Horror pur am ersten Ferientag in Baden-Württemberg: Ein 12-jähriges Mädchen wurde mitten im beschaulichen Kurort Unterkirnach im Schwarzwald-Baar-Kreis am Freitag gegen 19.30 Uhr von drei Männern gekidnappt und missbraucht.
Das Mädchen verbrachte den Auftakt der großen Ferien im Unterkirnacher Bad und war zu Fuß auf dem Heimweg, als die schrecklichen Ereignisse ihren Lauf nahmen.
Nach Angaben von Kriminalkommissar Bernd Lohmiller wurde die Kleine zunächst aus einem offenbar langsam neben dem Gehsteig fahrenden Kleintransporter angesprochen. „Komm, steig ein“, soll einer von drei in dem dunklen Lieferwagen kauernden Männern zu dem Kind gesagt haben, berichtete der Polizist am Sonntag gegenüber dem SÜDKURIER. „Das Mädchen hat sich völlig richtig verhalten und ist weitergelaufen“, sagt Lohmiller.
Männer verfolgten die 12-Jährige auf dem Heimweg
Die Männer im Lieferwagen sollen die 12-Jährige jedoch weiter verfolgt haben. Offenbar öffnete sich dann ein paar Meter weiter seitlich an dem Fahrzeug eine Schiebtür. Ein im hinteren Bereich des Wagens befindlicher Mann soll die Kleine mit der Hand gepackt und in den Wagen gezerrt haben. Diese Ereignisse spielten sich nach Angaben der Polizei auf dem Schlossbergweg und damit mitten in einem Wohngebiet ab. Die Ermittler vermuten, dass viele Familien den Abend auf Balkonen und Terrassen verbracht haben und hoffen auf wichtige Hinweise. „Die ganze Schreckensfahrt dauerte dann drei oder vier Minuten“, schilderte Lohmiller weiter.
Der dunkle Wagen, der schwarz, blau oder auch dunkelgrau sein könnte, war an der Seite offenbar mit einem blauen „Y“ mit blauem Kreis verziert. Das Kennzeichen des Wagens ist unbekannt. Der Wagen soll langsam den abschüssigen Schlossbergweg hinab gerollt und in die zentrale Hauptstraße eingebogen sein. Auch hier erhofft sich die Polizei wichtige Zeugenangaben, etwa von Abendspaziergängern oder Cafébesuchern. Das Fahrzeug soll in der Folge in die Richtung Oberkirnach führende Talstraße nach links abgebogen sein.
Schläge und sexuelle Handlungen
Im Inneren des Wagens durchlebte die Kleine die schrecklichsten Minuten ihres noch jungen Lebens. Einer der Männer soll ihr das T-Shirt vom Leib gerissen haben. Die 12-Jährige soll im Fahrzeug auch geschlagen worden sein. Zudem soll es zu massiven sexuellen Handlungen und auch zum Versuch einer Vergewaltigung gekommen sein, berichtete Bernd Lohmiller von der Kriminalpolizei am Sonntag weiter. Der Fahrer des Wagens richtete seine Augen offenbar weniger auf die Straße als vielmehr auf das offenbar heftig kämpfende Mädchen, das sich hinten im Wagen der beiden anderen Männer zu erwehren hatte. „Das Fahrzeug ist auf der Talstraße am zweiten Fußgängerüberweg Richtung Oberkirnach beinahe mit einem entgegen kommenden Wagen zusammengestoßen und rechts gegen den Bordstein geschrammt“, schildert der Kriminalkommissar weiter.
Mädchen gelingt die Flucht
Die tapfere 12-Jährige nutzte diesen Moment. Es gelang ihr, die Türe aufzureißen. Wie durch ein Wunder konnte sie sich brutalen Übergriffen der beiden Männer im hinteren Teil des Wagens entziehen. "Die Eltern haben nicht lange gefackelt und sind zur Polizeiwache gekommen“, sagte Lohmiller am Sonntag weiter. Die Polizei veröffentlichte nach den Vorfällen vom Freitagabend 36 Stunden später eine Schilderung der Vorgänge plus eine Täter- sowie Fahrzeugbeschreibung.
Demnach sollen zwei der Verbrecher einen asiatischen Eindruck hinterlassen haben, der dritte Mann soll auffallend hellhäutig gewesen sein. Die Polizei fragt, wer einen dunklen Lieferwagen mit seitlicher Schiebetür Freitagabend oder am Wochenende im Bereich Spielscheune und Hallenbad in Unterkirnach gesehen hat.
Wem ist ein Fahrzeug bekannt, das zu dieser Beschreibung passt und das mit dem Buchstaben „Y“ verziert ist? Der Buchstabe „Y“ ist mit einem blauen Kreis umrandet. Lohmiller sagte am Sonntag weiter, dem Mädchen seien nach Hinweisen von Bürgern bereits erste Fotos von Verdächtigen vorgelegt worden. Die Bilder stammen nach Angaben des Polizisten aus einem Wohnheim der Region. Das Mädchen habe aber mit dem kopf geschüttelt. Eine Videoüberwachungsanlage in einem Gebäudebereich des Hallenbades wurde ebenfalls geprüft. Es gebe, so der Kommissar, nur Innenaufnahmen. Am Sonntagabend sagte Lohmiller es gebe zahlreiche Hinweise auf einen schwarzen Van, „bislang aber ohne Kennzeichen“.
„Das Kind ist geschockt. Es ist zuhause bei seinen Eltern“, sagte Bernd Lohmiller von der Kriminalpolizei am Sonntag. Alle Hinweise bitte rasch unter der Rufnummer 0 77 21 - 60 10, Polizeidirektion Villingen-Schwenningen.