Schon wieder ein „Polizeiruf 110“ und kein „Tatort“, nachdem vergangene Woche schon der Münchner Ermittler von Meuffels zugange war. Die Planung im Ersten lässt sich nicht einmal damit erklären, dass die Folge „Muttertag“ heißt.
Weil die Geschichte in einem düsteren Herbst spielt. Aha, denkt sich der Kritiker, das Erste arbeitet symbolisch. Lässt das polnisch-brandenburgische Duo sich abarbeiten an einem Mordfall, in dem Mutterliebe eine große Rolle spielt (dazu noch mehr). Erst wird im Grenzgebiet bei Stettin eine männliche Leiche gefunden. Tödliches Ende des kleinen sexuellen Grenzverkehrs mit einer jungen Deutschen aus dem nahegelnicht egenen Wüsterow.
Kritik zum Polizeiruf: "Muttertag" wird großartig
Das ermittelnde deutsch-polnische Duo aus Swiecko tut sich schwer mit der Geschichte. Lover tot, auch die vermisste Partnerin. Checkt man das Ermittlerduo Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lukas Gregorowicz) gegen den Münchner Kollegen Hanns von Meuffels vom vergangenen Sonntag, schneiden Olga und Adam eher schlecht ab.
Für die Programmplanung können die zwei nichts, aber das Klischee von der alleinerziehenden Mutter, die ihre kleine Tochter huckepack ins Kommissariat bringt, ist ein 10-Euro-Fall fürs Klischee-Schwein. Dass das Duo nicht allzu blass bleibt, liegt an ein paar witzigen Einlagen. Wenn etwa Kommissarin und Kommissar sich in einer Pension ein Bett teilen müssen.
Die wahre Stärke – und deshalb lohnt sich schon das Einschalten – bezieht „Muttertag“ zum einen aus der Regie von Eoin Moore, der in der Uckermark lebt und Tristesse, schlichtes Leben und Landschaften wie gemalt von einem neuen, depressiven Caspar David Friedrich in Szene setzt.
Zum zweiten aber macht die oft unterschätzte Schauspielerin Ulrike Krumbiegel diesen „Polizeiruf 110“ zu einem eindrucksvollen Solo für Mama. Als liebende Mutter des Hauptverdächtigen kämpft sie um ihren Sohn wie eine Löwin, irritiert über das, was geschehen sein könnte. Großartig.