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Lawinenunglück: "Massive Schäden" an Prinz Frisos Gehirn

Lawinenunglück

"Massive Schäden" an Prinz Frisos Gehirn

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    Prinz Johan Friso wurde von einer Lawine verschüttet. Möglicherweise wacht er nie wieder auf.
    Prinz Johan Friso wurde von einer Lawine verschüttet. Möglicherweise wacht er nie wieder auf. Foto: dpa

    Der bei einem Lawinenunglück in Österreich schwerverletzte niederländische Prinz Johan Friso hat nach Angaben seines behandelnden Arztes dauerhafte "massive  Schäden" im Gehirns erlitten. Er könne nicht mit Sicherheit sagen, ob der 43-Jährige "jemals wieder das Bewusstsein erlangen wird",  sagte der Leiter der traumatologischen Intensivstation der Innsbrucker Universitätsklinik, Wolfgang Koller, am Freitag.

    Prinz Johan Friso ringt weiter mit dem Tod. Nach dem Lawinen-Drama in den österreichischen Alpen am vergangenen Freitag kämpft der niederländische Prinz in einem Innsbrucker Krankenhaus weiter ums Überleben.

    Prinz Johan Friso: 50 Minuten andauernder Herzstillstand

    Am Freitag haben nun die Ärzte am Innsbrucker Klinikum über Prinz Frisos Zustand gesprochen. Sie äußerten in einer Pressekonferenz Zweifel, dass Friso jemals wieder aufwachen wird. In der Lawine erlitt Prinz Friso nach Angaben der Ärzte einen Herzstillstand, der rund 50 Minuten andauerte.

    Johan Friso: Gehirn zu lange unterversorgt

    Wie eine Magnetresonanztomographie am Donnerstag ergab, war Prinz Frisos Gehirn zu lange unterversorgt. Oberarzt Wolfgang Koller von der traumatologischen Intensivstation des Innsbrucker Krankenhauses berichtete in der Pressekonferenz von "massiven Schäden im Gehirn des Patienten", die durch den Mangel an Sauerstoff hervorgerufen wurden.

    Prinz Friso: Kaum Hoffnung

    Das niederländische Königshaus

    Das niederländische Königshaus Oranien-Nassau ist mehr als 600 Jahre alt und ist damit älter als die Niederlande, die es erst seit 1815 offiziell als Königreich und seit 1848 als parlamentarische Demokratie gibt.

    Seit mehr als 120 Jahren haben die Niederlande weibliche Staatsoberhäupter. 1890 starb Wilhelm III., der bis heute letzte König. Ihm folgten Königinnen auf dem Thron: Wilhelmina (1890-1948), Juliana (1948-1980) und Beatrix (seit 1980). Mit dem 1967 geborenen Kronprinz Willem-Alexander steht wieder ein männlicher Thronfolger bereit.

    Das niederländische Königshaus Oranien-Nassau geht auf Wilhelm von Oranien (1533-1584) zurück, den die Niederländer «Vater des Vaterlandes» nennen. Der auch «der Schweiger» genannte Adelige war der wichtigste Führer im Unabhängigkeitskrieg gegen den spanischen König. Er hatte von seinem Onkel René de Chalon 1544 das Fürstentum Orange in Südfrankreich geerbt und damit den bis heute gebräuchlichen Titel Prinz von Oranien für den ältesten Königssohn.

    Der nach der Burg Nassau in Hessen benannte andere Teil der Dynastie hat Wurzeln, die bis zu Walram von Laurenburg im 12. Jahrhundert zurückreichen. Die Verbindung zu niederländischem Gebiet entstand im Jahr 1403. Engelbert I., Graf von Nassau, Dietz und Vianden heiratete damals die wohlhabende Niederländerin Johanna von Polanen, Erbtochter von Breda im Herzogtum Brabant.

    Der Wiener Kongress begründete 1815 das Königreich der Niederlande. Bis dahin regierten Prinzen oder Statthalter. Zu dem neuen Reich unter Wilhelm I. gehörte zunächst auch Belgien, das sich aber 1831 zur selbstständigen parlamentarischen Monarchie erklärte. Ihre Arbeit erledigt Königin Beatrix seit 1984 im Palast Noordeinde in Den Haag, als Wohnsitz dient ihr der Palast Huis ten Bosch am nordöstlichen Rand der niederländischen Hauptstadt.

    Kronprinz Willem-Alexander löst Beatrix am 30. April an der Spitze der  niederländischen Monarchie ab. Erstgeborene der Königin wird der erste König der Niederlande  seit mehr als hundert Jahren sein.

    Die 75-jährige Beatrix hatte  Ende Januar nach 33 Jahren auf dem Thron ihre Abdankung  angekündigt.

    Koller weiter: "Es kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass er jemals wieder aufwacht." Zunächst hatten die behandelnden Ärzte gehofft, dass das Hirn durch die Unterkühlung weniger stark geschädigt wurde. Doch diese Hoffnung habe sich nicht erfüllt, so Koller.

    "Prinz Friso eigenhändig ausgegraben", sagt Moosbrugger

    Die Leiden des niederländischen Königshauses

    Die niederländische Königsfamilie hat schon viel Leid ertragen müssen.

    2. Februar 2002: «Traumhochzeit» des Thronfolgers Willem-Alexander und seiner Braut Máxima aus Argentinien. Die Regierung untersagt die Teilnahme ihres Vaters, weil er einst der Militärdiktatur in Argentinien diente. Aus Solidarität bleibt auch Máximas Mutter der Zeremonie fern. Die Braut weint bei der Trauung bitterlich.

    6. Oktober 2002: Tod von Beatrix' Mann, Prinz Claus. Der frühere deutsche Diplomat stirbt nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren. Seine Leidenszeit begann bereits Anfang der 80er Jahre: Depressionen, später die Parkinsonkrankheit. Einer Prostataoperation folgt die Entfernung einer Niere. Schließlich erliegt er einer Lungenentzündung.

    24. April 2004: Johan Friso heiratet Mabel, deren Vergangenheit ihn protokollarisch herabstuft. In den 80er Jahren hatte Mabel ein Verhältnis mit einem Drogenboss. Weil sie die Bekanntschaft mit dem Kriminellen zu verheimlichen suchte, ist die Regierung verärgert und fragt das Parlament nicht um Zustimmung zu der Hochzeit. Das fehlende Ja der Volksvertreter kostet Friso seinen Platz in der Thronfolge.

    30. April 2009: Attentat auf Königin Beatrix: Ein schwarzer Kleinwagen rast am Königinnentag in der Stadt Apeldoorn auf den offenen Bus der Monarchin zu. Vor den Augen der königlichen Familie tötet er dabei sieben Menschen und prallt gegen ein Denkmal. «De Koningin, de Koningin», stammelt der Attentäter (38) blutüberströmt und stirbt. Nur Stunden später hält die geschockte Beatrix eine Fernsehansprache - sie wirkt um Jahre gealtert.

    Januar 2012: Ende der Mosambik-Affäre von Willem-Alexander. Für einen symbolischen Preis hat der Thronfolger eine 2007 erworbene Luxus-Villa am Indischen Ozean an eine Entwicklungskooperative verkauft. Das kostspielige Anwesen in dem armen afrikanischen Land löste vor dem Hintergrund der Finanzkrise heftige Kritik aus.

    17. Februar 2012: Johan Friso wird beim Skifahren in Österreich von einer Lawine verschüttet und erst nach etwa 20 Minuten befreit.

    24. Februar 2012: Schreckliche Diagnose: Der niederländische Prinz Johan Friso hat bei seinem Lawinenunfall einen schweren Hirnschaden erlitten und bleibt womöglich lebenslang im Wachkoma. Am 12. August 2013 stirbt er in Den Haag.

    Sein bester Freund Florian Moosbrugger hatte sich in der "Bild"-Zeitung geäußert. Er gab an, Friso eigenhändig aus den Schneemassen ausgegraben zu haben. Moosbrugger: "Ich habe sofort alles getan, um das Leben des Prinzen zu retten."

    Moosbrugger selbst wurde durch einen Lawinen-Airbag gerettet. Zur "Bild" sagte er: "Die Staatsanwaltschaft hat mich gerade befragt. Es laufen Ermittlungen. Ich darf zum Unfallhergang jetzt nichts mehr sagen."

    Moosbrugger: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Hotelier

    Der 42 Jahre alte Hotelier fuhr mit dem Prinzen Ski, als sich eine Lawine löste und Friso unter sich begrub. Zu den Ergebnissen der Befragung von Moosbrugger wollte sich die zuständige Staatsanwaltschaft Feldkirch am Mittwoch aber nicht äußern. Das Königshaus teilte mit, die gesundheitliche Situation sei unverändert.

    Lawinen-Drama um Prinz Johan Friso: Ermittlungen laufen

    Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit dem Unglück am Freitag gegen den Hotelbesitzer Moosbrugger wegen fahrlässiger Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen. Dabei geht besonders um die Frage, welcher der beiden Skifahrer die Lawine auslöste. (dpa, AZ)

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