Zack. Da ist es wieder. Das beliebte „Die jungen Leute haben heute überhaupt keine Manieren mehr“-Klischee. Ein Klassiker. Aber nein, hier sprechen nicht ein paar miesepetrige Herrschaften, die es sich mit einem Kissen am Fenstersims gemütlich gemacht haben, um spielende oder gar lärmende (!) Kinder auf frischer Tat zu ertappen. Nein, hier sprechen drei Viertel der Deutschen. Also quasi die Mehrheit. Und die sagt, dass es nicht verkehrt wäre, den Kindern in einem eigenen Schulfach Anstand beizubringen.
Gescheites Benehmen als Wahlfach
Manieren statt Mathe? In einer Studie sprachen sich jedenfalls 51 Prozent der Befragten dafür aus, „Benimm-Kurse“ verpflichtend in den Unterricht einzubauen. Weitere 24 Prozent fänden es gut, den jungen Menschen gescheites Benehmen zumindest als Wahlfach anzubieten. 1330 Leute nahmen an der Umfrage teil. Besonders die Älteren finden Umgangsformen-Unterricht unbedingt unumgänglich.
Nun stellen sich gleich mehrere Fragen. Was soll so ein Schul-Knigge den Kindern beibringen? Reicht einfaches Straßenbahn-Sitzplatz-Anbieten? Oder muss eine Händeschüttel-Handreichung mit rein? Gehört der weiterführende Handkuss (Oberstufe?) genau genommen nicht schon in den Bio-Unterricht? Und was ist mit dem Tüten-für-Tanten-die-Treppen-Rauftragen? Schön wäre ja auch ein Audiotraining auf dem Smartphone. So würden Schüler praktisch im Vorbeigehen lernen, wie es geht.
Wobei: Wie soll man ihnen dann nachher wieder klarmachen, dass es im Falle eines bevorstehenden Gesprächs mit einem Mitmenschen hilfreich sein kann, die Ohrstöpsel mal aus den Lauschern zu nehmen?