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NDR-Drehbuch-Affäre: Die Angeklagten beschuldigen sich gegenseitig

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NDR-Drehbuch-Affäre: Die Angeklagten beschuldigen sich gegenseitig

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    Doris Heinze (r), ihr Ehemann (l) und eine Filmproduzentin stehen gemeinsam vor Gericht. Die langjährige NDR-Fernsehspielchefin hat bereits zugegeben, unter den Decknamen «Marie Funder» und «Niklas Becker» Drehbücher von sich und ihrem Mann beim NDR eingeschleust zu haben.
    Doris Heinze (r), ihr Ehemann (l) und eine Filmproduzentin stehen gemeinsam vor Gericht. Die langjährige NDR-Fernsehspielchefin hat bereits zugegeben, unter den Decknamen «Marie Funder» und «Niklas Becker» Drehbücher von sich und ihrem Mann beim NDR eingeschleust zu haben. Foto: Philipp Guelland dpa/lno

    Im Prozess um die Drehbuch-Affäre der früheren NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze haben sich zwei Mitangeklagte gegenseitig die Verantwortung für ein Pseudonym zugeschoben. Von wem kam die Idee, ein Pseudonym zu benutzen  - von Heinzes Ehemann oder einer Filmproduzentin?

    NDR-Drehbuch-Affäre: Mitangeklagte widersprechen sich

    Heinzes Ehemann erklärte, eine Filmproduzentin habe ihm vorgeschlagen, unter einem Decknamen zu schreiben. "Meiner Erinnerung nach kam der Anstoß von ihr", sagte der 63-Jährige am Freitag vor dem Hamburger Landgericht. Die Produzentin erklärte dagegen, sie gehe davon aus, dass er selbst die Idee dazu hatte. "Ich bin überzeugt, dass das Pseudonym nicht von mir kam."

    Heinze, ihr Ehemann und die Filmproduzentin stehen gemeinsam vor Gericht. Die langjährige NDR-Fernsehspielchefin hat bereits zugegeben, unter den Decknamen "Marie Funder" und "Niklas Becker" Drehbücher von sich und ihrem Mann beim NDR eingeschleust zu haben. Sie ist wegen schwerer Bestechlichkeit, schwerer Untreue und Betrugs angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr unter anderem verbotene Absprachen mit der Filmproduzentin vor.

    Mitangeklagte hatten "keinerlei Bedenken"

    Wegen der Position seiner Frau beim NDR habe er als Autor und Filmemacher Schwierigkeiten gehabt, Stoffe bei dem Sender unterzubringen, sagte Heinzes Ehemann. Er sei dort "wie vor eine Wand gelaufen". "Ich fand auch nichts Ehrenrühriges oder Ungerechtes dabei, das unter Pseudonym zu machen", betonte der 63-Jährige. Er sei damit "spielerisch" umgegangen. "Ich hab mir dazu ehrlich gesagt gar keine Gedanken gemacht."

    Auch die Produzentin betonte, sie habe "keinerlei Bedenken" gehabt, dass Heinze und ihr Mann Aliasnamen verwenden. Es sei nicht darum gegangen, etwas zu verheimlichen oder Heinzes Mann "etwas zuzuschustern" - sondern darum, in der Branche keinen Neid zu wecken. "Es ist eine Branche, die sich nicht viel gönnt." Sie habe nicht gewusst, dass Heinze damit gegen interne Regeln des NDR verstieß.

    Drehbuch-Affäre im NDR: Urteil am 20. September

    Die 51-Jährige bezeichnete sich als "Kreativproduzentin", sie habe sich um inhaltliche Entscheidungen gekümmert und nicht um betriebswirtschaftliche Strukturen. Sie habe "durchweg für alle Sender in Deutschland" gearbeitet, keineswegs nur für den NDR. Die Zusammenarbeit mit Heinze schilderte sie als konstruktiv, aber auch anstrengend: "Jeder, der Frau Heinze kennt, weiß, wie schwierig, wie penibel, wie anspruchsvoll sie ist. Leicht ist was anderes."

    Die Filmproduzentin hatte ihre Aussage sehr emotional begonnen. "Dieses Strafverfahren und seine Nebenwirkungen belasten mich emotional sehr", sagte die 51-Jährige mit brüchiger Stimme. Seit Beginn der Ermittlungen vor rund drei Jahren liege ihre gesamte Berufstätigkeit brach. Sie sei 2009 von einer Minute auf die andere freigestellt worden - ohne Stellung beziehen zu können. "Es wurde mir regelrecht versperrt." Ein Urteil in dem Prozess wird am 20. September erwartet. Julia Ranniko, dpa

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