Betroffen von dem Erdbeben war wieder die Region Emilia-Romagna. Der Erdstoß der Stärke 5,8 erschütterte am Dienstagmorgen gegen 9 Uhr die Gegend um Modena und war im gesamten Norden Italiens von Südtirol bis in die Toskana zu spüren. Auch in Parma und Florenz schreckte das Beben der Stärke 5,8 die Menschen auf. Am Mittag ereignete sich dann ein weiteres starkes Beben. Nach einer Bilanz der Regierung sind mindestens 15 Menschen getötet und 200 verletzt worden. Sieben Menschen gelten als vermisst. Dies gab der Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten, Antonio Catrical, am Dienstag in Rom bekannt.
Neues Beben am Dienstagmittag
Die Erdstöße am Dienstagmittag seien möglicherweise noch stärker gewesen als beim Beben am Morgen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Ansa. Nähere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.
Das erste Erdbeben ereignete sich gegen 9 Uhr, die Stöße dauerten mehrere Sekunden. Tausende Menschen rannten in Panik auf die Straße. Rund um Bologna wurde der Zugverkehr vorübergehend eingestellt. In der Toskana wurden Behördengebäude sicherheitshalber geräumt.
Fabrik stürzt nach Beben ein: Drei Tote
Beim Einsturz einer Fabrik starben in San Felice del Panaro drei Menschen, wie ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur Ansa sagte. Weitere Todesopfer gab es in Mirandola, Concordia und Finale. In Rovereto di Novi starb der Dorfpriester. Insgesamt ging man am frühen Dienstagnachmittag von zwölf Todesopfern bei dem Erdbeben aus. Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Todesopfer weiter steige, hieß es.
Erdbeben: Beschädigte Häuser stürzten ein
In der gesamten Region stürzten Gebäude ein, die bereits bei dem vorangegangenen Beben neun Tage zuvor schwer beschädigt worden waren. "Letzte Nacht war die erste, die wir seit dem ersten Erdbeben wieder zu Hause verbracht haben. Und dann kam das nächste Beben", sagte ein Bewohner der Stadt Sant'Agostino dem Sender Sky TG24.
Venedig: Statue stürzt um
In Venedig stürzte durch die Erschütterung eine Statue nahe dem Piazzale Roma in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs um und krachte haarscharf neben einer Passantin aufs Pflaster. Polizei und Zivilschutzbehörden in ganz Norditalien wurden mit Anrufen verängstigter Bürger überschüttet, das Telefonsystem war in den Minuten nach dem Erdstoß zeitweise überlastet. In Italien bebt seit Tagen immer wieder die Erde. Italienischen Medien zufolge wurden seit dem schweren Beben vom 20. Mai 417 Nachbeben gezählt, davon drei mit einer Magnitude über 5,0.
Das Erdbeben vom 20. Mai in der Region um Ferrara hatte sieben Menschen in den Tod gerissen und schwere Schäden an historischen Bauten und Kirchen angerichtet. Tausende Menschen wurden obdachlos. Rund 7000 Menschen werden seither in Zeltlagern und Notunterkünften betreut. AZ, afp, dpa
Chronologie der Erdbeben in Norditalien
20. Mai: Um 4.04 Uhr wird ein Beben der Stärke 6,0 gemessen. Sieben Menschen sterben, viele historische Gebäude werden beschädigt. Um 5.35 Uhr verursacht ein Nachbeben der Stärke 3,3 neue Panik. Um 5.44 Uhr richten Stöße der Stärke 2,9 weitere Schäden an. Bis zum Abend folgen weitere Nachbeben bis zur Stärke 5,1.
21. Mai: Wegen mehrerer Nachbeben bis zur Stärke 3,7 am frühen Morgen trauen sich die Menschen nicht in ihre Häuser.
23. Mai: Nach Beben der Stärke 2,2 und 2,7 in der Nacht erschüttern um 8.51 Uhr Stöße der Magnitude 3,7 die schwer getroffenen Orte.
24. Mai: Ein Nachbeben erreicht in der Nacht die Stärke 4,3.
26. Mai: Die Erde kommt nicht zur Ruhe, die Beben sind aber schwächer als an den vorangegangenen Tagen.
27. Mai: Immer neue Erdstöße bringen die Menschen zur Verzweiflung, die stärksten erreichen am Abend die Magnitude 4,0.