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50. Todestag: Marilyn Monroe: Für immer blond

50. Todestag

Marilyn Monroe: Für immer blond

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    Marilyn Monroe: Vieles spricht dafür, dass sich die Schauspielerin mit einer Überdosis Schlaftabletten selbst das Leben genommen hat.
    Marilyn Monroe: Vieles spricht dafür, dass sich die Schauspielerin mit einer Überdosis Schlaftabletten selbst das Leben genommen hat. Foto: dpa

    Es ist eines der tiefsten Mysterien der Geschlechterforschung, welch große Rolle die Haarfarbe der Frauen spielt. Und das Faszinierendste dabei ist, dass der ewige Adam offenbar auf Blond besonders reagiert. Wie sonst kann man sich erklären, dass im Hollywood der 1930er Jahre die heftig gefärbte Jean Harlow als Blonde die Männer verrückt machte? Selbst Grace Kelly in ihrer vornehmen Erscheinung soll der Natur nachgeholfen haben, bevor sie Fürstin von Monaco wurde. Und Kim Novak verwandelte sich in dem Film „Vertigo“ von einer Brünetten in die Blondine, die James Stewart faszinierte.

    Kein Wunder, denn Regisseur Alfred Hitchcock vertrat die Ansicht, dass die Veränderung der Frau durch das Haarefärben und die Verwandlung in einen anderen Typus eine Variante des Ausziehens bedeutete – also eine gehörige Portion Erotik ins Spiel brachte.

    Marilyn Monroe hat das alles gewusst, obwohl sie nie einen Film mit Hitchcock gedreht hat. 50 Jahre ist es jetzt her, dass sie am 5. August 1962 tot in ihrer Wohnung in Los Angeles aufgefunden wurde. Unter nie ganz geklärten Umständen – offiziell an einer zu heftigen Schlafmitteldosis. Was nicht überraschte, da längst bekannt war, dass der blonde Engel Hollywoods seit langem medikamentenabhängig war. Drogen- und Alkoholexzesse bestimmten die letzten Lebensjahre der Norma Jeane Baker, wie sie eigentlich hieß. Und die Gerüchte, dass sie mit dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy und seinem Bruder Robert eine Affäre hatte, sind nie verstummt.

    Die Filmkritiker taten sich lange schwer mit ihr

    Gerade 36 Jahre alt ist sie geworden. Zum Zeitpunkt ihres Todes galt sie in der Diktion ihrer Zeit als Sexbombe, die auch noch Vergleiche aushalten musste mit dem ebenfalls künstlich blonden Star Europas, Brigitte Bardot. Es dauerte bis in die späten 1970er Jahre, bis Filmkritiker die Qualitäten der am 1. Juni 1926 in Los Angeles geborenen Schauspielerin entdeckten. Feministinnen sprangen zügig auf das Monroe-Fanboot auf und zeigten Mitleid mit dem armen Hascherl, das seine Rolle im bösen Hollywood spielen musste.

    Plötzlich gab es auch in Deutschland Bars, in denen riesengroß das Poster hing mit dem aufgewirbelten weißen Kleid über der Lüftung der U-Bahn. Klar, das war der Kinohit „Das verflixte siebte Jahr“, in dem die Monroe einem verdutzten Strohwitwer erzählt, dass sie in der New Yorker Sommerhitze ihre Höschen im Kühlschrank lagert.

    Was dabei vergessen wird: Ende der 1940er Jahre hatte Marilyn – damals schon ein erfolgreiches Model – zusammen mit einem Visagisten und mithilfe von begeisterten Fotografen bereits den „ Monroe-Look“ entwickelt: den blonden Vamp, naiv und sexy. Und die junge Frau, die mit ihren kurzen Beinen und dem ausladenden Po auf dem Laufsteg nicht durchgegangen wäre, merkte schnell, was ein Augenaufschlag und ein gleichsam ins Nichts gehauchter Kuss wert sind. Noch nie in der Geschichte der Promi-Fotografie gab es jemanden, der so ungeniert mit der Kamera flirten konnte.

    Im Kino war das nicht anders. Sie hatte ein sagenhaftes Talent, sich zu bewegen. In dem Film „Niagara“ kann man Marilyn bei einem Spaziergang beobachten. Sie trägt ein sündhaft rotes Kleid. Ihr Gehen war Ausdruck von Körperlichkeit, physischer Präsenz. In Billy Wilders Komödie „Manche mögen’s heiß“ stakst sie am Bahnhof einen Zug entlang und plötzlich jagt die Lokomotive eine Ladung Dampf auf den Bahnsteig. Das muss nicht weiter interpretiert werden.

    Marilyn Monroe: Viele wollen sein wie sie

    Wie gut die Monroe war, zeigt sich an all ihren blonden Pseudo-Nachfolgerinnen, die Hollywood ins Rennen schickte und deren Namen längst vergessen sind. Keine der Barbies aus der TV-Szene konnte mit Marilyn konkurrieren, die freilich von guten Drehbuchautoren profitierte. In dem Klassiker „Blondinen bevorzugt“ ist sie so eiskalt berechnend, dass man fast das Fürchten bekommt. Von wegen naiv. Die junge Frau mit Namen Lorelei Lee steht auf reiche Männer und Klunker, denn schließlich sind „Diamanten die besten Freunde eines Mädchens“.

    Deswegen trifft auf die Monroe, die passable Gedichte geschrieben hat, nicht das Klischee der zahlreichen blonden Kurvenstars jener Zeit zu, über die Hans Scheugl mal geschrieben hat: „Sie waren einfältig, und für den Mann bildeten sie eine sichere Potenzstütze.“ So der Filmhistoriker in dem Buch „ Sexualität und Neurose im Film“.

    Heute spielt ein Popstar wie Madonna ironisch mit blondem Haar, wechseln Reese Witherspoon oder Charlize Theron die Farbe, wie es gerade passt und wie es die Rolle erfordert. Bloß keine Klischees.

    Welten liegen zwischen der Dauerblonden Daniela Katzenberger und dem Hollywoodstar M.M. Aber blond zu sein und sonst nichts anderes, wirft offenbar noch immer was ab. Weil dem Klischee zufolge sich viele Mitglieder der Spezies Mann angesprochen fühlen.

    Männer bereiteten dem Superstar mehr Probleme als Freude. Die Monroe hatte drei Ehemänner, darunter den Dramatiker Arthur Miller („Hexenjagd“). Die Verbindung „body and brain“ (Körper und Hirn) funktionierte aber nicht. Und Vorgänger Joe DiMaggio, ein berühmter Baseballstar, hatte überhaupt keine Antenne für seine sensible Frau und ihre Filmarbeit.

    Filme hinterließ sie 32 an der Zahl, darunter „Manche mögen’s heiß“ als größten Erfolg. Wo sie sich geschworen hatte, die Finger von Musikern zu lassen, um dann doch bei dem armen Tony Curtis zu landen, anstatt einmal das dicke Ende der Wurst zu fassen zu kriegen.

    Marilyn: Was wäre, würde sie heute noch leben?

    Marilyn Monroe ist unsterblich. Der Name gab auch dem Film „Who killed Marilyn?“ die nötige Aufmerksamkeit. Die Krimi-Komödie um ein Starlet, Käse und die französische Provinz kam passend zum Todestag in die Kinos.

    Bleibt die leicht ketzerische Frage: Was wäre aus der Monroe geworden, würde sie heute noch leben, mit 86 Jahren? Hätte sie den Sprung zur Charakterdarstellerin geschafft? Wäre sie als eine Art großmütterliche Doris Day im Fernsehen gelandet? Wahrscheinlicher ist, dass sie den Herausforderungen des Berufs und der Unterhaltungsindustrie nicht mehr gewachsen gewesen wäre. Allenfalls in der Lage, als krasse Parodie ihrer selbst bei Empfängen aufzutauchen.

    Offenbar vertragen sich längeres Leben und Mythologie in der Glitzerwelt nicht. Oder kann man sich James Dean im Rollstuhl vorstellen?

    Es sind gerade die Widersprüche in der Biografie, die Liebschaften, die Krankheiten und einige wenige Filme, die den unglücklichen, hochbegabten Star Marilyn Monroe leuchten ließen. Aus diesen Zutaten werden Mythen gebastelt. Sie entstehen ja nicht von selbst.

    Marilyn selbst hat einmal gesagt: „Insgeheim habe ich immer das Gefühl gehabt, nicht vollkommen ,echt‘ zu sein. So etwas wie eine gut gemachte Fälschung ... In meinem Fall geht das so weit, dass ich manchmal denke, ich sei nur ein Kunstprodukt.“

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