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Unglück der Costa Concordia: Offizier sagt aus: Neue Vorwürfe gegen Kapitän Schettino

Unglück der Costa Concordia

Offizier sagt aus: Neue Vorwürfe gegen Kapitän Schettino

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    Kapitän Francesco Schettion soll der Besatzung der Costa Concordia befohlen haben gegenüber der Küstenwache zu lügen.
    Kapitän Francesco Schettion soll der Besatzung der Costa Concordia befohlen haben gegenüber der Küstenwache zu lügen.

    Er hatte seine Brille nicht getragen, befahl der Besatzung der Costa Concordia zu lügen - es gibt neue Vorwürfe gegen Kapitän Francesco Schettino. Die Vorwürfe wurden bei der ersten gerichtlichen Anhörung zum Schiffsunglück der Costa Concordia laut. Bei der Havarie starben 32 Menschen.

    Schettino erschien nicht aus Angst

    Schifffahrt: Wie ein Ozeanriese gesteuert wird

    Für die Führung eines Ozeanriesen in der Größe der «Costa Concordia» sind in der Regel mindestens fünf Nautiker verantwortlich.

    Zu diesen erfahrenen Seemännern gehören: Kapitän, Staffkapitän (auch für die Verwaltung der Besatzung zuständig) und drei Wachoffiziere.

    Nach Angaben des Präsidenten des Verbandes Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere, Christoph Wand, muss rund um die Uhr mindestens einer von ihnen die Fahrt überwachen.

    Das letzte Wort hat stets der Kapitän.

    Das Schiff kann auf dem offenen Meer per Autopilot gesteuert werden.

    Dazu stellt der Schiffsführer einen bestimmten Kurs ein, der Ozeanriese fährt dann automatisch in die vorgegebene Himmelsrichtung.

    Soll das Schiff selbstständig eine vorgegebene Route fahren, kommt Wand zufolge der sogenannte Trackpilot zum Einsatz.

    Hilfe bei der Überwachung der Position gibt das Satelliten-Navigationssystem GPS. Das Radar zeigt aus dem Wasser ragende Felsen und bewegliche Hindernisse wie Schiffe oder Eisberge an.

    Daneben sind elektronische Seekarten sowie Geräte zur Messung der Wassertiefe, Geschwindigkeit und des Windes wichtig.

    Die Messinstrumente müssen ständig beobachtet werden. Auch der Blick in die Umgebung ist immer wieder notwendig.

    Die Technik hilft lediglich zu erkennen, ob sich etwa ein anderes Fahrzeug nähert.

    Um die Route zu ändern, sind Menschen nötig. Im Hafen werden Schiffe in der Regel manuell gesteuert.

    Kapitän Schettino muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung,  Schiffbruchs und dem vorzeitigen Verlassen des Schiffs  verantworten. Außerdem will ihn die Staatsanwaltschaft wegen  Umweltzerstörung in einem Naturschutzgebiet zur Rechenschaft  ziehen. Er steht derzeit in seinem Haus an der Amalfi-Küste unter  Hausarrest und erschien nicht zu der Anhörung. Einer seiner Anwälte  sagte, Schettino fürchte um seine Sicherheit.

    Costa Concordia-Unglück: Schettino befahl der Crew zu lügen

    Laut italienischen Medien vom Samstag sagte der  erste Offizier, Ciro Ambrosio, aus, Kapitän Francesco Schettino habe seine Mannschaft  angewiesen, die Küstenwache über das Ausmaß des Unglücks zu  belügen.

    " Kapitän Schettino hat uns befohlen, der Küstenwache zu sagen,  dass alles unter Kontrolle sei", sagte Ambrosio laut der  Tageszeitung "Corriere della Sera". Unter Berufung auf  Verhörprotokolle zitierte die Zeitung "Il Fatto Quotidiano", der  Kapitän habe offenbar nicht zugeben wollen, wie ernst die Lage war.

    Francesco Schettino trug seine Brille nicht

    Überdies habe Schettino an dem Abend nicht wie üblich seine  Brille getragen, als er das Kommando auf der Brücke übernahm.  Angeblich habe er sie in seiner Kabine vergessen, gab Ambrosio  demnach an. Ambrosios Anwalt erklärte, sein Mandant sei der einzige  Offizier auf der Brücke gewesen, der andere Anweisungen gegeben  habe als der Kapitän.

    Die schlimmsten Schiffsunglücke

    Titanic, Estonia, Sewol: Schiffsunglücke fordern oft hunderte Menschenleben. Eine - unvollständiger - Überblick über die größten Katastrophen:

    16.12.1900: Gneisenau Sie war ein deutsches Segel-Schulschiff. Das tragische Unglück ereignete sich im Hafen von Malaga. Über 40 junge Menschen und mindestens 12 spanische Retter starben, als das Schiff vom Sturm gegen die Mole getrieben wurde und im Meer versank.

    15.06.1904: General Slocum Deutsche Einwanderer charterten den Raddampfer "General Slocom" und machten einen Ausflug auf dem East River in New York. Als das Schiff Feuer fängt, bricht Panik aus. Mehr als 1000 Menschen fanden den Erstickungstod oder ertranken.

    12.03.1907: Panzerschiff Iéna Das französische Schiff lag vor Toulon, als plötzlich die Pulverkammer explodierte. 120 Mitglieder der Besatzung starben, 150 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.

    15.04.1912: Titanic Das wohl berühmteste Schiffsunglück ist der Untergang der "unsinkbaren" Titanic. Sie befand sich auf ihrer Jungfernfahrt nach New York und rammte einen Eisberg. Nach 2 Stunden und 40 Minuten war sie untergegangen und hatte um die 1500 Menschen in den Tod gerissen. Gerade einmal 700 überlebten die Katastrophe.

    29.05.1914: Empress of Ireland Der irische Luxusliner prallte im St. Lorenz Strom mit dem norwegischen Kohlendampfer "Storstad" zusammen. Die Empress of Ireland geht unter. Rund 1000 Passagiere fanden den Tod.

    06.12.1917: Mont Blanc & Imo Die Mont Blanc war ein französisches Munitionsschiff. Im Hafen von Hallifax kollidierte sie mit dem belgischen Frachter "Imo". Die Munition explodierte und weite Teile der Stadt wurden vernichtet. An die 2000 Menschen kamen dabei ums Leben, zahlreiche wurden schwer verletzt.

    26.10.1927: Principessa Mafalda 1200 Menschen blickten hoffnungsfroh in die Zukunft, als sie 1927 auf einem Schiff Italien verließen, um woanders ein neues Leben zu beginnen. 314 von ihnen starben, als die Principessa Mafalda vor der brasilianischen Küste unterging.

    14.06.1931: Saint-Philibert Als das Ausflugsdampfer in der Loire-Mündung versank, verloren mehr als 500 Passagiere ihr Leben.

    21.09.1957: Pamir Das deutsche Segel-Schulschiff gerät westlich der Azoren in einen Sturm und kann den Urgewalten nicht standhalten. 80 Besatzungsmitglieder fanden den Tod. Nur sechs Mann blieben am Leben.

    23.01.1977: Lucona Das Frachtschiff versank im Indischen Ozean, zunächst ohne ersichtlichen Grund. Später fand man heraus, dass es mitsamt der Besatzung absichtlich versenkt wurde. Udo Proksch, dem die Wiener Konditorei "Demel" gehört, wollte auf diese Weise seine Versicherung betrügen.

    16.03.1978: Amoco Cadiz Der Öltanker havarierte vor der nordfranzösischen Küste. Über 200 Kilometer entlang der Strandlinie wurden verheerende Umweltschäden verursacht.

    13.12.1978: MS München Das deutsche Frachtschiff ist samt der 28-köpfigen Crew bis heute verschwunden. Es geriet nördlich der Azoren in einen gewaltigen Sturm und sendete Notsignale. Eine internationale Rettungsaktion blieb erfolglos.

    11.08.1979: Admirals Cup Der Admirals Cup ist eine Hochsee-Regatta. Ein Teil davon ist das Fastnet Race von Südengland nach Irland und zurück. 1979 wurde das Regattafeld von einem Orkan heimgesucht. Mehr als 300 Schiffe waren in Gefahr. 19 Menschen kamen um.

    06.03.1987: Herald of Free Enterprise Auf dem Fährschiff starben knapp 200 Passagiere. Es versank kurz nachdem es vom belgischen Hafen losgefahren war. Um schneller ablegen zu können, wurde das Bugtor erst unterwegs geschlossen.

    28.09.1994: Estonia Die Estonia war nach Stockholm unterwegs, als plötzlich die Bugklappe abgerissen wurde. Das Schiff läuft sofort voll. Mehr als 850 Menschen sterben. Bis heute sind die genauen Umstände der Katastrophe nicht geklärt.

    03.02.2006: Al Salam Boccaccio 98 Als auf der ägyptischen Fähre Feuer ausbricht, beginnt das Schiff zu sinken. Die Ursachen sind nicht bekannt, aber wahrscheinlich hat das Löschwasser die Fähre zum Kentern gebracht. Ungefähr 1000 Passagiere finden im Roten Meer ihren Tod.

    Aufschluss erhoffen sich die Ermittler von der Black Box des  Schiffes. Die Staatsanwaltschaft möchte zudem eine detaillierte  Untersuchung der entscheidenden Minuten, als Schettino die Probleme  auf dem Schiff bemerkte. Experten wollen ihrerseits feststellen, ob  die Instrumente des Luxusliners einwandfrei funktionierten.  Schettino behauptete zu seiner Verteidigung, dass er Probleme mit  einigen Instrumenten gehabt habe.

    Die gerichtliche Anhörung fand im italienischen Grosseto in der  Nähe der Toskana-Insel Giglio statt, wo die "Costa Concordia" am  13. Januar auf Grund gelaufen und gekentert war. Hunderte Anwälte,  Experten und Überlebende der Katastrophe erschienen zu der  Anhörung, die aufgrund des Andrangs im Theater von Grosseto unter  Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten wurde.

    Die nächste Anhörung soll am 21. Juli stattfinden. afp/AZ

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