für die Besten des Fachs nicht gilt: Robin Williams ist dieser Beweis.

    Mal mit, mal ohne diesen wuscheligen Vollbart, mal mit bäriger Behäbigkeit, mal mit zappeliger Plapprigkeit, immer aber mit diesen stechend blauen Augen – herzerfrischend lachen und verzweifelt weinen gesehen hat ihn also auch sein Publikum außerhalb der USA. Dass beides zusammengehört aber, war in seiner Heimat viel augenfälliger.

    Das war Schauspieler Robin Williams

    Schauspieler Robin Williams hat sich am 11. August 2014 allem Anschein nach das Leben genommen.

    Robin Williams wurde 63 Jahre alt.

    Der Schauspieler mit der markanten Nase und dem ebenso markanten Kinn war wandlungsfähig wie wenige andere.

    Robin Williams wurde für «Good Morning, Vietnam» (1987), «Der Club der toten Dichter» (1989) und «König der Fischer» (1991) dreimal für den Oscar nominiert.

    Er bekam Hollywoods höchste Ehre 1998 schließlich ausgerechnet als Nebendarsteller und ausgerechnet für ein Drama: In «Good Will Hunting» spielte er, bärtig und ungewohnt still, einen einfühlsamen Psychotherapeuten, der einem jungen Genie (Matt Damon) aus dem Arbeitermilieu den Weg weist.

    2006 bekannte sich Robin Williams öffentlich zu seinen Alkoholproblemen, legte eine Drehpause ein und ging in Behandlung.

    Er sei 20 Jahre trocken gewesen, habe jetzt aber wieder mit dem Trinken begonnen, sagte er damals. Nach seinem plötzlichen Erfolg als Fernsehkomiker Ende der 70er Jahre hatte er nach eigenen Angaben reichlich Kokain und Alkohol konsumiert.

    2009 musste er sich einer Herzoperation unterziehen, im Jahr zuvor war die zweite Ehe des dreifachen Vaters geplatzt.

    Im Oktober 2011 hatte Robin Williams aber wieder geheiratet, die Grafikdesignerin Susan Schneider.

    «Ich hoffe, in den Erinnerungen wird nicht sein Tod vorherrschen», sagte die Witwe, «sondern die unzähligen Momente des Spaßes und des Lachens, das er Millionen gab».

    Robin Williams litt unter Depressionen. Er nahm sich vermutlich das Leben. Tod durch Ersticken, hieß es nach einer ersten Einschätzung.

    Denn Robin Williams war dort zu allererst eine Entdeckung auf der Bühne. Und in seinen Auftritten als Comedian eben war er immer beides: albern und abgründig, komisch und tragisch, selbst das Wanken dazwischen. Er, doch eigentlich wirkend wie ein völliger Jedermann, offenbarte so, dass etwas Anarchisches in ihm toste, dass es ihn mal aufs Heiterste, mal aufs Traurigste aus aller Ordnung trug.

    Robin Williams hat lange unter Depressionen gelitten

    Ob er sie selbst eigentlich nie gefunden hat? Ob deswegen all diese Sätze über ihn jetzt in der Vergangenheitsform geschrieben werden müssen? Robin Williams jedenfalls hat lange an Depressionen gelitten. Das war bislang nicht bekannt. Öffentlich gemacht hat er dagegen früh, dass er Alkoholiker gewesen ist, Kokain genommen hat.

    Lange kämpfte er dagegen an, ist über die Glanzzeit seiner Karriere hinweg trocken geblieben, hat viel Sport getrieben, ist 2006 aber, nach 20 Jahren Abstinenz, doch rückfällig geworden. Zwei Jahre später ging auch seine zweite Ehe, aus der zwei seiner drei Kinder stammen, in die Brüche.

    Seitdem war der Kampf mit seinen Dämonen wieder voll entbrannt. Dazwischen eine Herzklappen-Operation und neue Ordnungsversuche. 2011 hat Robin Williams noch einmal geheiratet und immer wieder Aufenthalte in Rehabilitationskliniken eingelegt – zuletzt nun im Juni. Im Juli ist er 63 Jahre alt geworden.

    Barack Obama über den Hollywood-Schauspieler: "Er trat in unser Leben als Außerirdischer"

    „Er trat in unser Leben als Außerirdischer.“ Das sagte US-Präsident Barack Obama jetzt über Robin Williams, in Erinnerung daran, dass seine Karriere Ende der Siebziger mit der Fernseh-Quatsch-Serie „Mork vom Ork“ begann. 1951 in wohlsituierten Verhältnissen in Chicago geboren, war er Ende der Siebziger nach Schauspielschule und Stand-up-Comedy dort gelandet: „Aber schließlich hat er jedes Element des menschlichen Geistes berührt. Robin Williams war ein Flieger, ein Arzt, ein Flaschengeist, ein Kindermädchen, ein Präsident, ein Professor, ein Peter Pan und alles dazwischen. Er war einmalig.“

    Ausgezeichnet wurde Williams im pathosseligen Amerika nur für eines seiner Gesichter, erhielt den Nebendarsteller-Oscar für „Good Will Hunting“, wurde als Hauptdarsteller nominiert für „Good Morning, Vietnam“, „Der Club der toten Dichter“ und „König der Fischer“ – das ernste Gesicht also.

    Doch verehrt wird er zudem für sein komisches, auch von den Größten der Zunft. Terry Gilliam etwa, Drehbuchautor und Komiker der Kulttruppe Monty Python, verneigt sich: „Robin Williams, das am überraschendsten lustige, brillante, tiefgründige und alberne Wunder von Seele und Geist, hat den Planeten verlassen. Er war ein wundersames Geschenk der Götter.“ Und dass Gilliam dies sagt, ist keine pietätvolle Verklärung von Albernheiten wie „Flubber“, nein, er meint damit eben jenen Williams der Bühne, der dem abgründigen Humor der Monty Pythons wie auch dem schwarzen der Wiener viel näher ist als dem überdrehten Hollywood-Slapstick.

    Robin Williams: Das waren seine größten Rollen

    Als Außerirdischer Mork vom Planeten Ork wurde er in Deutschland zum gefeierten Superstar.

    In "Garp und wie er die Welt sah" spielt Robin Williams 1982 den skurrilen Schriftsteller T.S. Garp.

    In "Good Morning Vietnam" brilliert Williams 1987 als Discjockey eines Soldatensenders.

    Als unkonventioneller Lehrer stellt er in "Der Club der toten Dichter" (1987) eine Privatschule auf den Kopf.

    In "Zeit des Erwachens" erforscht Robin Williams 1990 als Dr. Malcolm Sayer die Europäische Schlafkrankheit.

    Das Großstadtmärchen "König der Fischer" (1991) zeigt Robin Williams als Obdachlosen, der durch den Tod seiner Frau aus der Bahn geworfen wurde.

    In Steven Spielbergs "Hook" (1991) überzeugt Robin Williams als erwachsen gewordener Peter Pan.

    Das stachelige Kindermädchen "Mrs. Doubtfire" bringt ab 1993 ganze Generationen zum Lachen.

    Als homosexueller Armand Goldman sorgt Robin Williams in "The Birdcage – Ein Paradies für schrille Vögel" für Begeisterung.

    Als Psychologe gibt er in "Good Will Hunting" (1997) einem hochbegabten, aber beziehungsgestörten Jungen Halt...

    ... und wird dafür in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" mit einem Oskar belohnt.

    Wandlungsfähig: Als psychopathischer Mörder und Erpresser wechselt Robin Williams in "Insomnia" (2002) in das Lager des Bösewichts.

    So werden nun natürlich zwar auch lustige Zitate des Gestorbenen herumgereicht wie dieses: „Eine Frau würde niemals eine Atombombe bauen. Sie würden niemals Waffen bauen, die töten, oh nein. Sie würden eine Waffe bauen, die dafür sorgt, dass du dich eine Weile lang mies fühlst.“

    Robin Williams besaß viel schwarzen Humor

    Aber eher treffen doch Sprüche über seine eigenen Untiefen den Charakter des Komikers. Über seine Alkoholsucht sagte er: „Ich habe meinen Entzug in der Weinregion gemacht – um mir meine Optionen offenzuhalten.“ Über Kokain: „Was für eine wunderbare Droge – alles, was dich paranoid und impotent macht, gib mir mehr davon.“ Und über seine Arbeit: „Du verfügst nur über einen kleinen Funken Wahnsinn – vergib ihn nicht.“

    Williams selbst hat diesen Funken jedenfalls weidlich genährt. Seine ellenlange Filmliste zeugt bis zuletzt von ungeheurer Produktivität, fast einer Getriebenheit, hinein in immer gleich mehrere Filmprojekte jährlich. Und nicht immer war er dabei so geschmackssicher wie 2002, als er sowohl in „Insomnia“ wie in „One Hour Photo“ ganz erstaunlich in Hauptrollen von Psycho-Thrillern überzeugte. Ja, auch das konnte er also spielen – und so wie einst an der Seite von Robert de Niro hier auch an der von Al Pacino bestehen. Nicht als Held, diese Rollen stand den offenkundig kantigeren Typen besser. Sondern als derjenige, der womöglich in aller Stille am Abgrund balanciert und äußerlich mitunter wirkt, als würde er tanzen – bis er doch stürzt.

    Im „Club der toten Dichter“ noch hat er versucht, seine Schüler durch die Ermutigung aus der Kraft der Poesie vor dieser Schwelle zu schützen – und ist bei einem Jungen tränenerweichend gescheitert. Unvergessen aber bleibt, wie er daraufhin von der restlichen Klasse Abschied nimmt, sich die Schüler nach und nach einzeln erheben, auf die Stühle, auf die Tische stellen, um nun ihm für das erstrittene Selbstverständnis, das auch zu Ungehorsam ermutigt, mit dem tapferen Ruf des Dichters Walt Whitman zu danken: „Oh Captain! Mein Captain!“ Williams als Lehrer ging damals ab, gerührt, mit Tränen in den Augen. Nun ist er selbst der Gestürzte, der aus aller Ordnung, aus jeder Rolle Gefallene. Dies ist der Abspann. Kein Happy-End.

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